Noch keine Entscheidung zur künftigen Förderpraxis
Die Verwaltung erntet im JHA viel Kritik für ihr Vorhaben, nur noch Kinder aus sozial schwachen Familien zu fördern.
Meerbusch. Wenn es nach der Stadt geht, werden ab dem kommenden Jahr nicht mehr alle Kinder, die mit Kirchengemeinden oder Jugendverbänden auf Ferienfahrt gehen, finanziell unterstützt. Das hat die Verwaltung in ihrem neuen Kinder- und Jugendförderplan festgesetzt. Stattdessen sollen nur noch Kinder einen Zuschuss erhalten, die aus einer sozial schwächeren Familie kommen. In seiner jetzigen Sitzung befasste sich der Jugendhilfeausschuss mit dem Thema. Sowohl anwesende Vertreter der Verbände als auch Politiker kritisierten die geplanten Maßnahme heftig. Letztlich wurde die Entscheidung vertagt.
Die Sachlage ist weitaus komplexer, als sie die Stadt darstellt (siehe Artikel rechts). Das meinen zumindest die Gegner der Idee, etwa Hans-Jürgen Barbarino, Vorsitzender des Stadtjugendrings und Leiter des Jugendzentrums Oase: „Natürlich gibt es auch Eltern, die ihre Kinder auch ohne Zuschuss weiter auf die Fahrt schicken. Für viele ist es aber eine entscheidende Entlastung, immerhin sprechen wir bei einer zweiwöchigen Fahrt von 56 Euro, die pro Kind zusätzlich anfallen würden.“ Außerdem gebe es bereits eine Möglichkeit, finanziell ärmere Familien zu unterstützen (siehe Kasten). 2013 nutzten 20 Teilnehmer von Ferienfahrten dieses Angebot. Barbarino sieht auch ein organisatorisches Problem: „Für 2015 haben wir schon 200 Anmeldungen. Die Familien bekommen dabei den Preis abzüglich der Förderung genannt. Das lässt sich nicht rückgängig machen.“
Zustimmung erhielt Barbarino auch vonseiten der Politik, wie von Karin Solbach-Kandel von der SPD, die sich ebenfalls in der Jugendarbeit engagiert: „Es gibt auch Fälle, in denen die Eltern sagen, dass sie die Förderung nicht brauchen und wir sie für ein anderes Kind nutzen sollen. So konnten wir schon Kindern helfen, deren Elternhaus weder für die 75 Prozent infrage kommen, für die aber die vier Euro Förderung zu wenig sind“, sagte sie. Wenn Eltern gleich mehrere Kinder mitschickten, seien sie zudem froh, um jede Unterstützung — unabhängig von ihrer finanziellen Situation. Die evangelischen Kirchengemeinden Büderich und Osterath hatten per Brief mitgeteilt, nicht einverstanden zu sein mit der neuen Regelung.