Osterath: Ein Schriftsteller, freiwillig am Rande der Gesellschaft

Gerry X und Heidi ad Hoc interpretieren in der WunderBar Bukowski. Das ruft nicht nur Begeisterung hervor.

Osterath. "Die Dichter sind die geheimen Gesetzgeber der Welt, und die Welt ist ein Kunstwerk", so Gerry X, alias Karl. Mit seiner "Schwester im Geiste" Karla (Heidi "ad Hoc" Donsbach) betingelte man als Bukowski-Duo kurzfristig wieder die WunderBar in Osterath, nachdem der ursprünglich als Auftrittsort angekündigte Freiraum in Ossum ebenso plötzlich vom Ordnungsamt für nicht geeignet angesehen wurde.

Für eine Handvoll Gäste und Euro gab es Gegrilltes und Gedichtetes, Video-Installationen von Kai Fobbe und Blues von den Gagarins Uli Linberg und Dominik Häring. "Bukowski hat auch mit Gedichten angefangen", erinnerte Gerry, der sich selbst als einer der letzten poèts maudits (zu deutsch: verfemte Dichter) sieht - ein avantgardistischer Schriftsteller, freiwillig am Rande der Gesellschaft.

1978 erlebte er das amerikanische Vorbild live in der Hamburger Markthalle, wo ein Kühlschrank auf der Bühne stehen musste, damit der Bierfluss nicht abriss. Tief beeindruckt liest und lebt der ehemalige Hausmeister in einem Bordell seitdem Charles Bukowski, schreibt selbst Gedichte und Romane.

Heidi ad Hoc, seit drei Jahren mit Gerry unterwegs, bringt auch eigene Gedanken zu Papier. In "LilaSchwarz" verarbeitet die 42-jährige Kauffrau persönliche Probleme und nutzt diese Ventilfunktion, um demnächst ebenfalls einen Roman (Arbeitstitel: Die blauen Spinnen) auf den Weg zu bringen.

Unter dem Motto "Hauptsache anti-furztrocken und weizenfroh" führten die "Geschwister Bukowski" in Feinripp und Mini eine Woche vor dem 89.Geburtstag des "Königs der Gelegenheitsjobs und literarischen Skandale" durch ihr entsprechend frivoles Programm - wobei sie nicht ausschließlich Begeisterung hervorriefen. Eine Dame erkannte spontan ihr Deplaziertsein und verließ entsetzt und fluchtartig die Gastsstätte. "Genug ist nie genug", sagt der Osterather Gerry, der sein X beim Bürgerrechtler Malcolm X geklaut hat und für "Unbestimmtes" einsetzte.

Als Special Guests unterstützten die Lese-Performer Stephan Peters, als Horrorautor im Umland bekannt, und Christian Breuer vom Kölner Arttheater Freie Geister die Aufführung um das "harte Leben" des Ausnahmeschriftstellers Bukowski, der zwischen 1960 und 1990 über 40 Bücher mit Gedichten und Prosa veröffentlichte, die in Deutschland mehr als vier Millionen Mal verkauft wurden.