Natur in Meerbusch Wald im Herrenbusch unter Wasser
Meerbusch · Nach den vergangenen, regenreichen Monaten drückt an mehreren Stellen Grundwasser an die Oberfläche. Einige Baumarten könnten dadurch absterben, eine Gefahr für den Wald sieht der zuständige Förster aber nicht.
Spaziergänger im Herrenbusch durchwandern in diesen Tagen eine ungewöhnliche, bizarre Landschaft. Denn Teile im Norden des Waldgebiets nahe Ossum stehen seit Wochen unter Wasser. Weite Flächen und teilweise auch die Fußwege sind überschwemmt, Bäume und Sträucher ragen aus den flachen Tümpeln und auf den angrenzenden Wiesen steht das Wasser.
Lukas Lenneps-von Hagen, der als Förster von Wald und Holz NRW für die Meerbuscher Wälder zuständig ist, kennt die Lage. „Eine Überschwemmung kommt in diesem Gebiet immer mal wieder vor, aber diesmal erleben wir ein extremes Ausmaß“, sagt er. In den vergangenen Monaten haben es nach längerer Trockenheit viel Regen gegeben, das Grundwasser ist in der Region gestiegen. Normalerweise liegt das Grundwasser in rund 40 Zentimetern tiefe, jetzt jedoch merklich höher. In besonders tief gelegenen Bereichen drückt es durch den Boden an die Oberfläche. „Die Gewässer, die wir jetzt sehen, haben sich in Senken gebildet. Von diesen Senken sieht man im trockenen Zustand nicht viel, aber ein Meter Höhenunterschied kann hier schon ausreichen“, erklärt Lenneps-von Hagen. An anderen Stellen im Wald gibt es wasserundurchlässige, sogenannte Stauschichten, dort steht aktuell kein Wasser an der Oberfläche. Dass es in diesem Bereich südlich von Ossum immer einen hohen Grundwasserstand gibt, bestätigt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW, Lanuv genannt. Der Wald an dieser Stelle ist ein typischer Bruchwald, der auf feuchten Standorten wächst.
Nördlich von Ossum geht der Bursbach, der in Richtung Lank den Namen Striebruchsbach trägt, zu den wenigen Naturschutzgebieten von Meerbusch. Der Herrenbusch und die angrenzenden Grüngebiete inklusive Haus Gripswald sind hingegen als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen, in denen die Landschaft aufgrund ihrer Schönheit sowie ihres ökologischen und kulturellen Wertes erhalten bleiben soll und etwa vor Bebauung oder Abholzung geschützt ist.
Ernsthafte negative Folgen für dieses Ökosystem befürchtet der Förster nicht. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass einzelne Bäume durch das lange Stehen im Wasser absterben. Dies ist teilweise auch schon geschehen. „Manche Arten kommen mit diesen Bedingungen besser klar als andere. Erlen sind beispielsweise an feuchte Standorte angepasst, Buchen haben eher Schwierigkeiten.“ Grundsätzlich sorgt das Wasser dafür, dass der Boden schlechter belüftet wird. Pilze können sich unter diesen Bedingungen besser vermehren und die Bäume angreifen. Zusätzlich wird der Boden aufgeweicht, so, dass auch die Standfestigkeit theoretisch leiden kann. „Die Pilze sind aber der wahrscheinlichste Grund, dass Bäume unter diesen Umständen absterben. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang“, so Lenneps-von Hagen.
Fußgänger müssen
einen Umweg in Kauf nehmen
Denn in der Nähe des Bursbaches, der von Ossum in Richtung Lank fließt, ist der Boden häufig feucht und nass. „Wenn es zehn oder 20 trockene Jahre gibt, siedeln sich hier auch trockenheitsliebende Bäume im Bruchwald an, die dort eigentlich nicht heimisch sind. Aber die sterben dann eben ab, sobald es wieder nasser wird.“ Auch, dass Wege im Wald teilweise unter Wasser stehen, sei kein Problem. Die Strukturen werden nicht beschädigt. „Spaziergänger müssen dann eben einen kleinen Umweg gehen“, so der Förster.
Und auch um die Tiere des Waldes müsse man sich keine Sorgen machen. „Bauten legen in dieser Landschaft hauptsächlich Fuchs und Dachs an, Kaninchen graben nur in sandigeren Böden“, so Lenneps-von Hagen. Aber die Tierbauten liegen normalerweise nicht in den Senken, sondern in höherem Gelände. „Und die Überschwemmung kam ja nicht über Nacht. Wenn Tierbaue geflutet wurden, dann haben die Bewohner inzwischen einen neuen gegraben.“
Im Gegenteil: Vor allem Insekten und Amphibien profitieren von der feuchten Landschaft. Diese dürften sich in den neuen Tümpeln besonders wohl fühlen, da es dort – anders als in dauerhaften Gewässern – keine wasserlebenden Raubtiere gibt. Fische wird es hier jedoch nicht geben, erklärt der Förster. „Der einzige Zufluss ist der Bursbach, und dieser fällt im Sommer trocken, hat also keine Fischpopulation. Diese könnte sich auch nicht langfristig etablieren, da das Gewässer aller Voraussicht nach nicht dauerhaft bestehen wird. Wenn die Grundwasserstände – etwa bei längeren Trockenperioden – wieder sinken, werden auch die jetzigen Tümpel verschwinden.
Wie der Wald zwischen Bösinghoven und Lank dann aussehen wird, kann Förster Lenneps-von Hagen noch nicht sagen. „Kleine Pflanzen wie Kräuter und Gräser können teilweise erstaunlich lange im Wasser überdauern, aber langfristig sterben auch sie ab.“ Daher ist noch nicht abzusehen, ob es in diesem Sommer in den überfluteten Gebieten eine Lücke in der Bodenvegetation geben wird. „Aber aus dem umliegenden Gebiet werden mit Sicherheit wieder Samen kommen, so, dass die Vegetation wieder wachsen wird. Dauerhaft beschädigen wird das Wasser den Wald auf keinen Fall“, so der Förster.