Jugend macht Politik Jost Albersmann zeigt, wie es geht

Osterath. · Jost Albersmann macht seinen Weg- und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der 14-Jährige hat mit einem Bürgerantrag erreicht, dass die Stadt eine neueVerbindung zwischen Wienenweg und Haltestalle Kamperweg gebaut hat.

Kommunalpolitik einmal ganz greifbar und konkret: Jost Albersmann läuft grinsend über den Weg, den er gefordert hatte.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Jost Albersmann ist ein bescheidener Teenager. Deshalb grinst der 14-Jährige auch nur dünn über den Vorschlag, „seinen“ Weg den Jost-Albersmann-Weg zu nennen. Dabei hat er geschafft, was früher schon andere versucht haben sollen: Zwischen Wienenweg und der Bahn-Haltestelle Kamperweg eine direkte Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Zu seinem Erfolg sagt er nur: „Ich freue mich, dass schon so viele den Weg nutzen.“

Denn erst seit Mai ist der Weg auf städtischem Grund fertig. Der Bau an sich ging schnell: Gerade mal zwölf Tage brauchten städtische Mitarbeiter, um die 290 Meter lange Strecke zwischen Feld und Wiesen herzustellen, teilweise mit einem neuen Zaun zu versehen und mit Schotter zu füllen. Auch die Kosten von 29 300 Euro für die Baumaßnahme bezeichnet Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher als „eine eher kleine Ausgabe“. Dennoch war der Weg hin zum Weg ziemlich lang. Die Chronologie:

Im Winter 2018, da war Jost noch 13 Jahre alt, machte er beim Kommunalpolitischen Praktikum der Volkshochschule Meerbusch mit. „Ich interessiere mich schon länger für Politik, und dort lernt man in Workshops, wie Kommunalpolitik funktioniert“, berichtet der Schüler des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums in
Krefeld-Fischeln.

Zum Praktikum, er war dort der jüngste Teilnehmer, gehörten auch Gespräche mit Verwaltungsmitarbeitern und Politikern sowie Besuche in Fraktionssitzungen. Dort sollte jeder ein eigenes Projekt einbringen. Jost entschied sich, die Meerbuscher Grünen zu besuchen und stellte dort ein Problem vor, das ihm schon länger aufgefallen war:

 „Ich bin seit einigen Jahren einen etwa zehnminütigen Umweg zur Haltestelle Kamperweg gelaufen und habe mir jedes Mal gedacht: Die direkte Verbindung übers Feld wäre doch viel kürzer, nämlich höchstens zwei Minuten“, sagt Jost. Viele Schüler aus Osterath, die in Krefeld, Düsseldorf oder Büderich zur Schule gehen, nutzen die Haltestelle. Aber möglicherweise würde ein kürzerer Weg auch andere Osterather dazu bringen, öfter mit der Bahn statt mit dem Auto nach Krefeld oder Düsseldorf zu fahren und so etwas fürs Klima zu tun, dachte er damals. „Aber ich habe mich nie darum gekümmert und gedacht, dass ich daran sowieso nichts ändern könnte.“ Doch die Grünen hätten ihn ermutigt, die Idee weiterzuverfolgen.

Schüler präsentierte Vorhaben in Einwohnerfragestunde im Rat

Zuerst sah es damit nicht so gut aus. Der Junge stellte sein Projekt im Januar 2019 in der Einwohnerfragestunde im Rat vor. „Da war ich schon sehr aufgeregt“, gibt er zu. „Aber es lief ganz gut.“ Dennoch reagierte die Politik zurückhaltend und wollte ihn vertrösten, bis die Arbeiten fürs Wohngebiet Kamperweg beginnen würden. „Aber wenn das Neubaugebiet fertig ist, bin ich schon längst fertig mit der Schule“, sagt der Bald-Zehntklässler.

Die Grünen haben den Teenager deshalb ermuntert, dran zu bleiben und einen richtigen Bürgerantrag zu formulieren. „Ohne die Grünen wäre das nie passiert“, sagt der Schüler heute. „Sie haben mir sehr geholfen, immer wieder nachgehakt und mir bei Formulierungen geholfen.“ Schließlich sei die Sprache der Verwaltung doch „eher verschlüsselt“. Jost trug seinen Antrag dann im Herbst im Bauausschuss vor, der ihm einstimmig folgte und zusagte, den Weg „schnellstmöglich“ zu bauen. Aber erst bei den Haushaltsberatungen im Dezember 2019 wurde sein Antrag schließlich vom Rat bewilligt. „Dann gab es schon im Januar ein Treffen mit mehreren Leuten von der Stadt und der Verwaltung, bei dem auch Herr Assenmacher dabei war“, erklärt Jost. „Alle waren sehr nett, wir haben verschiedene Möglichkeiten besprochen und kamen schließlich auf die Zick-Zack-Wegeführung als beste Lösung.“

Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher sagt: „Die Zusammenarbeit mit Jost Albersmann war sehr angenehm.“ Er findet es positiv, dass ein Jugendlicher sich so engagiert. „Gerade in Zeiten von Politikverdrossenheit hoffe ich, dass er für andere ein Vorbild ist.“

Jost könnte sich vorstellen,
später in die Politik zu gehen

Apropos: Ob Jost sich vorstellen könnte, mal „richtige“ Politik zu machen? „Das hier hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht, und ich kann mir vorstellen, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren“, sagt Jost, der in seiner Freizeit Tennis und Klavier spielt.

Denn in der Schule komme die Politik vor Ort meist viel zu kurz. „Da war das hier eine spannende Erfahrung.“ Die Eltern seien stolz auf ihn, die Freunde finden es „cool“.

Übrigens: Die Verwaltung hat sich auch zu einer möglichen Namensgebung geäußert. Die Stadt selbst könne dort keinen Wegweiser aufstellen, sagt Michael Assenmacher. Er schiebt aber hinterher: „Wenn dort jemand ein Holzschild aufstellen würde, würden wir nichts dagegen sagen.“ Nur ein Name für den Weg, der müsste noch gefunden werden.
Vorschlag: Siehe oben.