Verkehr in Meerbusch Mehr Unfälle und mehr Verletzte im Straßenverkehr

Meerbusch · Die meisten Unfälle passieren beim Abbiegen. An zwei Kreuzungen hat die Stadt Änderungen vorgenommen, um Gefahrensituationen zu entschärfen. Zwei weitere Stellen, für die Straßen.NRW zuständig ist, sind noch unangetastet.

An der Kreuzung von der Fahrradstraße an der Poststraße zur Witzfeldstraße ereigneten sich mehrere Unfälle.

Foto: Dominik Schneider

Die Corona-Pandemie wünscht sich niemand zurück. Aber einen positiven Nebeneffekt hätte der Leiter der Meerbuscher Polizeiwache, Thomas Pilz, sicher gerne bewahrt. In den Jahren 2020 und 2021 war die Zahl der Unfälle auf Meerbuschs Straßen deutlich gesunken – eine Folge des geringeren Verkehrsaufkommens. Doch im vergangenen Jahr hat sich wieder vieles eingespielt wie vor Corona und damit leider auch die Unfallzahlen. Sie sind 2023 sogar noch einmal gestiegen: von 540 im Jahr zuvor auf 565. Ein stärkerer Anstieg verzeichneten dabei die Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen: von 164 auf 175, damit um fast sieben Prozent. Ein Glück aber ist, dass in Meerbusch im vergangenen Jahr kein Mensch bei einem Verkehrsunfall zu Tode kam.

Immerhin kann Thomas Pilz auch bei den Altersklassen von Kindern und Senioren eine Verbesserung melden. 2023 waren 14 Kinder aktiv in Unfälle verwickelt, drei weniger als noch im Jahr zuvor. Bei den Senioren erlitten 59 einen Unfall im Straßenverkehr, deutlich weniger als 2022, damals waren es 74. Einen leichten Rückgang gab es auch bei der Zahl der Unfälle mit Fahrrad oder Pedelec: Sie sank von 91 auf 87. Darunter waren 21 Personen mit dem Pedelec unterwegs, 20 waren es im Jahr zuvor.

Thomas Pilz leitet die Polizeiwache in Meerbusch.

Foto: RP/Susanne Genath/Susanne Genath

Um Unfälle zu vermeiden, bietet die Polizei Trainings und Aktionen an. Doch inwieweit die Teilnahme sich tatsächlich auf das Verkehrsgeschehen auswirkt, vermag Wachleiter Pilz nicht zu sagen, wünschenswert wäre es natürlich. An einigen Stellen im Stadtgebiet, an denen gehäuft Unfälle auftraten, hat eine Unfallkomission, bestehend aus Vertretern der Polizei, der Stadt, des Rhein-Kreis Neuss und bei Landstraßen mit dem Träger Straßen.NRW Maßnahmen entschieden, um Gefahrstellen zu entschärfen.

So auch an der Kreuzung von Poststraße und Witzfeldstraße. Dort wurden bei vier Unfällen Personen verletzt. In zwei Fällen missachteten Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt, ein weiterer Unfall passierte beim Abbiegen, ein anderer beim Abfahren in den fließenden Verkehr. Um die zum Teil unübersichtliche Situation zu entschärfen, wurden mehrere Maßnahmen beschlossen und sogar weitestgehend umgesetzt. „Das hat hervorragend geklappt“, lobt Thomas Pilz. Für eine bessere Sicht wurde der Stellplatz für die Altglascontainer ein Stück zurückgezogen. Die Linksabbiegerspur auf der Witzfeldstraße wurde entfernt. Zur Geschwindigkeitsreduzierung wurden weitere Piktogramme auf die Fahrbahn aufgebracht. Bereits bestellt sind so genannte Speedbumper, also kleine Schwellen. Diese werden dann auf die Fahrbahn aufgebracht, um die Autofahrer zum Abbremsen zu bringen.

Weitestgehend umgesetzt wurden von der Stadt auch Maßnahmen im Bereich der Dorfstraße an der Haltestelle Landsknecht. 2022 hatten sich dort fünf Unfälle ereignet, 2023 erneut drei. Dabei involviert waren Radfahrer und Autofahrer. Dort sollen die Radfahrer nun die Fahrbahn nutzen, weil sie auf diese Weise besser von den Autofahrern wahrgenommen werden. Für die komplette Umsetzung der Maßnahmen müsse nur noch ein Verkehrsschild entfernt werden, erklärte Wachleiter Thomas Pilz.

Ingenieurbüro für die Prüfung
von Maßnahmen beauftragt

Dagegen kaum etwas getan hat sich bislang an der Kreuzung Düsseldorfer Straße und Römerstraße. Dort hatten sich vermehrt Abbiegeunfälle ereignet, 2023 allerdings nur einer. Weil es dabei um eine Landstraße geht, ist für eine Änderung Straßen.NRW zuständig. Besserung erhofft man sich dort durch eine eigene Ampelphase für Linksabbieger. Keine Änderung gab es auch bei der Düsseldorfer Straße im Bereich Im Bachgrund und Lortzingstraße, wiederum eine Landstraße. 2022 ereigneten sich dort drei Unfälle durch Fehler beim Abbiegen. Eine 79-jährige Radfahrerin starb damals an ihren Verletzungen, nachdem sie mit dem Wagen eines Autofahrers, der in die Düsseldorfer Straße rechts abbiegen wollte, kollidiert war. 2023 ereigneten sich dort erneut zwei Unfälle. Zwar wurde bereits ein Ingenieurbüro für die Prüfung von entschärfenden Maßnahmen beauftragt, eine Umsetzung steht aber noch aus.

Ein Phänomen, das im Straßenverkehr auf dem Vormarsch ist, sind Unfälle mit Fahrerflucht. „Es vergeht kein Tag ohne eine Verkehrsunfall-Flucht-Anzeige“, sagt Thomas Pilz. 2023 stieg die Zahl im Rhein-Kreis-Neuss von 3284 auf 3520, das sind mehr als sieben Prozent. Ein Großteil davon betreffe Schäden im ruhenden Verkehr. Bei Unfallfluchten mit Personenschaden stieg die Zahl im Kreis von 130 auf 142. Auch wer sich 24 Stunden später als Verursacher meldet, geht bei der Staatsanwaltschaft straffrei aus. Der Wachleiter sieht in dem Verhalten einen Widerspruch: „Der Deutsche pflegt und wäscht sein Auto. Wenn er aber ein anderes Auto beim Fahren beschädigt, fährt er einfach weg.“ Bei den Unfallfluchten in Meerbusch führten Aufrufe der Polizei nach Zeugenhinweisen nicht zur Ermittlung der Verursacher.

„Ich habe schon den Eindruck, dass es im Straßenverkehr aggressiver wird. Nicht, wenn ich im Streifenwagen sitze, aber wenn ich privat unterwegs bin. Muss das sein?“, fragt Wachleiter Thomas Pilz.