Politik spricht sich gegen den Kubusbau mit Flachdach aus

Die Stadt hatte empfohlen, für den Kubus an der Neuen Vikarie in Osterath eine Befreiung von der Gestaltungsordnung zu beschließen. Das wurde abgelehnt und ein Satteldach gefordert.

Die katholische Pfarrgemeinde St. Hildegundis im Meerbuscher Norden ist mit ihrem Ansinnen gescheitert, einen Anbau in Kubusform mit Flachdach an die Neue Vikarie in Osterath direkt neben der Kirche St. Nikolaus zu realisieren. Stattdessen fordert die Politik, dass der Anbau gemäß Gestaltungssatzung für den Osterather Ortskern mit einem echten Satteldach versehen werden muss. Die Dachneigung solle bei 30 bis 50 Grad liegen.

Die Kirche hatte zuvor argumentiert, dass sich bauästhetisch ein Anbau in Kubusform dem eigentlichen Denkmal Vikarie untergeordnet würde, sich also nicht aufdränge. Die Stadt war dieser Begründung in ihrer Vorlage gefolgt und legte der Politik nahe, für den Kubus eine Befreiung von der Gestaltungssatzung zu beschließen. Die Satzung sieht für den Osterather Kern eigentlich ein Satteldach vor — mit der Befreiung wäre ein Flachdach möglich gewesen. Selbst der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Obere Denkmalbehörde hielt das Bauwerk für akzeptabel — der Verband hat aber nicht die Osterather Gestaltungssatzung zu beachten, sondern nur die Denkmalregularien.

Im Planungsausschuss kritisierte die Politik die Planung allerdings überraschend einhellig. „Es gab eine lange Diskussion in unserer Fraktion. Die Befreiung von der Gestaltungssatzung ist für uns nicht möglich“, sagte Renate Kox (CDU). Ihr Fraktionskollege Hans-Werner Schönauer zog sich bei diesem Beratungspunkt in die Zuschauerräume zurück — er ist Mitglied des Kirchenvorstandes und wollte aus Gründen der Befangenheit nicht mit abstimmen.

Jürgen Peters (Grüne) kritisierte: „Dieser Bau passt überhaupt nicht in die Umgebung. Denkmalwürdig nicht angemessen.“ Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) argumentierte: „Dieser Kubus sieht aus wie Bauklötzchen. Das Bauwerk liegt mitten im Ortskern. Wenn die Gestaltungssatzung eine Berechtigung hat, dann auf jeden Fall an diesem Ort.“ Klaus Rettig, Sprecher der FDP im Planungsausschuss, meinte: „Eine historisierende Variante, die das Denkmal aufnimmt, halten wir für nicht angebracht.“ Gleichwohl plädierte er für ein Satteldach. „Allerdings nicht in Firsthöhe.“

Heinrich P. Weyen (UWG) nahm Anstoß an der Begründung der Stadtverwaltung, die für eine Ausnahme von der Gestaltungssatzung plädiert. „Mit dieser Argumentation der Stadt kann man im Osterather Ortskern alles genehmigen“, sagte Weyen. Er warf der Kirchengemeinde vor, mit möglichst wenig Geld neuen Wohnraum für den Pfarrer schaffen zu wollen.

Am Rande wurde von Seiten der Grünen auch Kritik an der Dimension der Planung laut. Grünen-Fraktionschef Jürgen Peters merkte an, dass aus seiner Sicht 160 Quadratmeter für eine Pfarrerwohnung sehr üppig bemessen seien. Diesen Vorwurf wollte die FDP so nicht stehen lassen. Es sei Sache der Gemeinde, wie groß das Bauwerk geplant wird, sagte Klaus Rettig. Die öffentliche Debatte darüber halte er für ungerechtfertigt.