Konverter: Planungen werden konkreter
Netzbetreiber Amprion arbeitet am günstigsten Verlauf der Hochspannungsleitung von der Nordsee ins Rheinland. Dabei geht es auch um die Überquerung des Rheins bei Wesel.
Der Netzausbau für die Stromautobahnen von Nord nach Süd geht in die nächste Phase. Die Amprion GmbH aus Dortmund hat die Planungen für die neu zu bauende Trasse A-Nord konkretisiert — sprich: das Unternehmen geht in eine intensive Dialogphase, um die beste Verbindung zwischen den Netzverknüpfungspunkten Emden-Ost an der Nordsee und Osterath herauszufinden.
Vorwiegend soll die 300 Kilometer lange Strecke, eine der drei Hauptschlagadern der Energiewende, als Erdkabel verlaufen. 2020/21 soll Baubeginn sein, 2025 die Stromautobahn in Betrieb gehen. Bei Wesel wird die Super-Trasse voraussichtlich den Rhein unterqueren. „Dies ist die anspruchsvollste Herausforderung und wird ein Meilenstein“, sagte Projektleiter Klaus Wewering. Auf die Standortplanung für den umstrittenen Stromkonverter hat das keine Auswirkungen. „Der Standort ist aus technischer Sicht nicht entscheidend, wohl aber der Zeitpunkt der Entscheidung“, sagt Wewering.
Tatsächlich sieht sich Amprion bei seinem Ziel, den für die Energiewende dringend benötigten Stromkonverter zu bauen, diversen Hindernissen ausgesetzt. Während A-Nord nun in die Offensive geht, hakt es bei „Niederrhein-Osterath“ wegen gerichtlicher Verfahren. Beide Trassen-Projekte könnten die Rheinquerung gemeinsam nutzen, doch die Planungsunsicherheiten verzögern die Entwicklung.
Ausgangspunkt der Überlegungen ist das Umspannwerk an der Lippe in Obrighoven, das Knotenpunkt für die Durchleitung für die erneuerbare Energie ist. Wechselstromleitungen sammeln den Windstrom aus dem Norden ein und liefern ihn über Gleichstromverbindungen Richtung NRW. Der Fluss der Energie beginnt und endet an Konvertern, sozusagen die Steckdosen am Leitungsende, mit deren Hilfe der Strom wieder umgewandelt wird. Im Bundesbedarfsplangesetz ist die Station Osterath als Netzverknüpfungspunkt festgelegt. Geht es nach den Wünschen von Amprion, soll der Konverter auf der sogenannten Dreiecksfläche in Kaarst, direkt an der Grenze zu Osterath, entstehen. Doch die Pläne sind stark umstritten. Noch ist im Regionalplan-Entwurf „Kiesabbau“ für die Fläche zwischen Bahn, A 57 und L 30 in Kaarst vorgesehen. Sie weist mit 1,3 Kilometern die weiteste Entfernung zur Wohnbebauung der ursprünglich 20 untersuchten Standorte auf. Zu ändern wäre die Zweckbestimmung als Kiesabbaufläche nur auf zwei Arten: Entweder durch eine Änderung des Regionalplanentwurfs — das ist aber nicht in Aussicht. Die Alternative ist, dass die Bundesnetzagentur ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren initiiert. Dafür braucht es aber ein Einvernehmen mit der Stadt Kaarst. Deren Stadtrat hat dem Konverter jedoch bereits 2014 eine klare Absage erteilt. Kommt Kaarst nicht, wäre derzeit Gohr die Alternative. Gegen diesen Automatismus haben sich vor kurzem die Bürgermeister aus Dormagen, Grevenbroich und Rommerskirchen gewandt, eine Neubewertung aller Standorte gefordert und somit auch Osterath wieder ins Spiel gebracht. „Zu 99 Prozent kommt der Konverter nicht nach Kaarst, aber man weiß nie, was noch passiert“, sagt jetzt Guido Otterbein von der „Bürgerinitiative kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss“. „Wir plädieren deshalb für einen Runden Tisch mit allen beteiligten Kommunen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden.“