Platz für Flüchtlinge wird knapp
Derzeit leben mehr als 300 Flüchtlinge in Meerbusch, bis zum Ende des Jahres sollen es 450 sein.
Der Erste Beigeordnete der Stadt, Frank Maatz, sagt es klar und deutlich: „So langsam kommen wir an unsere Kapazitätsgrenze.“ Heißt: Die Stadt weiß bald nicht mehr, wo sie die ständig steigende Zahl an Flüchtlingen unterbringen soll.
Unterkünfte gibt es am Neusser Feldweg, an der Cranachstraße, am Heidbergsdamm und an der Strümper Straße. Ab Herbst soll die Kranenburger Straße umgebaut werden, und auch an der Insterburger Straße sollen Flüchtlinge eine Unterkunft auf Zeit erhalten. In allen Häusern leben zurzeit 315 Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr kamen 147 insgesamt. Das bedeutet schon jetzt eine Verdoppelung. — und das Jahr ist erst zur Hälfte vorbei. Die Prognose der Experten für 2015 geht von 400, wenn nicht sogar von 450 Flüchtlingen für Meerbusch aus.
Die meisten der Flüchtlinge stammen aus Syrien. Andere kommen aus Afghanistan, Albanien, Algerien, Bangladesch, Eritrea, Georgien, Irak, dem Kosovo, Marokko, Pakistan, Serbien oder Tadschikistan.
Die Stadt Meerbusch weiß zum einen heute noch nicht, wie viele Flüchtlinge am Montag oder Dienstag vor der Tür stehen. Zentrale Aufnahme ist in Dortmund, die Bezirksregierung Arnsberg verteilt die Flüchtlinge über einen bestimmten Schlüssel. Aber auch die Herkunft der Männer, Frauen oder Familien ist entscheidend: „Wir müssen ja auch auf Kulturen, Religion und Nationalitäten achten“, sagen Maatz und Hans Günter Focken, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des Sozialausschusses.
Im Jahr 2013 hat die Stadt 1,5 Millionen Euro gezahlt, um die Flüchtlinge zu betreuen. 430 000 Euro davon wurden erstattet. Für 2015 wird mit 2,85 Millionen Euro gerechnet sowie einer Erstattung von 820 000 Euro. Dass die Stadt verschuldet ist, spielt keine Rolle. Maatz: „Flüchtlingsbetreuung ist eine absolute Pflichtaufgabe für alle Kommunen. Das müssen wir übernehmen und das Geld über den Haushalt zur Verfügung stellen.“
Bei der Caritas ist eine Koordinierungsstelle eingerichtet, viele Kirchen helfen, aber auch städtische Mitarbeiter sind in die Organisation und Betreuung eingebunden. Es wurde bereits — zum Beispiel als Hausmeister und Sicherheitskräfte - neues Personal für die einzelnen Unterkünfte eingestellt. Darüber hinaus haben Bürger Sachspenden geleistet, Sportvereine beziehen die Flüchtlinge in ihre Programme mit ein.
Genau die ist nach Meinung von Hans Günter Focken wichtig. „Bevor wir in einer Straße Flüchtlinge unterbringen, reden wir mit den Nachbarn.“ Nur so könne eine Willkommenskultur aufgebaut werden. Der SPD-Politiker weiß: „Die Nachbarn haben viele Fragen, sind unsicher, manchmal skeptisch.“ Man müsse versuchen, alle mitzunehmen, damit keine Feindschaften entstehen. „Dass plötzlich Flüchtlinge im Haus nebenan leben, ist für viele eine Ausnahmesituation.“
„Eigentlich läuft alles bei uns geräuschlos ab“, so Hans Günter Focken. Aber: Die Initiative Pro Osterath zum Beispiel fordert in einem Brief an Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, Flüchtlinge in kleineren Wohneinheiten unterzubringen, um so eine „verträgliche Personendichte“ zu erreichen. Maatz: „Das versuchen wir natürlich, ist aber nicht immer möglich.“
Alle, die mit Flüchtlingen zu tun haben, appellieren an die Meerbuscher zum einen, zu helfen, wo sie können (Deutsch-Unterricht, Spenden), aber auch, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen.