Lank/Kabarett: Analyst der Wirtschaftskrise
HG Butzko präsentiert „Verjubelt“ im Wasserturm.
Lank. Rein äußerlich macht er nicht viel her. Hans-Günther Butzko, der sich gerne mit HG abkürzt, als nachlässig gekleidet zu bezeichnen, kommt einem Kompliment nahe. Vergleichbar Negatives kann man zum Glück über das Mundwerk des Kabarettisten nicht sagen. In einem bisweilen erstaunlich an Jürgen von Manger erinnerndem Ruhrpott-Dialekt schwadroniert der Gelsenkirchener in seinem neuen Programm "Verjubelt" über die Ursachen der Weltwirtschaftskrise.
Seine Thesen klingen dabei größtenteils erstaunlich einleuchtend, vor allem wenn Butzko mit anschaulichen Beispielen aus Pokerrunden, Box-Wetten oder Kaderzusammenstellungen für Fußballmannschaften den Bogen in die reale Welt spannt - dort, wo nicht Investment-Banker mit virtuellem Geld zocken, sondern noch jeder selbst seine Zeche zahlt und die Wirtschaft ohne Schulden verlässt.
Die Schirmmütze tief in die Stirn gezogen erteilt der 45-Jährige dem Publikum mit Feuereifer lehrreichen Nachhilfeunterricht in Sachen Kapitalismus. Gerne unterstreicht er seine Worte dabei mit seinem ausgestreckten rechten Arm, den er bohrend in den Saal streckt, während die linke Hand in der Hosentasche verschwindet - wenn sich Butzko damit nicht gerade am Bistrotisch festhalten muss, weil er sich mal wieder so in Rage geredet hat.
Ackermann und Merkel sind seine Lieblingsopfer. Aber Butzko würzt seine Tiraden auch gerne mit Zitaten von Goethe oder anderen "großen deutschen Philosophen" wie Rudi Assauer. Anlass für übertriebenen Optimismus gibt es seiner Ansicht nach ohnehin nicht, auch wenn wir wirtschaftlich die Intensivstation verlassen haben.
Aber man denke nur an das irgendwann versiegende Erdöl - jenem Rohstoff, aus dem heutzutage quasi alles besteht, auch Kosmetika. "Da wird sich manche Frau beim morgendlichen Blick in den Spiegel fragen, ob die Burka nicht vielleicht doch eine reizvolle Alternative darstellt", konfrontiert Butzko die Damen im Saal des Forum Wasserturms nicht gerade charmant mit dem womöglich Unausweichlichen. Aber Butzko ist ja auch nicht gekommen, um dem Zuschauer Honig um den Bart zu schmieren.