Beratungsstelle plant Mädchengruppe
Die Leiterin der Erziehungsberatungsstelle spricht über das erweiterte Angebot.
Frau Schlicht, was haben Sie mit der Gruppe genau vor?
Claudia Schlicht: Die Mädchen sollen bei uns offen ihre Anliegen besprechen können, in einer entspannten Atmosphäre und angeleitet von ihren Gruppenleiterinnen.
Warum bieten Sie eine solche Gruppe gerade für Mädchen an?
Schlicht: Auch Jungs haben das Bedürfnis, sich miteinander auszutauschen und wir haben vor, demnächst auch eine Jungengruppe anzubieten. Wir fangen jetzt erstmal mit den Mädchen an und schauen, wie es läuft — zumal wir im Frühjahr bereits sehr gute Erfahrungen mit einer Mädchengruppe zum Thema „selbstbewusster werden“ gemacht haben. Darauf wollen wir aufbauen.
Woher kommt die Beschränkung auf das Alter von 13 bis 16 Jahren?
Schlicht: In diesem Alter werden andere Jugendliche für die Mädchen immer wichtiger, sie fangen an, sich von ihren Eltern abzugrenzen. Da wir in letzter Zeit immer mehr beobachten, dass sich die Jugendlichen weniger real mit ihren Freunden treffen, sondern vor allem über soziale Medien kommunizieren, wollen wir ihnen hier die Möglichkeit dazu geben, von Angesicht zu Angesicht miteinander zu sprechen.
Wie soll eine solche Gruppenstunde dann genau aussehen?
Schlicht: Die Treffen finden immer dienstags von 18 bis 19.30 Uhr statt. Am Anfang sollen sich die Mädchen kennenlernen und Vertrauen zueinander und zu den Gruppenleiterinnen fassen. Da sehe ich die beiden Leiterinnen Bettina Meisel und Ulla Küper noch in einer stärkeren Rolle, hier leiten sie die Gespräche an. Später stellen wir uns das so vor, dass die Mädchen selbst ihre Themen einbringen. Aber so etwas hängt natürlich auch immer von den Mädchen ab, die gerade da sind — ganz durchplanen kann man eine solche Gesprächsgruppe nicht.
Gibt es einen bestimmten Mädchentyp, der sich für Gruppen wie diese anmeldet?
Schlicht: Nein, wir haben ganz verschiedene Mädchen dabei, selbstbewusste, ruhige, welche, die wirklich schlimme Probleme haben und andere, die einfach nur mal in Ruhe quatschen möchten — aus allen Ecken von Meerbusch.
Früher haben Sie an einer Förderschule in Krefeld gearbeitet. Gibt es Unterschiede zwischen den Krefelder und den Meerbuscher Mädchen?
Schlicht: Die Schule lag in der Krefelder Stadtmitte und da war die Klientel schon etwas anders, es gab viele Familien mit mehreren Problemfeldern: Armut, Alkoholismus, räumliche Enge. Sowas gibt es in Meerbusch natürlich auch, aber nicht so oft. Hier sind die Mädchen meist eher behütet. Allerdings trägt die Struktur der Stadt hier auch dazu bei, dass wir eine solche Gesprächsgruppe überhaupt anbieten.
Inwiefern das?
Schlicht: Es gibt hier für die Jugendlichen teilweise große Strecken zu überwinden — wenn man zum Beispiel aus Langst-Kierst zum JuCa nach Osterath will, ist das schwierig. Auch der öffentliche Nahverkehr ist nicht so gut ausgebaut — das macht es noch komplizierter, sich zu treffen.
Im Mittelpunkt der Gruppe soll das Reden stehen — was ist noch geplant?
Schlicht: In anderen Gruppen setzen wir zum Beispiel Rollenspiele ein — oft ist es so einfacher, die eigenen Gefühle auszudrücken. Manchmal hilft es aber auch, sich in eine ganz andere Rolle hineinzuversetzen, um ein Problem besser zu verstehen und damit umgehen zu können. Diese Erfahrung haben wir vor allem auch mit Jungs gemacht, die in dem Alter öfter Probleme mit ihrem Sozialverhalten haben. Mädchen wollen häufig lieber direkt ins Gespräch kommen.
Wie soll die offene Gesprächsatmosphäre entstehen?
Schlicht: Bevor die Gruppe losgeht, sind die Mädchen dazu eingeladen, hier vorbeizukommen und die Räume sowie die Leiterinnen kennenzulernen. Danach können sie entscheiden, ob sie wirklich teilnehmen möchten. Außerdem wird sich die Gruppe in einem gemütlichen Raum treffen und es soll Tee und Kekse geben.
Was wollen Sie mit der Gruppe erreichen?
Schlicht: Unser Ziel ist es, dass die Mädchen hinterher sagen können, dass sie jetzt mit schweren Situationen besser umgehen können. Sie sollen wissen, dass sie all ihre Themen in einem angstfreien und geschützten Raum ansprechen können.
Was sollten Mädchen tun, die sich jetzt noch anmelden wollen?
Schlicht: Sie können sich entweder selbst bei uns melden oder Eltern oder Freunde für sich anrufen lassen. Dann machen wir einen Kennenlerntermin aus. Momentan haben sich vier Mädchen angemeldet. Haben wir sechs Anmeldungen beisammen, geht die Gruppe los. Wichtig zu wissen ist: Alle unsere Angebote sind kostenlos.