Osterath: Eis schmeckt auch ohne Hörnchen
Mit einer Tonne Kleidung machen Wolfgang Klein und Freunde viele Kinder in Thailand glücklich.
Osterath. In einem entlegenen Bergdorf im Norden von Thailand stockte Wolfgang Klein dann doch kurz der Atem. Eine Tonne Kinderkleidung waren bei der von ihm initiierten Sammelaktion für thailändische Kinder zusammengekommen. Er hat mit seinen Freunden alle Hürden bei Transport und Zollformalitäten gemeistert. "Und dann stehst du da, willst die Kinder mit einem Eis glücklich machen und dir gehen die Hörnchen aus."
Doch auch dieser Zwischenfall nahm ein glückliches Ende: "Wir haben die Eiskugeln notgedrungen direkt in die Handflächen verteilt. Das gab ein Riesen-Gelächter, und alles war gut."
Im August vergangenen Jahres fiel der Startschuss für die Aktion, bei der vor allem Meerbuscher fleißig ausrangierte Kinderkleidung spendeten. 95 prall gefüllte Umzugskartons konnten so im Dezember auf dem Seeweg nach Bangkok verschifft werden. Dort angekommen, begannen die Probleme.
"Sämtliche Papiere waren plötzlich nichts mehr wert, weil das Schiff nicht den eigentlichen Ziel-, sondern einen anderen Hafen ansteuern musste." Auf den geschätzten Warenwert von 700 Euro seien weitere 500 Euro Zollgebühren aufgeschlagen worden. 30 eingepackte Stofftiere hätten die Zollbeamten als stark gesundheitsgefährdend eingestuft. "Da waren weitere 300 Euro fällig." Alles in allem habe der Transport bis zum Ziel 2400 Euro verschlungen, so der Osterather.
Das Ziel war die Stadt Chiang Khong, wo bei einem Urlaub Kleins ein Jahr zuvor die Idee der Hilfsaktion reifte. Bereits damals besuchte der ehemalige Henkel-Mitarbeiter mit Freunden aus Voerde eine Schule und verteilte dort Kleidung, Eis, Kekse oder Hefte. Doch dieses Mal war alles eine Nummer größer.
Sozusagen als Basislager der Gruppe diente das kleine Bistro von Jip, einem Freund der Deutschen. Gleich mehrere Stationen wurden in den kommenden Tagen angesteuert: Waisenhäuser, ein Camp, in dem elternlose Mädchen unterrichtet und auf einen Beruf vorbereitet werden, ein anderes, in dem laotische Flüchtlingskinder eine Zuflucht gefunden haben. "Und natürlich unsere Schule", erzählt Klein, der ins Schwelgen gerät, wenn er von dem Besuch jener Schule berichtet, die man bereits ein Jahr zuvor aufgesucht hatte.
"Es war ein Fest. Man hatte ein Plakat mit all unseren Vornamen gemalt. Die Kinder führten Tänze auf in ihren Trachten, die sie sonst eigentlich nur an Neujahr tragen dürfen. Und jeder hat zum Abschied ein kleines Geschenk, wie ein gemaltes Bild, erhalten."
Mit einer vergleichbaren Herzlichkeit seien sie überall empfangen worden. Mit David, einem Amerikaner, hat Klein, nachdem die anderen Deutschen schon abgereist waren, die verbliebenen Kartons verteilt und dabei auch den ein oder anderen Erwachsenen glücklich gemacht.
Klein: "In Thailand kann es abends ganz schön kalt werden. Einem alten Mann mit einem Holzbein haben wir einen Pullover und eine Hose geschenkt. Sein größter Wunsch war aber eine Mütze. Zum Glück hatten wir noch ein weiße Zipfelmütze. Er hat sich so sehr gefreut."
“ Wolfgang Klein hat über die Aktion einen ungefähr 30-minütigen Film gedreht, den er am Sonntag, 28. März, um 18 Uhr im Kanapee, Hochstraße 34 in Osterath, vorführen will.