Meerbuscher tüftelt zwei Jahre an Oldtimer

Jörg Stein hat sich einen Traum erfüllt und fährt nun mit einem Pontiac durch die Gegend.

Foto: Tanja Karrasch

Wenn Jörg Stein sein Garagentor hochfährt, weiß er, dass es das alles wert war — die unzähligen Stunden Arbeit, das Geld, das Kopfzerbrechen. „Jedes Mal denke ich mir: Woah, das ist schon toll“, sagt der Osterather. Toppen kann dieses Gefühl nur, tatsächlich drin zu sitzen in seinem Pontiac Bonneville. „Das Dahingleiten über die Landstraßen, mit diesem satten Sound im Hintergrund — das ist einfach gigantisch.“

Die Menschen am Straßenrand bleiben stehen, winken ihm zu, Stein winkt lachend zurück. So oder ähnlich müssen sich wohl auch die Vorbesitzer gefühlt haben, damals — der Oldtimer ist Baujahr 1965. Jörg Stein übrigens auch. Eigentlich wollte er sich sein Traumauto zum 50. Geburtstag schenken. Nun sind sie beide 53.

Es hat länger gedauert, denn am Anfang lief vieles schief. Für 10 000 Dollar ersteigerte er im Herbst 2014 das Auto seiner Begierde — ein Coupe mit langem Fließheck — im Internet. Der Haken: Der Wagen stand in New Jersey. Und als das Auto im New Yorker Zollhafen eintraf, das erste Problem: Stein erhielt einen Anruf, die Einfuhr wurde abgelehnt. Im Fahrzeugschein war eine Stelle zu viel eingetragen. „Da hat sich jemand vertippt“, vermutet Stein. Zwei Monate lang wusste er nicht, wo sich sein Auto befand. So lang dauerte es, die Papiere korrigieren zu lassen. Im Februar 2015 konnte Stein seinen Wagen in Bremerhaven abholen — endlich.

Der nächste Dämpfer: „Mir ist direkt aufgefallen, dass es diverse Mängel gab“, sagt Stein. Dass jahrelang keine Wartung oder Reparaturen mehr durchgeführt worden waren, wusste der Autofan schon vorher. Dennoch: Die erste Besichtigung war ernüchternd. Bodenbleche waren durchgerostet, Wasserpumpe, Ölwanne, Fahrwerkbuchsen, Bremsen, Auspuff, Zündung, Elektrik, Lack, Karosserie — alles defekt oder zumindest reparaturbedürftig.

Ein Lackierer aus Recklinghausen sandstrahlte das Auto, lackierte es neu. „Aber so schlecht, danach waren sogar auch die Seitenscheiben Schrott“, sagt Stein, der sich entschloss, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er mietete eine 120 Quadratmeter große Halle, kaufte Hebebühne, Kompressoren, Schweißgerät und legte los. „Danach bin ich zwei Jahre quasi in der Halle verschwunden.“

Jeden Tag zwei Stunden nach der Arbeit, jedes Wochenende. Er sägte den Lack runter, tauschte Teile aus, baute den Motor komplett aus, setzte instand, machte neu. Seine Familie unterstützte ihn. „Sie haben mir sogar Kaffee in die Halle gebracht“, sagt er und lacht.

Der Tag der Zulassung war für Stein die Erfüllung. Nach zwei Jahren konnte er zum ersten Mal mit seinem Pontiac auf die Straße. Zum ersten Mal das Fahrgefühl spüren, das ihn für all das entschädigte.

Stein fährt hauptsächlich zu US-Car-Treffen, zusammen mit den V8-Freunden Meerbusch. Die veranstalten von Freitag bis Sonntag ihr jährliches Treffen auf der Festwiese in Ilverich. Rund 300 Autos und Motorräder sind zu sehen, Bands treten auf, es gibt eine Hüpfburg und eine Händlermeile. Freitag geht es um 16 Uhr los, Samstag von 14 Uhr bis Mitternacht, Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Am Pontiac gibt es immer noch etwas zu tun. „So ein alter Wagen ist eine Dauerbaustelle, es fallen einem immer wieder Dinge auf“, sagt Stein.