Londoner Jugendliche am Büdericher Mataré-Gymnasium Schüleraustausch im Geiste Europas
Meerbusch · Jugendliche aus London haben als Gäste des Mataré-Gymnasiums bei Praktika Einblick in deutsche Unternehmen bekommen.
An diesem Wochenende endet der inzwischen zwanzigste Austausch zwischen dem Büdericher Mataré-Gymnasium und der Haberdashers‘ Boys and Girls School in London. Zwölf englische Schüler haben eine Woche am Rhein verbracht, in Gastfamilien gewohnt und nicht nur die hiesige Schulsystem kennengelernt, sondern auch Einblick in verschiedene Betriebe und Unternehmen bekommen.
Organisiert wird der Austausch von Beginn an – mit einer Zwangspause während der Corona-Jahre – von Lehrer Carsten Hüttermann. Dieser hat selbst an der Londoner Schule unterrichtet und entsprechend den Kontakt zu seiner jetzigen Schule hergestellt. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Schüleraustausches sind die Praktika, die die Meerbuscher Schüler der Q1-Stufe zu Beginn des Jahres in London absolviert haben – und die englischen Jugendlichen in dieser Woche in Meerbusch. „Ich kenne kein anderes Programm mit vergleichbarem Fokus“, sagt Lehrer Hüttermann.
Für die Besucher aus London gab es dank der Verbindungen ihrer Gasteltern, der Schule und auch Schulleiter Christian Dölls eine große Auswahl an möglichen Stationen. So waren Praktikumsplätze unter anderem im Hotel Breidenbacher Hof in Düsseldorf, in einer Zahnarztklinik, in Rechtsanwalts-Kanzleien, Beratungsagenturen und in Werkstatt und Verkauf eines Düsseldorfer Autohauses möglich. Einer der jungen Engländer hatte die besondere Gelegenheit, im Meerbuscher Bürgermeisterbüro vier Tage lang mitzuarbeiten. „Ich konnte an Terminen und Besprechungen des Bürgermeisters teilnehmen, habe viel über das deutsche politische System gelernt und auch auf dem Bauhof einen Einblick in die Funktionsweise der Stadtverwaltung bekommen“, sagt der Schüler. In früheren Jahren wurden auch exotische Praktika, etwa in einer Pferdeklinik, aber auch bei der BBC und der Lodon Times vermittelt.
Schulleiter Christian Dölls dankt allen Praktikumsstellen auf beiden Seiten. „Die Unternehmen haben wenig von den Kurzzeit-Praktikanten. Dass sie sich trotzdem um sie kümmern, zeigt, dass sie hinter dem europäischen Gedanken stehen, und damit auch hinter den Bemühungen unserer Schule, Jugendliche in Europa in Kontakt zu bringen“, so Dölls.
Die Kommunikation der
Schüler läuft zweisprachig
Ein Kontakt, der häufig lange anhält. In den Monaten zwischen dem Besuch der Meerbuscher Schüler in London und dem Gegenbesuch haben die Jugendlichen Kontakt gehalten – hauptsächlich über soziale Medien und Nachrichtendienste wie Snapchat. Aber auch nach dem Austausch bleiben häufig Freundschaften bestehen. „Ich habe schon von Schülern gehört, die auch zwanzig Jahre nach dem Austausch noch in Kontakt mit ihren damaligen Gastgebern waren“, berichtet Lehrer Hüttermann.
Die Kommunikation läuft dabei zweisprachig – in England sind alle Beteiligten angehalten, sich auf Englisch zu unterhalten, in Meerbusch wird Deutsch gesprochen. Das können die Londoner Schüler gut. Alle zwölf Jugendlichen haben Deutsch als Fremdsprache als sogenanntes A-Level gewählt – etwa vergleichbar mit den deutschen Leistungskursen, die die Meerbuscher Schüler in der Oberstufe wählen. Seit rund fünf Jahren haben sie die deutsche Sprache als Schulfach. „Deutsch ist eine schwere Sprache, aber sie hier in der Praxis anzuwenden, ist eine große Hilfe“, sagt Schüler Daniel.
Er hat die Tage in Meerbusch sehr genossen – vor allem die im Gegensatz zur Weltstadt London fast schon kleinstädtischen Atmosphäre. „Die Luft ist hier sauberer als in England. Man kann mit dem Rad zur Schule fahren und auf der Straße grüßen sich viele Leute – das kennen wir aus London so nicht“, sagt Daniel. Auch, dass die Schüler ihre Freizeit in Vereinen oder im Freundeskreis gestalten, anstatt im Schulkontext an außerschulischen Aktivitäten teilzunehmen ist für die jungen Engländer ungewohnt. Etwas Großstadt-Flair gibt es am heutigen Samstag, wenn sie in Köln an einer virtuellen Stadtrallye teilnehmen. Am Sonntag geht es dann zurück in die Heimat – mit neuen Erkenntnissen und vielen Erinnerungen.