Osterath: Tischtennis mit schillernden Persönlichkeiten

DJK Osterath präsentiert einen Neuzugang im Rentenalter. Jürgen Reuland, 63, will’s noch mal wissen.

Osterath. Das ist wohl nur im Tischtennis möglich: Aufsteiger DJK Siegfried Osterath hat für die kommende Saison in der vierthöchsten deutschen Spielklasse Ersatz für die zu den Champions Düsseldorf abgewanderten Talente Vincent Arsand und Alexander Knajdek - vor zwei Wochen noch neuer Stadtmeister in Meerbusch - gefunden. Einer davon ist Jürgen Reuland, und der ist schlappe 63 Jahre alt.

"Ich bin hier dem absoluten Jugendwahn begegnet", sagt der Senioren-Weltmeister 2006 lachend angesichts seiner neuen Mitspieler, die zum Teil auch schon mehr als 40 Lenze auf dem Buckel haben. Nach dem Titelgewinn vor drei Jahren in Bremen sowie dem Doppel-Sieg an der Seite seines alten Düsseldorfer Kumpels Wilfried Lieck zwölf Monate später bei der Senioren-EM in Rotterdam habe er noch einmal Blut geleckt, erzählt Reuland.

Als bei seinem Verbandsligateam in Rheydt nach dem Tod des Vorsitzenden zum Ende der Saison die Lichter ausgingen und der Rentner eine neue sportliche Herausforderung suchte, kam die Anfrage aus Osterath gerade recht. DJK-Manager Rolf Zehle kann sich noch gut an die Partien gegen Rheydt erinnern: "Jürgen hat Jungspund Vincent Arsand zweimal geschlagen und gegen unsere Nummer eins Yang Li nur knapp mit 2:3 verloren."

Doch wie schafft man es, als "Opa" im Tischtennis auf Leistungssport-Niveau austrainierte junge Männer in die Verzweiflung zu treiben? "Ich stehe ganz nahe am Tisch, mein Bewegungs-Radius ist natürlich begrenzt. Mit ruhiger Hand und einem guten Auge versuche ich dann, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Ich bin der Überzeugung, dass Tischtennis zu 80 Prozent im Kopf entschieden wird. Und mental bin ich stark."

Jürgen Reuland, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere an der Seite von Größen des Sports wie Eberhard Schöler, Wilfried Micke oder Hans Wilhelm Gäb mit Borussia Düsseldorf sieben Jahre Bundesliga spielte und zweimal Deutscher Meister wurde, wird in Osterath an Position drei antreten.

"Eine ausgeglichene Bilanz wäre unter dem Strich zufriedenstellend", sagt der 63-Jährige, der die "sehr guten Trainingsmöglichkeiten bei der DJK mit vielen guten Spielern" lobt. "Und notfalls sind ja hier auch ein paar Ärzte im Team", lacht der Mann, den es diebisch freut, wenn er wieder einmal einen Gegner von der Platte geputzt hat, "der mein Enkel sein könnte".

Wenn Jürgen Reuland heute auf seine Zeit im Tischtennis zurückblickt, kann er angesichts von Jahresgehältern in sechsstelliger Höhe für einen Superstar wie Timo Boll nur müde lächeln: "1967 hat Schöler als Erster überhaupt etwas vom Verein bekommen - 7000 Mark und eine Schlafzimmereinrichtung." Sein höchstes Jahres-Salär schätzt er auf 12000 Mark. "Das war ein nettes Taschengeld. Mehr aber auch nicht."