Rheinufer: Mensch statt Mülltonne
Stadt will Hilfskraft mit der Abfallentsorgung am Ufer des Flusses beschäftigen.
Meerbusch. Bei sonnigem Wetter treffen sich die Meerbuscher mit Vorliebe am Rhein — zum Grillen oder Picknick mit Freunden. Was vielen Spaziergängern und auch dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) aufstößt: An vielen Stellen bleiben Müllberge zurück. Darum schlägt der BUND vor, zusätzliche Abfalleimer oder Tonnen entlang des Rheinufers aufzustellen. Besonders die Bucht 750 und der Uferabschnitt in Höhe des Modellflugplatzes in Büderich, der Rheinabschnitt am Langster Fährhaus sowie an der Werthallee in Nierst sollten besser ausgestattet werden.
Das Ergebnis eines Gesprächs mit Heiko Bechert, dem Fachbereichsleiter für Ordnung, Umwelt und Sicherheit in Meerbusch, ist anders: Statt Mülleimer aufzustellen, soll eine Hilfskraft auf 400-Euro-Basis eingestellt werden. Im September will man ein Fazit ziehen.
Während Bechert an die Wirksamkeit des Räumdienstes glaubt, betrachtet Andrea Blaum (BUND) den Versuch mit Skepsis. „Es ist eine Art Stillhalteabkommen. Wir werden diese vorläufige Lösung im September erneut überdenken“, erklärt die Umweltschützerin.
Die Hilfskraft soll mit einem Sackkarren und Müllbeuteln ausgerüstet werden, um den an den Wochenenden liegengebliebenen Müll am Rheinufer einzusammeln. „Es ging uns um Effektivität“, erläutert Bechert. „Mit dem Aufstellen zusätzlicher Mülltonnen haben wir schlechte Erfahrungen gemacht. Unsere Lösung haben wir an dem Vorgehen in Nachbarstädten orientiert.“
In Düsseldorf aber werden seit Jahren während der Grill-Saison zusätzliche Müllbehälter aufgestellt und von der Awista entsorgt. „Die Verwaltung argumentiert, dass an vielen Stellen des Rheins in Meerbusch die Mülltonnen nicht geleert werden können, da die Abschnitte schwer zu erreichen seien. Das halte ich nicht für tragbar. An drei der vier von uns vorgeschlagenen Plätzen wäre die Müllentsorgung kein Problem“, hält Andrea Blaum dagegen.
„Ich denke, dass hier eher finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt haben.“ Mit Blick auf Grevenbroich räumt sie jedoch ein: „Die Theorie, dass Mülleimer auch vermehrt Müll nach sich ziehen, ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen. In Grevenbroich ist trotz zusätzlicher Abfalltonnen der Müll nicht weniger geworden. Insofern kann ich die Position Becherts verstehen.“
Heiko Bechert sieht noch andere Probleme: „Abgesehen davon, dass das Grillen am Rhein sowieso verboten ist, lassen die Leute ihren Müll ja einfach liegen.“ Blaum begegnet dem Argument mit Optimismus: „Es gibt immer ein paar schwarze Schafe. Dass aber immer wieder fertig gepackt Mülltüten neben den überfüllten Tonnen stehen, beweist, dass die Leute den Müll gerne entsorgen würden, wenn sie könnten.“
Abzuwarten bleibt, ob die vorläufige Lösung mit dem Einsatz der Hilfskraft Erfolg haben wird. „Wenn nicht, werden wir im Oktober einen offiziellen Antrag wegen der Abfallbehälter stellen“, kündigt Blaum an.
Auch Bechert wünscht sich eine Verbesserung der Situation: „Die Bußgelder für unerlaubtes Grillen schrecken die Leute kaum noch ab, trotz regelmäßiger Kontrollen. Dazu kommt die Schwierigkeit, dass durch meist alkoholisierte Betroffene kein Einsatz des Ordnungsamtes ohne die Polizei und meist eine Mitarbeiterin des Jugendamtes vorgenommen werden kann.“