Gastronomie in Meerbusch Wie ein Foodtruck die Zukunft des Strümper Hofs unterstützen soll

Meerbusch · Die Gastronomie befindet sich im Wandel. Damit muss auch Johannes Siemes klarkommen, der in fünfter Generation das Traditionshaus Strümper Hof führt. Deshalb probiert der Meerbuscher immer wieder Neues aus – jetzt Streetfood.

Das Foodtruck-Team: Razieh Salkhordeh (v.l.), Stephanie Kaper, Dogan Gedir und Johannes Siemes.

Foto: Marie Bockholt

Essen auf vier Rädern liegt im Trend. Denn Gerichte aus dem Foodtruck, dem Klassiker der Straßenküche, bieten oft weitaus mehr als Pommes oder Currywurst. Das beweisen Streetfoodfestivals, bei denen beispielsweise Burger oder auch ungewöhnliche Essenskreationen gereicht werden. Neu ist jetzt eine mobile Außenküche am traditionsreichen Hotel und Restaurant Strümper Hof. Dort hat Küchenmeister Johannes Siemes einen Foodtruck installiert – zu essen gibt es Wild.

Siemes, der den Strümper Hof in fünfter Generation führt, setzt auf Fleisch von Tieren, die in der Natur frei aufgewachsen sind. Auch deshalb lautet das Logo seiner vor der gastronomischen Außenfläche am Strümper Hof stehenden mobilen Küche „Wild Streetfood by Hannes – Wildmeisterei“. Auf der Speisekarte stehen unter anderem „Wildmeister“-Burger, Brat- und Currywurst, „Fish and Chips“ oder Rheinischer Kartoffelsalat. Graved-Lachs-Bowls, also marinierter Lachs, und Desserts werden ebenfalls angeboten. „Wir bieten außerdem ein wechselndes Tagesgericht für 9,50 Euro an“, so Siemes. Hinter diesem „wir“ stehen er und die Köchin Razieh Salkhordeh: „Das Konzept haben wir gemeinsam entwickelt und sind jetzt gestartet“, erklärt Siemes. „Der Plan ist es, eine weitere Person einzuarbeiten. Denn meine anderen Aktivitäten wie der Party-Service, Kochkurse und der Hotel-Betrieb kosten viel Zeit.“

Der Foodtruck ist für Johannes Siemes auch ein Projekt, dass helfen soll, die Zukunft zu sichern: „Meine Familie ist seit 1875 hier tätig, jetzt hat sich alles dramatisch verändert und ich wurde mehrfach gezwungen, in meinem Berufsleben neue Wege zu gehen.“ Das Gastronomiegeschäft werde von Jahr zu Jahr unattraktiver. „Die Corona-Pandemie, neue Gesetze in puncto Arbeitsschutz und -zeit machen es schwieriger“, erklärt der Meerbuscher. „Viele Gastronomen fragen sich, ob und wie die steigenden Preise weitergereicht werden können. Und so probiere ich immer wieder andere Dinge aus – ohne Angst, dafür mit viel Energie und Spaß.“

Das neue Angebot
ist nichts für jedermann

Johannes Siemes geht selbst auf die Jagd und freut sich, dass derSpezialitäten-Verkauf bisher gut angenommen werde. Über die sozialen Medien habe sich die neue Geschäftsidee herumgesprochen. „Viele haben mitgefiebert, ob es mit dem Start des Foodtrucks klappt.“

Der Gastronom weiß auch, dass das neue Angebot nicht jedermanns Sache ist: „Der Strümper Hof als Traditionsgaststätte ist nicht dafür gemacht, Streetfood anzubieten“, sagt er. „Die Gäste wünschen klassische Speisen und ab September werden sie auch wieder angeboten. Im Augenblick gibt es kein À-la-carte-Essen, jetzt ist die Wildmeisterei der Strümper Hof.“ Die Idee zum Konzept sei während der Pandemie-Bestimmungen entstanden.

Siemes ist überzeugt, dass Essen aus dem Foodtruck ursprünglich eine romantische Sache ist. „Aber dahinter stehen auch reichlich Probleme.“ Für ihn als Küchenmeister sei das eine „völlig neue Arbeitswelt“. Es sei viel aufwendiger, als das À-la-carte-Geschäft, schwieriger zu kalkulieren und verlange nach einer ganz anderen Organisation: „Es wird eine Zentrale gebraucht, in der alles vorbereitet und gekühlt wird.“ Das sei in seinem Foodtruck nicht möglich, deshalb fänden alle Vorbereitungen in der Restaurantküche statt. Zu den Vorteilen des Trucks gehöre das niedrigere Preisniveau, das andere Gäste als üblich anspreche. In das Projekt hat Siemes eine Menge investiert. Angeboten werden im Strümper Hof auch Kochkurse. „Wir bieten Kurse zum Zerlegen und Konservieren von Wild an. Unser Nutria-Kochkurs Anfang des Jahres hat für große Beachtung gesorgt,“ erinnert sich Siemes.