Zu Besuch bei Bauer Roos Die Erdbeerernte läuft auf vollen Touren
MEERBUSCH · Auf dem großen Erdbeerfeld bei Bauer Roos in Meerbusch wird jetzt fleißig geerntet. Die roten Früchte sind genau so, wie sie sein sollten: saftig und zuckersüß.
Überaus verlockend leuchten die leckeren roten Früchte unter den grünen Blättern hervor. Es ist Erntezeit auf dem großen Freiland-Erdbeerfeld der Landwirte Rainer und Alexander Roos aus Nierst. Das Wetter hat es dieses Jahr ziemlich gut mit ihnen gemeint. Es war feucht und seit Anfang Mai auch sonnig und warm. Lediglich die frühe Sorte sei durch Regen beeinträchtigt worden. „Wir können jetzt unsere beste Sorte, die Lambada, ernten“, erzählt Juniorchef Alexander Roos.
Zwischen den mit Stroh abgedeckten langen Reihen hocken oder knien die rumänischen Saisonarbeiter, die seit vielen Jahr für die Meerbuscher Landwirte arbeiten. Sie pflücken vorsichtig die Früchte von der Pflanze und legen sie in ihre Kisten, ehe sie im Kleintransporter verstaut werden.
Eine Kostprobe direkt vom Strauch beweist: Die Erdbeeren sind zuckersüß und saftig. Sie schmecken so, wie Erdbeeren schmecken sollen. Das erreiche man nur, wenn die Früchte im Freiland in der Sonne reifen, ist Roos überzeugt.
Seine Ernte geht ausschließlich in die Direktvermarktung, da die Erdbeeren wegen ihrer natürlichen Aufzucht weich sind und nicht mehrere Tage gelagert werden können. Eine andere, negative Erfahrung machen Kunden oft, wenn sie im Supermarkt Erdbeeren kaufen, die zwar rot sind, aber von viel festerer Konsistenz. Diese wurden so gezüchtet, damit sie wegen der längeren Transportwege und Lagerzeiten nicht matschig werden. Bei Roos wird dagegen tagsüber für den nächsten Tag gepflückt und schon nach einer Nacht im Kühlhaus stehen die Schälchen auf seinen Verkaufsständen am Nierster Sportplatz, dem Lanker Markt und in Düsseldorf.
Jeden Tag erntet die Roos-Kolonne 1000 Kilogramm von dem rund 5000 Quadratmeter großen Areal. „Alles in Handarbeit“, erklärt Roos. Das mache die Ernte teuer, da er seinen Arbeitern und Arbeiterinnen den Mindestlohn von 12,41 Euro zahle. Insgesamt kommen 20 Helfer zum Einsatz, Verkauf inklusive. Derzeit kosten 500 Gramm im Verkauf fünf Euro. Doch der Genuss der sommerlichen Früchte mit seinem einzigartigen Geschmack wiegt den Preis unbedingt auf. Immerhin ist der Kauf von Erdbeeren saisonal begrenzt und wird daher besonders geschätzt. „Bis Ende Juni werden wir voraussichtlich Erdbeeren anbieten können“, informiert Roos. Neben Lambada habe er noch weitere Sorten angebaut, die später reifen. Er empfiehlt, die Früchte direkt wie vom Feld zu essen: „Sie sind auf Stroh gewachsen und daher fast immer sauber. Sie unter Leitungswasser zu waschen, verwässert den Geschmack.“ Sie sollten zudem Zimmertemperatur haben und nicht im Kühlschrank aufgehoben werden. „Dann ist der Geschmack am intensivsten“, sagt der 29-Jährige, der vom Vater die Liebe zur Landwirtschaft geerbt hat. Aber auch deren Sorgen.
Schnecken, Vögel und Rehe naschen gerne vom Feld
Er weiß, dass der Anbau von Erdbeeren jedes Jahr wetterbedingt ein Risiko ist. Um Kosten zu sparen, bedeckt er die Reihen lediglich im Frühjahr mit einem Vlies, nachdem Stroh zwischen den Reihen ausgebreitet wurde. „Alle Pflanzen in Tunneln vorzuziehen und zu bewässern, ist teuer“, weiß der studierte Agronom. In diesem Jahr habe er seine Felder noch nicht bewässern müssen, da es genügend Regen gab. Das sei in den vergangenen Jahren anders gewesen.
Sorgen machen ihm allerdings die Tiere, die sich an seinen Erdbeeren gütlich tun. Das seien Schnecken und Vögel sowie in diesem Jahr auch viele Rehe. Fachlichen Rat holt er sich vom Beerenobstberater der Landwirtschaftkammer NRW, der alle zwei bis drei Wochen vorbeischaut, um die Kulturen zu begutachten. Sind die Blätter gesund? Gibt es Läuse oder Pilzbefall? Sollte das der Fall sein, rät der Fachmann, was zu tun ist. Aktuell ist alles im Lot. Die Ernte kann unvermindert weitergehen. Doch auch nach der Ernte wird die Arbeit weitergehen, denn die Kulturen müssen nach zwei Jahren Ernte ersetzt werden. Zudem müssen die Seitentriebe gekappt werden, damit die Pflanzen stark bleiben und auch in der nächsten Saison wieder die beliebten Früchte liefern.