Mosebach liest gern in Osterath

Der mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete Schriftsteller hat für die Meerbuscher im „Mönter“ aus „Mogadur“ gelesen.

Foto: Falk Janning

Die Lesung im Buch- und Kunstkabinett Mönter war lange geplant. Bevor sich Martin Mosebach dem literaturkundigen Publikum mit Auszügen aus „Mogador“ stellte, nahm sich der als „großer Wahrnehmungs- und Sprachkünstler der deutschen Literatur“ beschriebene Schriftsteller Zeit für ein 30-minütiges Gespräch, in dem er sich mitten in Konrad Mönters antiquarischen Schätzen an seinen letzten Aufenthalt in Osterath erinnerte. Damals hatte er in einem Rundfunk-Interview von der Buchhandlung als „literarischen Kosmos“ geschwärmt. Und noch heute preist er Konrad Mönters Einsatz für die Kultur und spricht er von „einem ganz besonderen Ort mit einem außergewöhnlichen literarischen Programm.“

Martin Mosebach, der in Frankfurt lebt, ist häufig im Rheinland, fühlt sich in Meerbusch und bei Mönter wohl. So ist es kein Wunder, dass der Protagonist seines im August erschienenen elften Buches aus Düsseldorf kommt. Warum dieser Patrick Elff schließlich in Mogador landet, ist der Handlung zu entnehmen.

Der Autor aber lernte diese Stadt an der marokkanischen Atlantikküste kennen, als er 2013 den Roman „Blutbuchenfest“ schrieb: „Ich arbeite gern an einem entfernten Ort, dort kann ich den alltäglichen Dingen entgehen. Strand, Wind, Einsamkeit — das ist die Umgebung, in der ich mich wohlfühle“, sagt er. Ein solcher Ort müsse zu ihm sprechen, sich als brauchbar erweisen. Dieses Prädikat hat sich die Hafenstadt Mogador verdient. Martin Mosebach sammelte unauslöschliche Eindrücke und erst im Nachhinein wurde ihm klar, dass er „manch‘ erstaunliche Figur kennengelernt hatte, die zwischen zwei Buchdeckeln gewürdigt werden sollte.“ Das ist in „Mogador“ auf eindrucksvolle Art geschehen. Denn Menschen stehen in den Handlungen seiner Bücher stets im Mittelpunkt: „Ich erlebe sie, gebe sie aber keinesfalls eins zu eins wieder.“ Ein flüchtiger Eindruck und ganz viel Fantasie geben den Handlungen die gewisse Würze. Eine Hörprobe davon gab Mosebach anschließend bei der Lesung.

Der „Wahrnehmungskünstler“ nahm die Zuhörer mit — in die Welt des Düsseldorfer Privatbank-Angestellten Patrick Elff, des marokkanischen Finanzmanns Monsieur Pereira, der unheimlichen Khadija und ihres Faktotum Achmed. Und natürlich nach Mogador. Dieser Städtename — heute Essaouira — gefällt dem Auto, er erinnert ihn an einen Zauberspruch. Für derartige Feinheiten ist Martin Mosebach empfänglich, setzt er doch selbst alle seine Schilderungen in eine bildreiche, positiv menschelnde Sprache und berührt damit seine Leser.

Die Dramatik in „Mogadur“ blieb dem Publikum aber vorenthalten. „Diese Entwicklungen können Sie in dem Buch nachlesen“, hieß es. In diesem Zusammenhang empfiehlt der Autor auch seine zweite Neuerscheinung, den Bagatelle-Band „Das Leben ist kurz“. Leider blieben im Buch- und Kunstkabinett einige Stühle unbesetzt.