Nierster Narren trotzen dem Sturm
Trotz Sturmwarnung zogen gestern 120 Narren durch das Dorf — doch es kamen weniger Zuschauer als erwartet.
Die Nierster Narren haben am gestrigen Rosenmontagmorgen von ihrem frühen Zugstart profitiert. Während in früheren Jahren mancher Karnevalist stöhnte, warum ein Zug den schon um 9.15 Uhr beginnen muss, war der frühe Start gestern ein Segen für die ausrichtende KG Kött on Kleen. Am Morgen konnten die Karnevalisten ohne große Zugänderungen wie geplant durch das Dorf ziehen — als einer der wenigen Züge überhaupt im gesamten Rheinland. „Wir haben lediglich bei zwei Wagen kleinere Umbauarbeiten vorgenommen, ansonsten lief alles wie geplant“, sagte Bernd Wolters (49), der als Polizist der Bezirksdienststelle Lank den Zug bewachte. Zehn Wagen und zwei Fußgruppen zogen mit, besuchten nacheinander auch die Bauernhöfe. Am Nachmittag ab 14 Uhr zog der Zug dann — Tradition in Nierst — einmal in die andere Richtung, ehe im Festzelt weitergefeiert wurde.
Von den Absagen in den umliegenden Städten haben die Nierster nicht profitiert —es kamen keine Besucher aus umliegenden Städten. Weit weniger Narren als in den vergangenen Jahren säumten die Straßen. „Normalerweise haben wir hier 2000 bis 3000 Besucher, heute sind es aber weit weniger“, sagte Polizist Bernd Wolters. Nur einige hundert Narren kamen. Am Morgen hatte es extrem geregnet, zum Zugbeginn rissen aber die Wolken auf, zeitweise zeigte sich sogar die Sonne. Für die, die kamen, hatte das positive Nebeneffekte: Die Kamellenmassen verteilten sich auf weniger Interessenten.
Die kleineren Umbauarbeiten am Morgen waren schnell vollzogen. „Wir haben uns alle Wagen vorher genau angeschaut“, sagt Polizeisprecher Wolters. An einem großen Piratenschiff wurde das Segel heruntergefahren, an einer großen Geburtstagstorte der Karnevalsgesellschaft Kött on Kleen, die 111 Jahre alt wird, wurde laut Wolters eine große Kerze entfernt.
„Neesch, Helau“ ist der Schlachtruf im Dorf Nierst. Die Nierster zeigten sich gestern glücklich über ihren Zug: „Mir war klar, dass die ziehen. Das war mir zu 100 Prozent klar“, sagte Tobias Bölte (36), der im Ort geboren wurde und seitdem jedes Jahr beim Karneval war. „Nierst ohne Karneval wäre nicht Nierst.“ Julia Grotenburg (30) aus Nierst sagte: „Ich feiere hier, seit ich denken kann. Der Vorteil an so einem kleinen Dorf wie Nierst ist, dass man den Zug zur Not auch um eine halbe Stunde nach vorne oder hinten legen kann. Mir gefällt hier, dass alles so schön überschaubar ist.“ Tapfer schlug sich auch Prinz Philipp I. (Vasen). Er war wegen seines im Karneval erlittenen Kreuzbandrisses im Rollstuhl unterwegs.
Prächtig waren wie immer die Wagen in Nierst, an denen die gut 120 Zugteilnehmer monatelang gearbeitet haben. Zu sehen war etwa ein spektakulärer Brauereiwagen mit zwei großen Pferden, das Restaurant „Diner“ präsentierte sich mit zwei Bedienungen auf Rollschuhen (Thomas Frangen und Stefan Beeser), und mitten im Zug fuhr eine alte Dampflok, die echten Qualm spuckte. Einige wagen griffen auch den närrischen Geburtstag, 111 Jahre Kött on Kleen, auf.