Meerbusch Der Schutz von Kindern soll gestärkt werden
Meerbusch · Das Jugendamt wird mit Landesförderungen personell gestärkt. Der Schutz von Kindern gegen Missbrauch und Gewalt soll besser organisiert werden. Ein Netzwerkkoordinator und feste Handlungsketten sollen mehr Sicherheit schaffen.
Das neue Kinderschutzgesetz des Landes NRW soll künftig Kinder besser vor Missbrauch und Gewalt schützen. Damit hat die Politik auf die schrecklichen Fälle von sexuellem Missbrauch in Lüdge, Münster und Bergisch Gladbach reagiert. Als Folge des Gesetzes erhalten die Jugendämter mehr Mittel, um die strukturellen Rahmenbedingungen für den Kinderschutz zu verbessern. Im Jugendhilfeausschuss stellte Jugendamtsleiter Peter Annacker die Änderungen vor. „Nicht alles ist für uns eine Herausforderung, wir waren vorher schon gut aufgestellt“, erklärte er. „Wir können nun die Möglichkeiten nutzen, um uns weiterzuentwickeln.“
In einer Stabstelle der Jugendamtsleitung sorgt künftig eine Netzwerkkoordination dafür, dass alle Jugend- und Kinderschutzakteure in der Stadt einen einheitlichen Ansprechpartner haben. „Es geht darum, Prozesse in der Handlungskette verbindlich zu machen, damit keine Informationen auf der Strecke bleiben“, erklärt Annacker. Für diese halbe Stelle gibt es Mittel vom Land, ebenso wie für zwei weitere Stellen, für die der Stellenplan noch genehmigt werden muss.
Mit diesen zwei zusätzlichen Mitarbeitern wird der Allgemeine Soziale Dienst mit derzeit 19 Mitarbeitern aufgestockt. „Auf diese Weise können wir unseren erhöhten Dokumentationspflichten nachkommen“, sagt Annacker. So herrsche beim Kinderschutz das vier- bis sechs-Augen-Prinzip. Dies bedeute einen höheren personellen Aufwand.
Kinder lernen durch Theaterstück, sich selbst zu helfen
Das Thema Prävention ist in Meerbusch bereits gut etabliert. In den Grundschulen werden die Kinder seit Jahren mit dem theaterpädagogischen Projekt „Mein Körper gehört mir“ im Umgang mit möglichem sexuellem Missbrauch gestärkt. Alle zwei Jahre kommen dazu Schauspieler in die 3. und 4. Klassen mit Rollenspielen, in denen schwierige Situationen aufgearbeitet werden. Dazu lernen die Kinder einen entsprechenden Rap-Song. „Da wird sehr augenscheinlich, wie man sich selber helfen kann“, sagt Annacker. Finanziert wird das Projekt aus unterschiedlichen Quellen, mal mit Hilfe von Sponsoren, teilweise auch mit Fördervereinen. Dazu soll es künftig eine verbindliche Finanzierung geben durch Ausfallbürgschaften der Stadt. So konnten während der Pandemie einige Feste nicht stattfinden, deren Einnahmen dann zur Finanzierung fehlten. Ebenfalls seit langer Zeit bewährt ist das Projekt „die große Nein-Tonne“ für Erstklässler und Vorschulkindern aus den Kitas.
Abseits dieser Projekte können sich Lehrer und Erzieher seit dem 1. Mai an eine neue Mitarbeiterin in der Erziehungsberatung wenden, die Ansprechpartnerin für das Thema Gewalt gegen Kinder ist.
Im Jahr 2020 hatte das Jugendamt bei 86 Familien mit 157 Kindern das Kindeswohl überprüft. „Vieles davon sind Fehlmeldungen“, berichtet Annacker. Diese treten häufiger bei Nachbarschaftsstreitigkeiten auf. 21 Mal erarbeitete das Jugendamt ein Schutzkonzept. 33 Mal wurden die Mitarbeiter beim Kinderschutz tätig, etwa wenn die Aufsichtspflicht nicht gewährleistet wurde. Ein bis zwei Mal im Jahr ist das Jugendamt im Einsatz, weil Kinder missbraucht wurden. „Das sind Einzelfälle“, sagt der Jugendamtsleiter. „Es gibt aber auch Situationen, in denen sich dies nicht beweisen lässt, oder wo es darum geht, jemanden in ein schlechtes Licht zu rücken.“