Landrat: Amprion soll Gutachten nachbessern
Hans-Jürgen Petrauschke stellte sich gestern über eine Stunde den Fragen der Konverter-Gegner. Er schließt keine Fläche als Standort aus.
Natürlich gab es kein Ergebnis nach dieser Runde. Natürlich sagt der Landrat nicht: „Der Konverter kommt nicht nach Osterath“. Er sagt auch nicht: „Der Konverter kommt auf jeden Fall nach Kaarst.“ Aber er sagt zumindest: „Ich schließe die Dreiecksfläche in Kaarst nicht aus.“ Mehr Konkretes schien nicht möglich. Den zahlreichen Besuchern gestern Nachmittag im JuCa in Osterath, mitten in der Ausstellung mit hunderten von Zeitungsartikeln über den Kampf gegen den Konverter, reicht das alles nicht. Sie sind wütend, enttäuscht, in Sorge. Sie wollen nicht, dass der Konverter nach Osterath kommt — „zu nah an der Wohnbebauung“, sagen sie. Sie fragen sich auch: „Warum dauert es so lange, über vier Jahre, bis etwas geprüft ist?“
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke kann nicht auf alle Fragen eine Antwort geben. Er kann nur immer wieder sagen: „Egal, welche Entscheidung getroffen wird: Sie muss rechtssicher sein.“ Eine seiner Theorien: Die Entscheidung fällt für Kaarst, es wird geklagt — „und dann entscheidet der Bundesgerichtshof doch für Osterath“. Das will natürlich niemand im aufgebrachten Publikum hören. „Ich habe Verständnis für ihre Sorgen“, sagt der Landrat, der immer wieder in seinen Antworten unterbrochen wird. Selbst die Moderatoren — Thomas Wolfgramm und Norma Köser-Voitz — die die Fragen stellen, fallen ihm und sogar sich gegenseitig ins Wort. So entwickelte sich eine emotionale Diskussion.
Der aktuelle Stand nach der letzten Sitzung des Regionalrates: Das Land Nordrhein-Westfalen prüft zumindest die Auskiesung auf der Dreiecksfläche. Hintergrund ist das Konzept zur Rohstoffsicherung, das für den neuen Landesentwicklungsplan entwickelt wird. Das kann bedeuten, dass dort kein Kies mehr abgebaut werden soll — und das kann bedeuten, dass der Konverter dann nach Kaarst kommt. Aber: Es muss das alles auch nicht bedeuten. Irgendwie ist alles offen, drehen sich alle immer wieder im Kreis. Und weil Amprion in der vorherigen Sitzung des Planungsausschusses im Regionalrat plötzlich mit Wasserschutzzonen kam, die man durch den Konverter nicht stören darf, ist sich Landrat Petrauschke sicher: „Die sollten noch mal mehr prüfen, auch andere Standorte sich noch mal angucken und ihr Gutachten generell nachschärfen.“ Bei der Formulierung „andere Standorte“ denkt er an Krefeld-Fichtenhain oder an das Braunkohlegebiet.
Die Konverter-Gegner sind nicht wirklich zufrieden mit diesen vagen Formulierungen und wissen nur eins: „Wir werden weiter Präsenz zeigen, werden weiter protestieren“, so Thomas Wolfgramm. Ansonsten muss sowieso gewartet werden: auf Amprion und deren Unterlagen für die Bundesnetzagentur, auf die Bundesfachplanung, auf das Planfeststellungsverfahren, die Änderungen im Landesentwicklungsplan, auf die Stellungnahme im nächsten Regionalrat am 12. Juli sowie auf ein Gutachten des geologischen Dienstes, das die Kiesabbauflächen untersucht. Mit Ergebnissen in diesem Jahr wird schon fast nicht mehr gerechnet.