2023 in Meerbusch Tatkraft in schwierigen Zeiten „Die Realität zeigt die harten Kanten"

Meerbusch · Dezernent Andreas Apsel und Kämmerer Christian Volmerich realisieren Meerbuschs bislang größtes Bau- und Investitionsprojekt.

Am Osterather Krähenacker entsteht derzeit eine Flüchtlingsunterkunft aus Containerbauten.

Foto: RP/Dominik Schneider

Das Jahr 2023 markiert einen Höhepunkt in der Stadtgeschichte. Meerbusch steht vor den bislang umfangreichsten Investitionen: Bis 2026 steckt Meerbusch 245 Millionen Euro in den Ausbau und die Sanierung von städtischen Gebäuden. Der Großteil davon betrifft die Schulen, aber auch der Bau einer neuen Feuer- und Rettungswache sowie eines Feuerwehrgerätehauses sind große Projekte. Ein Riesenberg von Arbeit für das Technische Dezernat. Ein Riesenberg an Geld, das mit Krediten beschafft werden und mit Zinsen künftig bezahlt werden muss. In der Stadtverwaltung dafür verantwortlich sind Andreas Apsel als Technischer Dezernent und Christian Volmerich als Kämmerer.

Apsel war erst zum Jahresbeginn 2023 von Monheim nach Meerbusch gewechselt. Wie hat er die Konfrontation mit dieser großen Auftragsfülle erlebt? „Der komplette Umbau der Schulen ist schon etwas Besonderes. So etwas hatte ich vorher bei Weitem nicht auf dem Zettel. Aber ich war in Monheim an Schnelligkeit gewohnt. Der Wechsel war deshalb für mich kein Kulturschock, keine große Wand, die da vor mir steht“, sagt Apsel und stellt klar: „Es gibt kein Davonlaufen.“ Er ist überzeugt, dass es der richtige Zeitpunkt ist, die Schulen auszubauen. Schließlich zerfalle die große Aufgabe in Einzelprojekte. Dabei müssen sich die Planer auch mit Interimsbauten beschäftigen, damit der Schulbetrieb weiterlaufen kann. Bei der Zeitplanung gelte es, zu sortieren, so dass genügend Finanzmittel und Personalstab zur Verfügung steht. Das klingt nüchtern. Ob dies auch den Arbeitsalltag prägt? „Verzweiflung kann und darf nicht passieren“ sagt Apsel, „da sehe ich auch meine Mannschaft nicht.“ So habe sich das Dezernat in diesem Jahr auch personell verstärken können mit erfahrenen Kräften, was insbesondere angesichts des Fachkräftemangels sehr erfreulich sei.

Stark gefragt sind die Planer außerdem bei der Organisation von Flüchtlingsunterkünften. Dazu benötigt es Grundstücke, auf denen schnell mobile Räume aufgestellt werden können und solche, auf denen eine dauerhafte Bleibe errichtet werden kann. „Im nächsten Jahr werden wir dem Stadtrat dafür geprüfte Grundstücke zur Genehmigung und Umsetzung vorlegen“, erklärt Apsel.

Andreas Apsel ist als Dezernent für die technische Umsetzung verantwortlich.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wie erlebt der Kämmerer die Lage? Anders als Apsel arbeitet Christian Volmerich schon lange bei der Stadt Meerbusch. Er hat hier seine Ausbildung absolviert. 2019, als sein Vorgänger in den Ruhestand ging, übernahm er die Leitung der Kämmerei. Die bisherige Höchstmarke der Schulden lag bei 112 Millionen Euro. Bis 2027 steigt sie nun auf 300 Millionen Euro. „Fakt ist, eine Stadt geht nicht insolvent“, sagt Christian Volmerich. „Aber die Frage ist, wie viel Schulden eine Stadt verträgt.“ Für ihn eine entscheidende Marke sei dabei die Zinsbelastung. Dieses Geld muss die Stadt irgendwann zurückzahlen. Geld, das in dem Moment dann für andere wichtige Dinge fehlt. Die Zinsentwicklung und die explodierenden Baupreise seien vor zwei Jahren noch nicht absehbar gewesen. „Damit umzugehen, ist mein Job. Ich kann nur mein Bestes geben“, sagt der Kämmerer. Und er hofft, dass Bund und Land sich an das so genannte Konnexitätsprinzip halten werden. Das besagt, dass die Instanz auf Staatsebene, die über eine Aufgabe entscheidet, auch für die Finanzierung zuständig ist. Bislang gehe Meerbusch, wie die anderen Kommunen auch, in Vorleistung. Innerhalb der Stadtverwaltung sieht sich Volmerich nicht als Außenposten oder Mahner. „Wir gestalten als Einheit die Aufgaben, um uns zukunftssicher aufzustellen“, sagt er.

Kämmerer Christian Volmerich muss für die Stadt Schulden aufnehmen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Viele Dinge seien auch ohne große Alternative, stellt Apsel klar. Bei den Schulen gehe es derzeit um eine Vorentwurfsplanung. „Dabei arbeitet man zuerst eine Art Wunschzettel ab.“ Alles, was nicht zwingend notwendig sei, müsse abgespeckt werden. Gleichzeitig müsse man abwägen, inwiefern Abstriche für das Gesamtkonzept schädlich seien. „Wir arbeiten für die Zukunft, da macht es häufig keinen Sinn, einen Schritt zurückzugehen.“

Und wie ist ihr Ausblick auf 2024? Steigende Belastungen? Apsel: „Ich würde es so sagen: Sie konkretisieren sich. Die Realität zeigt die harten Kanten, die man umschiffen muss.“