Raphaelschule - Ziel bleibt der Fortbestand
Die Raphaelschule kämpft mit einem Qualitätsschub um die eigene Zukunft.
Strümp. Konzentriert wird in der Raphaelschule unter der Anleitung von Goldschmiedin Tanja Stockhausen gelötet, genietet und geschmiedet. Ziel der Bemühungen: Die Schüler sollen Anhänger für Ketten herstellen. „Es ist schon erstaunlich, wie begeistert alle bei der Sache sind. Die Schüler erhalten so auch einen Einblick in artverwandte Berufe wie den des Feinmechanikers“, erzählt Stockhausen.
Zum zweiten Mal führte die städtische Förderschule am Freitag ihr Berufsinformationsmodul durch. Meister und Ausbilder verschiedener Handwerksberufe stellten den über 50 Schülern ab Klasse sieben einen ganzen Tag lang Anforderungen und Schwerpunkte ihrer Arbeit sowohl theoretisch als auch praktisch vor.
„Wir wollen die Schüler bei ihrer Entscheidungsfindung für einen Ausbildungsberuf unterstützen, ihnen aber auch konkret bei der Vermittlung von Praktika unter die Arme greifen“, sagt Schulleiter Armin Hellmich. Wie wichtig das ist, bestätigt Malermeister Rolf Adams, der sich neben Dachdecker und Krankenpflegerin, Gerüstbauer und Pferdewirtin am Freitag ebenfalls die Zeit nahm, die Facetten seines Berufs zu präsentieren. „Wir haben ohne praktische Erfahrung noch keinen eingestellt. Je mehr Praktika desto besser“, sagt Adams.
Initiiert wurde das Projekt von den Soroptimisten. „Man muss den Schülern so früh wie möglich vermitteln, wie es im Berufsleben zugeht“, sagt Clubmitglied Ulla Bundrock-Muhs. Daher sei geplant, noch eine Art Berufs-Knigge folgen zu lassen. Rolf Adams bekräftigt: „Die jungen Leute brauchen manchmal ein breites Kreuz, da kann der Ton auch schon mal rauer werden.“
Bei den Firmen gelte es zudem, Vorbehalte gegenüber Förderschülern abzubauen. „Da ist viel Unkenntnis im Spiel“, weiß Bundrock-Muhs, die sich zum Ziel gesetzt hat, bei der Berufsberatung an der Förderschule ein Netzwerk aufzubauen, das auch Nachhaltigkeit garantiert.
„An der Raphaelschule werden die Schüler optimal und gemäß ihrem Förderbedarf unterrichtet“, sagt Bundrock-Muhs. Inklusion ist in ihren Augen „Unfug“.
So weit lehnt sich Armin Hellmich nicht aus dem Fenster, doch der Schulleiter will trotz schlechter Anmeldezahlen um den Fortbestand seiner Schule kämpfen. „Das Aus ist noch nicht beschlossen. Wir leisten in vielen Bereichen gute Arbeit und versuchen weiterhin, das nach außen zu kommunizieren.“
Inklusion sei prinzipiell eine gute Idee, aber eben nicht bei jedem Kind die richtige Entscheidung. „Viele Kinder bei uns kommen von der Regelschule, wo sie aus unterschiedlichen Gründen nicht zurechtgekommen sind. Hier tun sie es“, sagt Hellmich und fügt hinzu: „Ärgerlich finde ich vor allem, dass Vertreter von Förderschulen nie in den Entscheidungsprozess einbezogen wurden.“