Meerbusch Wenig Interesse für Politik per Livestream
Meerbusch · Die erste übertragene Sitzung verfolgten 129 Bürger, im April und Juni waren es 63 und 90 Zuschauer. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei acht Minuten.
(mbo) Seit Jahresbeginn können Meerbuscher die Sitzungen des Stadtrates per Livestream verfolgen. Das soll mindestens bis Ende 2022 so bleiben, wie Marc Saturra, Justiziar der Verwaltung, kürzlich im Digitalausschuss erklärte. Das Interesse der Bürger, im Internet und über den Bildschirm an den Sitzungen teilzuhaben, ist allerdings gering. Das geht aus einer Evaluation des Angebots hervor.
Im Dezember 2021 hatte der Rat beschlossen, die Sitzungen in diesem Jahr live im Internet zu streamen. Die erste übertragene Sitzung im März verfolgten noch 129 Zuschauer. Bei den späteren Sitzungen im April und Juni sahen sich 63 beziehungsweise 90 Zuschauer das politische Geschehen an. Heinrich-Peter Weyen (UWG) gab im Digitalausschuss zu bedenken, dass das im Vergleich zu Meerbuschs Einwohnerzahl eher wenige digitale Zuschauer seien. „Ich finde den Livestream gut und würde mir wünschen, dass mehr Leute zuschauen, um Kommunalpolitik besser zu verstehen“, sagte er. Es stelle sich aber die Frage, ob Geld für jeden Livestream ausgegeben werden müsse, wenn dieser nur wenig genutzt werde.
Die Kosten für die Livestreams der vergangenen drei Ratssitzungen belaufen sich laut Angebot des Anbieters auf rund 14 396 Euro, heißt es in der entsprechenden Informationsvorlage. Pro Sitzung sind das etwa 4799 Euro, die Rechnungen liegen noch nicht vor. Die Nutzung der Mikrofonanlage des Livestream-Anbieters erhöhe die Kosten allerdings deutlich, wie die Stadt erklärt. Die stadteigene Mikrofonanlage sei aber mit den technischen Voraussetzungen des Anbieters nicht kompatibel. Sie verfüge zudem nicht über eine ausreichende Zahl an Mikrofonen. Eine neue Anlage soll zeitnah beschafft werden. So ermöglicht ein im April beschlossenes Gesetz die Einführung von digitalen und hybriden Sitzungen. Inwieweit das in Meerbusch ein Thema werden könnte, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen. Die Hauptsatzung müsste dafür geändert werden, erläuterte Saturra.
Mit den Livestreams wolle man bis Ende des Jahres so fortfahren wie bisher, sagte der Justiziar. Bei der Evaluation ergab sich, dass zusätzlich zur geringen Zuschauerzahl auch die durchschnittliche Verweildauer im Livestream kurz ist. Nur acht Minuten verfolgten Meerbuscher, die sich in den Stream eingewählt hatten, im Durchschnitt die Sitzungen im Internet.
„Ich rate uns allen zu etwas Geduld“, sagte Werner Damblon (CDU). Neue Angebote müssten sich erst etablieren, das gelte in vielen Bereichen. Dem stimmten weitere Mitglieder des Ausschusses zu, darunter Heinrich-Peter Weyen.
Ebenfalls wurde bei der Evaluation erneut abgefragt, ob die Ratsmitglieder einer Aufzeichnung der Sitzungen zustimmen. Die Videos wären dann nachträglich auf der Webseite der Stadt abrufbar. Fast die Hälfte der Mitglieder waren mit dieser Praxis nicht einverstanden, weshalb sie nicht umgesetzt wird.