Lank: Erkenntnisse aus dem Tagebuch

Kultur: Tina Teubner kann mit ihrem 10. Programm im Wasserturm überzeugen.

Lank. Tina Teubner kommt aus einem guten Jahrgang, trotz erstem Blauem Bock, Wembley-Tor und Beatles-Aus. Grand Crus zeichnen sich dadurch aus, dass sie eben irgendwie besonders sind, das gilt für Wein, aber auch Kaffee, Schokolade und - Tina Teubner. Die sagt es so: "Als Schubert so alt war wie ich, war er schon 13 Jahre tot."

Für die herbschöne Chansonette mit der Ukulele ist es das Endziel, mit 70 nicht so bemitleidenswert auszusehen wie Guido Westerwelle mit 40 Jahren.

Das Leben ist gar nichts ohne wahre Liebe, weiß die Merkel-Imitatorin, bereut aber schon ein wenig, nicht ein einziges Mal wenigstens Syphilis gehabt zu haben.

Diese und weitere Blüten der Weisheit blühen im neuen, dem 10. Programm Teubners, dieser examinierten Violinistin. "Aus dem Tagebuch meines Mannes" nennt Teubner es.

Daraus schöpft sie brauch- und formbare Platitüden. Letztlich diene es dem Frieden und sei ein Akt der Nächstenliebe, mal zu sagen, was die komischen Männer den Frauen so vorenthalten und statt dessen aufschreiben. Zuviel dürfe man jedoch auch vom geschriebenen Wort des schweigsamen Geschlechts nicht erwarten, denn: "Auch verschlossene Schränke sind oft trotzdem einfach nur leer."

Tina Teubner singt, reimt, unterhält, berührt und harmoniert mit dem Johannes Brahms verfallenen Bühnenpartner Ben Süverkrüp am Klavier, trotz und gerade beim loriothaften "Beschimpfungsduett", immer haarscharf in Flachwitznähe: besonders, speziell, eigenartig, originell. Teubner kennt sich nicht nur aus mit den weiblichen ehestreitkulturellen Optionen Kopfschmerz, Depression und Hausfaschismus, sie weiß auch, wie innere Immigration geht, wer tatsächlich wessen Geld aus dem gemeinsamen Fenster wirft und warum die erste Englischstunde für den Nachwuchs zwingend schon im Kreißsaal stattfinden muss. Das so geschickt und schön Vermengte nennt sie im Untertitel ihres Programms wahrheitsgemäß "Lieder, Kabarett, Unfug".