Neue Notunterkunft bietet 398 Flüchtlingen Platz

Die Turnhallen des Meerbusch-Gymnasiums werden momentan von zahlreichen Helfern für den Erstbezug vorbereitet.

Foto: Ulli Dackweiler

Dirk Hermes wuchtet eine zehn Zentimeter dicke Schaumstoffmatratze auf die obere Etage eines Hochbettes. Das Metallgestell ächzt. Sein Kopf ist hochrot, er schwitzt. „Und wieder eins“, sagt der Leiter der Fachdienste der Johanniter am Niederrhein und wirkt dabei zufrieden. „Es geht voran.“ Hermes ist in diesen Tagen schwer beschäftigt. Er steht in einer der beiden Turnhallen des Meerbusch-Gymnasiums in Strümp und beaufsichtigt den Aufbau der neuen Notunterkunft, die ab kommender Woche bezugsfertig sein soll.

398 Flüchtlinge werden hier Platz finden. Bei den Johannitern wird das Wort gemieden, von „Bewohnern“ gesprochen — Menschlichkeit steht hier über allem. Dementsprechend ist es auch um den Aufbau der Unterkunft bestellt. Alle Beteiligten wollen unter den gegebenen Umständen möglichst menschliche Bedingungen zu schaffen. Es gibt Etagenbetten mit Schaumstoff-Matratzen und Feldbetten. Die Schlafstätten stehen einzeln oder paarweise nebeneinander, Familien sollen so möglichst zusammen bleiben können.

Dirk Hermes, Leiter der Fachdienste der Johanniter am Niederrhein zum Charakter der Turnhallen als Wohnumfeld

Um der provisorischen Heimstatt zumindest etwas von ihrem Hallencharakter zu nehmen, ist sie durch mit weißen Planen bezogene Bauzäune in kleinere Bereiche unterteilt worden. Die Schlafstellen nehmen den größten Raum in beiden Hallen ein. Pro Turnhalle soll es am Ende in etwa 200 bezugsfertige Nachtlager geben. „Wir tun hier unser Möglichstes“, sagt Hermes. „Aber es bleibt nun einmal eine Sporthalle.“ Das merkt man auch an der Lautstärke: Selbst in den abseits gelegenen Schlafquartieren ist noch fast jedes Wort zu hören, das im Aufenthaltsbereich gesprochen wird.

Der liegt jeweils an einem Kopfende beider Hallen und ist wiederum mit Bauzäunen vom Schlafbereich abgetrennt: Bierzeltgarnituren, einfache Metallregale und 30 Steckdosen, an denen die Bewohner ihre Handys laden können. Die Einrichtung eines WLANs ist geplant. „Die Steckdosen haben sich schon in der Büdericher Unterkunft als außerordentlich sinnvoll erwiesen“, erklärt Hermes. „Oft ist das Handy für die Leute die einzige Verbindung zu ihrer Familie.“

Besonders froh sind die Helfer über die Einsatzbereitschaft der Meerbuscher Bevölkerung und örtlicher Unternehmen. Mitarbeiter von Epson und Medtronic verbrachten Ende dieser Woche einen sozialen Tag in den Turnhallen. „Wir haben unsere Mitarbeiter freigestellt, um beim Aufbau in Strümp zu helfen“, stellt Annette Harenberg, Vertriebsleiterin bei Epson, fest. „Direkt vor unserer Haustüre Menschen zu helfen, war uns ein wichtiges Anliegen.“