Klimaschutz in Meerbusch Anreize für blühende Vorgärten

Meerbusch · Bürger können viel zum Klimaschutz beitragen. Stadt und Kreis setzen weniger auf Vorgaben und Verbote, sondern geben positive Anreize. In Meerbusch wurden die schönsten Vorgärten prämiert. Der Rhein-Kreis gibt Klimabäume ab.

In solchen Vorgärten fühlen sich Insekten wohl.

Foto: Martina Reidl

Trostlose Schotter- und Steingärten waren schon oft Thema in der Meerbuscher Politik. Denn was so mancher Hausbesitzer praktisch und schön findet, ist für Naturschützer eine Katastrophe. Gerade im Sommer speichern versiegelte Flächen die Hitze und sind schlecht fürs Stadtklima. Die Stadt will dem Trend zu Schotter und Kies im Garten aber nicht allein mit den begrenzten Mitteln der Bauordnung begegnen. Sowieso: Verbieten lassen sich die Steingärten kaum. Verwaltung und Politik setzen vielmehr auf die Akzeptanz und das gestiegene Umweltbewusstsein der Bürger.

„Wir wollen nicht drohen, sondern Freude an einem bunten und lebendigen Vorgarten wecken“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs, der einen entsprechenden Wettbewerb initiiert hat. Nun wurden die Gewinner im Rathausgarten in Büderich ausgezeichnet: Kerstin Hecker aus Strümp, Sabine Hüsgen aus Bösinghoven, Ariane Jeckel aus Lank-Latum sowie Rebecca, Stephan und Luisa Haag aus Büderich.

Sie alle sind Besitzer von „Meerbuschs Vorgärten des Jahres 2021“. Den Wettbewerb hatte die Stadt im Mai erstmals ausgeschrieben, um Vorgärten auszuzeichnen, die durch Artenvielfalt, Insektenfreundlichkeit und Naturnähe überzeugen. Bis Mitte September konnten Bewerber in ihrem Vorgarten die verschiedensten Blühphasen des Sommers fotografieren, einreichen und ihre individuelle Gartengestaltung kurz beschreiben.

Bürgermeister Christian Bommers ehrte die Gewinner von „Meerbuschs Vorgärten des Jahres“.

Foto: RP/Stadt Meerbusch

Mit Wettbewerb positives Zeichen gegen Schottergärten setzten

„Leider gibt es auch in Meerbusch immer häufiger Schottergärten. Mit unserem Wettbewerb setzen wir ein positives Zeichen dagegen“, sagte Bürgermeister Christian Bommers bei der Ehrung der Gewinner. Nicht zuletzt leisteten lebendige Vorgärten einen wertvollen Beitrag zum lokalen Klimaschutz. Die vermeintlich pflegeleichteren Schottergärten hingegen seien ökologisch wertlos. 50 Bewerbungen aus allen Stadtteilen waren bis Mitte September eingegangen. Neben den vier Hauptgewinnern wurden weitere elf Vorgärten mit Trostpreisen belohnt. Michael Betsch, als Fachbereichsleiter unter anderem für die städtischen Grünflächen verantwortlich, und seine Kollegin Anna Hardenberg hatten die schönsten Gärten ausgewählt. „Die vier großen Meerbuscher Gartencenter Bogie, Wantikow, Selders und Jentjens haben unseren Wettbewerb spontan unterstützt und die Aktion mit beworben“, berichtet Stadtsprecher und Initiator Michael Gorgs.

So konnten die vier Gewinner neben einer Urkunde und einem Blumenstrauß auch je einen Einkaufsgutschein im Wert von jeweils 250 Euro entgegennehmen. „Meine Nachbarn, die große Freude an unserem Vorgarten haben, haben mich gedrängt, dass ich unbedingt an dem Wettbewerb teilnehmen müsste“, berichtet Kerstin Hecker. Prächtige Schwertlilien und dauerblühendes Johanniskraut locken bei ihr die Insekten an. Familie Haag, die im Neubaugebiet Am Gutshof in Büderich ein Eigenheim gebaut hat, setzt auf bunte Blütenvielfalt. „Gerade bei großer Hitze im Sommer ist so ein Garten, in dem es summt und brummt, herrlich“, sagt Rebecca Haag.

Garten in Bösinghoven
von Grund auf neu gestaltet

Sabine Hüsgen hat ihren Garten am Ortsrand von Bösinghoven passend zum Haus von Grund auf neu gestaltet. Viele Insekten und Vögel finden bei ihr Unterschlupf und Nahrung. „Als wir unser Haus kauften, stand rundherum fast nichts. Jetzt ist daraus ein kleines Paradies geworden“, erzählt die Künstlerin.

„Der globale Klimawandel löst schnell das ungute Gefühl aus, persönlich machtlos zu sein“, sagte Bürgermeister Bommers bei der Siegerehrung. „Man kann aber durchaus schon mit relativ geringem Aufwand viel erreichen. Lokaler Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen von uns – und zwar schon unmittelbar vor der Haustür. Bommers‘ Dank galt auch den Sponsoren Martin Bogie, Philipp Selders, Philipp Jentjens und Ullrich Wantikow: „Sie sind die idealen Promoter unserer Initiative, weil Sie Ihre Kunden am besten beraten können, wie man fachgerecht Leben in den Vorgarten bringt.“ Wegen der guten Resonanz will die Stadt auch im kommenden Jahr wieder „Meerbuschs Vorgärten des Jahres“ auszeichnen, die Gartencenter haben ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt. Die Ausschreibung ist im Mai 2022.