Mobilität in Meerbusch Diskussion um wild abgestellte Roller

Büderich · Immer wieder immer ärgern sich Bürger über Elektroroller, die wahllos im Meerbuscher Stadtgebiet auf Fuß- und Radwegen abgestellt werden. Der Stadt sind die Hände gebunden, die Anbieter behaupten, sie würden Abhilfe schaffen.

 An der Kreuzung Hildegundisallee/Am Willer blockierten etwa zwei Wochen lang Roller den Bürgersteig.

An der Kreuzung Hildegundisallee/Am Willer blockierten etwa zwei Wochen lang Roller den Bürgersteig.

Foto: Christoph Baumeister

An E-Scootern kommt man seit diesem Frühjahr in Meerbusch kaum noch vorbei. Drei verschiedene Anbieter – Bird, Tier und Lime – mit insgesamt rund 450 Rollern und weiteren 100 Fahrrädern sind inzwischen im Stadtgebiet vertreten. Vor allem in Osterath und Büderich steht mittlerweile an fast jeder Ecke ein Elektroroller. Die jüngeren Menschen feiern sie als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, viele andere sind genervt, weil die Roller teils im Weg rumstehen oder -liegen. Nicht selten werden sie wahllos in der Stadt geparkt – sehr zum Ärger von Fußgängern und Anwohnern wie einer zweifachen Mutter aus Büderich, der kürzlich fast zwei Wochen lang der Bürgersteig an der Ecke Hildegundisallee/Am Willer versperrt war.

Gleich neun Roller und drei Fahrräder, die mitten auf dem Weg abgestellt waren, machten das Passieren unmöglich. „Ich gehe normalerweise jeden Morgen dort mit dem Kinderwagen entlang. Das war jetzt für eine ganze Weile nicht möglich, weil die Dinger den Weg komplett blockiert haben“, sagt die 41-Jährige.

Betroffener Anbieter ist
sich keiner Schuld bewusst

Was aber noch viel schlimmer wiege, ist, dass ihre dreijährige Tochter dort ebenfalls öfter mit dem Fahrrad unterwegs sei und nun gezwungen war, auf die Straße auszuweichen. „Das war nicht ungefährlich, denn ein Kind in diesem Alter kann die Risiken doch noch gar nicht abschätzen“, klagt die Büdericherin, die sich deshalb mehrfach beim städtischen Ordnungsamt meldete. Damit ist sie bei weitem nicht die einzige. „Solche Beschwerden gehen in der Stadtverwaltung laufend ein. 95 Prozent davon richten sich gegen störend und verkehrswidrig abgestellte Roller von Lime“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. Das Problem: Die Stadtverwaltung hat bei diesen Dingen nur wenig Handhabe, denn die Anbieter müssen lediglich eine „Freiwillige Selbstverpflichtungserklärung“ abgeben. „Darin verpflichten sie sich, dass nicht mehr als fünf Roller länger auf einer Stelle stehen bleiben, dass keine Roller störend oder verkehrswidrig im Straßenraum stehen bleiben und dass bei Problemen innerhalb von zwei bis Tagen Abhilfe geschaffen wird“, sagt Gorgs. In der Realität funktioniere das, zumindest bei Lime, eher weniger gut. Die Vermutung, dass die Anbieter jede Nacht herumfahren, um Roller einzusammeln oder ordentlich zu parken, sei nicht richtig“, so Gorgs.

Der betroffene Anbieter ist sich jedoch keiner größeren Schuld bewusst. „Unsere lokalen Teams sind angehalten, durch regelmäßige Kontrollen zu verhindern, dass es zu Behinderungen kommt“, betont Lime-Sprecher Bodo Braunmühl. Grundsätzlich könnten Bürger das Unternehmen jederzeit kontaktieren, wenn sie schlecht geparkte Scooter sehen.

Die entsprechende Kontakt-E-Mail sei auf jedem Roller angebracht. „Unsere Teams rücken dann zeitnah aus, um sie ordnungsgemäß umzuparken“, sagt Braunmühl. Stadtsprecher Gorgs bittet ebenso darum, dass sich Bürger bei Fragen und Beschwerden direkt an den jeweiligen Anbieter wenden sollten.

Ein Verbot oder eine Verbannung aus dem Meerbuscher Stadtgebiet sei nicht möglich. „Das Ausleihangebot ist für die Betreiber genehmigungsfrei, wir können ihnen deshalb auch keine Genehmigung entziehen“, betont Gorgs. ie Anbieter mit hohen Sondernutzungsgebühren für den öffentlichen Straßenraum abzuhalten, sei mit dem am 1. Januar 2022 in Kraft tretenden Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz ebenfalls nicht mehr erlaubt.

Keine guten Nachrichten also für die zweifache Mutter aus Büderich, die sich demnach wohl auch in Zukunft noch einmal über zugeparkte Gehwege ärgern muss. Doch sie nimmt nicht nur die Betreiber in die Pflicht. „Wenn jeder Nutzer etwas mehr Rücksicht nehmen würde und seinen Roller einfach an der Seite parken würde, wo sie niemanden behindern, hätten wir schon viel gewonnen.“