Reiterin und Pferd vertrauen sich

Pia Münker vom Reitstall Haus Kierst startet kommende Woche bei der EM der Jungen Reiter.

Langst-Kierst. Pia Münker ist seit Donnerstag in Warendorf. In der deutschen Reitsport-Metropole bereitet sich die 19-Jährige auf die Europameisterschaften der Jungen Reiter vor, die ab dem 10. August im schwedischen Malmö stattfinden. Münkers Disziplin ist die Vielseitigkeit.

Seit dem Doppel-Gold von London am Dienstag ist die wohl anspruchsvollste Reitsportdisziplin wieder in aller Munde. „Natürlich habe ich Olympia geschaut, von der ersten bis zur letzten Minute“, sagt Pia Münker. Dass sie dabei gelungene Sprünge, perfekte Piaffen oder auch unnötige Fehler mit einem anderen Auge sieht als der Durchschnittszuschauer, der sich nur alle vier Jahre für die Vielseitigkeit interessiert, versteht sich von selbst. Denn immerhin wurde die Kiersterin im vergangenen Monat Deutsche Meisterin bei den Jungen Reitern (19 bis 21 Jahre).

Das war eine Überraschung, denn eigentlich wollte die ehemalige Pony-Europameisterin nur unter die ersten Zehn kommen. Doch nachdem die Abiturientin bereits im Mai den „Preis der Besten“ in Warendorf gewonnen hatte, erwischten sie und ihr siebenjähriger Wallach Louis M bei der als internationale Zwei-Sterne-Prüfung ausgeschriebenen Meisterschaft in Kreuth ein weiteres Sahne-Wochenende.

Dennoch bleibt Pia Münker vorsichtig: „Ich habe mir für die EM kein besonderes Ziel gesetzt. Das geht sonst meist nach hinten los.“ Ihr Pferd sei auf jeden Fall topfit. Auf den siebenjährigen Rheinländer ist die Meerbuscherin sehr stolz. „Wir haben ihn selbst aufgezogen. Da erntet man natürlich gerne die Früchte seiner Arbeit.“

Louis M sei ein blutgeprüftes Pferd, habe also einen hohen Vollblutanteil. „Das wurde in der Szene auch schon kritisch gesehen“, sagt Münker. Doch die Kiersterin, die den Wallach im Stall ihrer Eltern reitet, seit er drei Jahre alt ist, hat eine sehr persönliche Beziehung zu dem Vierbeiner aufgebaut. „Es gibt eine Vertrauensbasis. Louis ist ein gutes Dressurpferd. Er ist zudem unerschrocken im Gelände, beim Springen aber wieder vorsichtig genug, so dass hinten eine Null rauskommen kann“, preist sie die Vorzüge des Wallachs.

Die Vielseitigkeit wurde ihr quasi von den Eltern in die Wiege gelegt, „auch wenn ich mich anfangs durch die Dressur quälen musste. Aber mit zunehmendem Training kommt auch der Spaß.“ Die Zeit, die Pia Münker ihrem Sport widmet, misst sie nicht in Stunden, sondern in Pferden: „Ich beschäftige mich mit bis zu sieben Pferden am Tag. Und mit dem Reiten ist es ja nicht getan. Auch die Pflege nimmt viel Zeit in Anspruch.“

An Olympia 2016 in Rio de Janeiro verschwendet die 19-Jährige noch keine Gedanken. „Das ist noch zu früh für mich. Ich muss ja überhaupt erst einmal im Seniorenbereich Fuß fassen, das wird schwer genug.“ Münker wird wohl ab dem nächsten Jahr zur Bundeswehrsportschule nach Warendorf („ein Paradies für Reiter“) wechseln und nach ihrem Grundwehrdienst parallel zum Sport eine Ausbildung zur Pferdewirtin machen. Der Vielseitigkeit will sie auf jeden Fall die Treue halten: „Es ist einfach faszinierend.“