Pavel Skate „Das Skaten hat mir das Leben gerettet“
Die Biografie Donald Campbells ist eng mit Skateboards verbunden. In seiner Werkstatt entstehen viele Neuheiten und aufwendige Unikate.
Wer zu Donald Campbell in die Werkstatt kommt, fühlt sich direkt wohl. Neben einem Sofa steht ein Flipper-Automat. An den Wänden hängen bunte Bretter, die für den 57-Jährigen wie eine Reise durch sein Leben sind: „Das sind alles Erinnerungsstücke. Auch das erste Brett, an dem ich geübt habe, hängt hier.“ Im Nebenraum steht normalerweise eine kleine Minirampe, „für mein Vergnügen“. Sein Arbeitsplatz ist für ihn nämlich auch eine Art Rückzugsort.
Im Alter von 17 flog Campbell zum ersten Mal in die USA und tauchte dort in die Skate-Szene ein. Diese Zeit hat sein Leben geprägt: Ohne den Sport wäre er wohl nicht der, der er jetzt ist. „Ich bin in der Punk-Rock-Szene groß geworden. Das Skaten hat mir geholfen, dass ich dort nicht komplett abgerutscht bin. Es hat mir das Leben gerettet.“ Seitdem bestimmt das Skaten das Leben des Düsseldorfers.
1983 gründete er seine Firma Pavel Skates. „Pavel ist mein dritter Vorname“, erklärt der ehemalige Deutsche Meister: „Damals sprachen alle immer davon, ein Brett zu bauen, weil das einfach cool war.“ Gemacht hatte es aber keiner. Also hat Campbell die Initiative ergriffen. 1999 mietete er eine Halle auf dem Areal Böhler, um seine Vision zu verwirklichen. „Da wurde aus Spaß Ernst“, sagt er und lacht: „Das war hier früher noch ganz anders als heute. Jeder kannte jeden. Heute gibt es sehr viel Fluktuation. Auch wenn auf dem Gelände in den letzten Jahren viel Tolles passiert ist, vermisse ich manchmal die alten Leute.“ Zu denen gehören die Besucher der Skatehalle, die Campbell dort aufgebaut hatte. Als die 2014 geschlossen wurde, brach eine Welt für Campbell zusammen. „Die Halle war für Düsseldorf wahnsinnig wichtig, sonst gab es nichts zum Skaten“, sagt der 57-Jährige, der sich selbst gerne als den „bunten Vogel“ vom Areal Böhler bezeichnet.
Mit den T-Shirts verdient Campbell mehr als mit den Boards
Zum Bau der Boards kam noch das Drucken von T-Shirts dazu, was mittlerweile der wichtigere Bestandteil seines Geschäftes ist: „Als ich das erste Mal gesehen habe, wie meine Shirts in Amerika verkauft wurden, war ich richtig stolz.“
Campbell arbeitet alleine, mag es nicht, die Verantwortung für andere zu übernehmen, erklärt er. Da alles Handarbeit ist, hat er viel zu tun. Die Holzbretter bekommt er geliefert, früher hat er sie auch mal selbst gepresst, aber das war viel zu teuer. Die Motive denkt Campbell sich meist selbst aus. Manchmal arbeitet er auch mit bekannten Skatern oder mit Grafikern zusammen: „Da ist es mir aber wichtig, dass die noch mit der Hand zeichnen können. Die Motive sollen schließlich immer etwas Lebendiges haben.“
Das Siebdruckverfahren
ist Campbells Spezialität
Der 57-Jährige arbeitet mit zwei Verfahren. Auf seinen Siebdruck ist er besonders stolz. „Das können in Deutschland vielleicht ein oder zwei Personen. Ich kann sogar ein ganzes Brett so bedrucken, das kann fast keiner. Bis man das richtig kann, versiebt man bestimmt 100 Bretter“, sagt er. Den Holzrahmen für den klassischen Siebdruck hat er selbst gebaut. Das Brett einzuspannen ist Millimeterarbeit, das Motiv soll perfekt platziert sein. Dann kommt das Sieb mit dem Motiv darüber, auf dem mit einem Rakel die Farbe verteilt wird. Viele Bretter kann er so nicht bedrucken, denn die Farbe riecht beißend. Früher hat er auch mit einer Atemmaske gearbeitet, aber die sei einfach unbequem und auch nicht oldschool genug.
Beim zweiten Verfahren kommt eine Transferpresse zum Einsatz. Sie lässt mit 3,5 Tonnen Druck und 250 Grad mit Siebdruck bedruckte Folie mit dem Brett verschmelzen. Auch seine Shirts bedruckt Campbell in einem riesigen Apparat manuell im Siebdruckverfahren.
Früher hat Campbell auch Bretter für große Unternehmen wie „Titus“ gefertigt. Das macht er heute nicht mehr, da ihm deren Unternehmenspolitik nicht gefällt, wie er sagt. Manchmal produziert er für Skateshops. Gerne experimentiert der Unternehmer mit Farben und Materialien, besonders bei seinen speziellen Stücken. Als er seine ersten Slalombretter aus Fiberglas, Karbon und Schaumstoffkern präsentierte, habe die Szene über ihn gelacht, sagt sich Campbell. Schnell wurde das „Roadster von Paul Price“ aber weltweit zum Renner und überall kopiert: „Ich bin ja nur eine kleine Nummer und konnte das nicht schützen lassen.“ Noch heute verkauft er die Nachfolger des Bretts mit 3D-Kontakt weltweit: „Die kosten rund 600 Euro, halten aber ewig.“
Die Werbung für seine Werkstatt laufe über Mundpropaganda
Leben kann Campbell von seiner Werkstatt nicht. Das liegt vielleicht auch an seiner Philosophie. Ihm sei es wichtig, keinen über den Tisch zu ziehen und faire Preise zu haben. „Reich zu werden war nie mein Ziel: Ich möchte nur entspannt Geld verdienen und keinem weh tun. Die Leute sollen wissen, dass ich korrekt bin.“ Seine Produkte verkauft er über Mundpropaganda. Einen Laden oder Onlineshop hat er nicht. Aber über seine Homepage kann man Kontakt zu ihm aufnehmen.
Halbtags arbeitet der Skater für den Stadt-Sportbund im Düsseldorfer Skatepark Eller, für den er zehn Jahre lang selbst hart gekämpft hat. „Das macht sehr viel Spaß. Es ist toll, junge Talente zu fördern und mit ihnen ein Stück des Weges zu gehen“, meint er. Die Olympia-Hoffnung Lenni Janssen gehört beispielsweise zu seinen Entdeckungen. Durch diesen Arbeitsmix wird es Campbell nie langweilig: „Für mich ist es einfach schön, einen Job zu machen, den ich liebe.“