Zur Audienz beim Papst
Michaela Heereman reist mit Jugendlichen und dem neuen Youcat nach Rom.
Ossum. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Kardinäle Meisner und Lehmann einer Meinung sind.
Diese Einigkeit schaffte ein 300 Seiten umfassendes Buch, das gelb und handlich daherkommt: Der Youcat, der Jugendkatechismus der katholischen Kirche. Michaela Heereman erzählt von der Anerkennung beider Herren mit einem Schmunzeln, bezieht sie sich doch auf ein Werk, das auch durch ihre Initiative entstanden ist: Vier Erwachsene und rund 60 Jugendliche haben den Katechismus der katholischen Kirche („Daran haben weltweit 1000 Bischöfe sechs Jahre lang gearbeitet“) übersetzt: in eine Sprache, die junge Menschen verstehen.
Heereman fand die Jugendlichen und die Jugendlichen wiederum Mitstreiter, die sich schließlich eine Woche lang sechs bis sieben Stunden täglich „durch das Kompendium gefressen haben“, so Heereman.
Die Fragen und Antworten herausfiltern, die unter den Nägeln brennen — diese Aufgabe hatten sich die Arbeitsgruppen gestellt. Nichts streichen, aber alles anders formulieren, lautete am Ende der selbst gestellte Auftrag.
Heereman — ebenso die Kollegen in den drei weiteren Arbeitsgruppen — protokollierte Fragen und Anworten der Jugendlichen, Irritationen, Anregungen, Haltungen und goss sie in Texte.
Es habe keine Tabus gegeben, sagt die Freifrau. Im Youcat trügen beide Seiten, evangelische und katholische Christen, Verantwortung für die Trennung, werde die Beteiligung von Christen an der Hetze gegen die Juden nicht verschwiegen, würden Haltungen genannt, die nun mit dem Segen des Papstes verbreitet werden. 700 000 Exemplare dieses „spirituellen Schatzkästchens“ werden beim Weltjugendtag im Sommer an die Besucher verteilt.
Das „Schatzkästchen“ hat nach langem Ringen eine interessante Form gefunden: Immer folgen einer Frage (Nr. 51: „Wenn Gott alles weiß und alles kann, warum verhindert er dann nicht das Böse?“) die kirchliche Lehrmeinung und zusätzlich eine „Übersetzung“ ins Heute und in den Alltag. In schmalen Spalten werden diese Texte durch Zitate oder Definitionen ergänzt.
Diese Struktur bleibt, wenn sich der Youcat auf Weltreise begibt: Ende dieses Jahres soll er in elf, bis Ende 2012 in 22 Sprachen übersetzt sein. Fragen und Antworten werden übersetzt, die Zitat-Spalten in jedem Land individuell gestaltet.
Gestern sind Michaela Freifrau Heereman und 18 ihrer jugendlichen Mitarbeiter in Rom vom Papst empfangen worden. In der Messe auf dem Petersplatz werden ihm am Palmsonntag druckfrische Exemplare in elf Sprachen überreicht. Heereman ist stolz auf die Arbeit, die kirchenintern durchaus Wirbel ausgelöst hat: „Wir haben schließlich ohne Auftrag gearbeitet.“
Doch die kompetent besetzte Arbeitsgruppe, die Schirmherrschaft des Wiener Kardinals Schönborn, die Tatsache, dass der Privatsekretär des Papstes einen Vordruck in die Hand bekam, und das Vorwort des Papstes: All das führte dazu, „dass der Youcat in den Herzen der Kirche gelandet ist wie Mathias Rust auf dem Roten Platz“, wie es ein deutscher Bischof formuliert haben soll.