Sport in Meerbusch „Hallenzeiten reichen hinten und vorne nicht“
Meerbusch. · Als optimalen Standort schlägt der Stadt-Sport-Verband Osterath vor, dort ist der Andrang besonders groß. Während der Ferien dürfen die Vereine die städtischen Hallen nutzen. Den Reinigungsdienst müssen sie aber selbst bezahlen.
Die Tischtennisspieler der DJK Siegfried Osterath hat es zuletzt besonders heftig getroffen. Erst wurde die Barbara-Gerretz-Schule geschlossen, was für die Sportler den Wegfall der Turnhalle als Trainingsstätte bedeutete. Nun ist auch ihr Ersatz, die alte kleine Halle der Realschule Osterath, wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten in den Umkleiden gesperrt. Wie lange genau, ist unklar. Bis Herbst aber wohl bestimmt.
„Wir sind gerade dabei, den Tischtennisspielern irgendwie zu helfen und ihre Platten anderswo unterzubringen“, sagt Peter Dietz, stellvertretender Vorsitzender beim Stadt-Sport-Verband Meerbusch. „Doch die aktuellen Hallenzeiten reichen vorne und hinten nicht.“
Ersatz schaffen, Lücken stopfen, Trainingszeiten verschieben - das ist seit Jahren eine der wichtigsten Aufgaben des Verbandes bei der Hallenbelegung. „Besonders während der Premiumzeiten zwischen 16.30 und 21 Uhr sind sämtliche Hallen in der Stadt voll durchgeplant“, sagt Dietz. Dennoch müssen einige Meerbuscher Sportvereine immer noch Neu-Mitglieder ablehnen, weil sie einfach nicht genug Platz haben. Dietz: „Beim Eltern-Kind-Turnen etwa ist die Warteliste schon lang, das sorgt natürlich für Unmut.“ Deshalb ist die Forderung des Stadt-Sport-Verbands klar: Meerbusch braucht eine weitere wettkampfgerechte Dreifach-Halle mit ausfahrbarer Tribüne. Wunsch-Standort: Osterath, der aktuell am stärksten wachsende Stadtteil.
„Dort platzen die Hallen wirklich aus allen Nähten“, sagt Dietz. Freitagnachmittags etwa trainieren in der Zweifach-Halle der Realschule bis zu 60 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren Basketball. Die Halle hat zudem keine Tribüne. Dietz: „Bei attraktiven Handballspielen, etwa wenn die Lanker kommen, quetschen sich die Zuschauer dann am Rand.“
Das neue Ostara-Wohngebiet hat dem Osterather Turnverein (OTV) bereits einen enormen Mitgliederzuwachs beschert, am Kamperweg in Osterath wird ein weiteres Wohngebiet entstehen. „Die Stadt lockt Familien nach Meerbusch. Aber sollen die Vereine die Neubürger abweisen, weil keine Hallenkapazitäten da sind?“, fragt Dietz. „Es gibt schließlich kein besseres Mittel zur Integration als Sport im Verein.“ Weiteres Argument für Osterath: Derzeit nutzten viele Osterather Sportler die Hallen in Strümp. Dietz: „Eine neue große Halle in Osterath würde also auch Strümp und damit die anderen Stadtteile entlasten.“
Überhaupt: die Stadtteile. Die Verantwortlichen beim Stadt-Sport-Verband hoffen in dieser Hinsicht auch auf die Flexibilität der Sportler: Dass die, zumindest wo das möglich ist, auch mal in anderen Ortsteilen trainieren. Dietz: „Dafür ist ein bisschen Bewegung in den Vereinen erforderlich. Aber wir sind zuversichtlich, dass das gelingt.“ Im Kinder- und Jugendbereich bleibe es aber bei dem Ziel, Sportstätten möglichst wohnortnah anbieten zu können, damit der Nachwuchs eigenständig zu Fuß oder mit dem Rad zum Training kommen könne.
Warum die Diskussion um eine neue Sporthalle nun erneut aufgekommen ist? Im Schul- und Sportausschuss wurde eine Statistik über die tatsächliche Hallenbelegung vorgelegt. Zwischen Oktober und Dezember 2019 gab es dafür über einen Zeitraum von fünf Wochen stichprobenartige Kontrollen. Dabei kam heraus, dass in einzelnen Hallen zu bestimmten Zeiten weniger oder gar keine Sportler trainieren, obwohl der Hallenplan diese ausweist.
Dazu sagt der Stadt-Sport-Verband, der die Pläne halbjährlich erstellt: „Eine einzige Stichprobe reicht nicht für ein aussagekräftiges Bild. Die Gründe für mögliche Lücken im Plan sind vielfältig. Gerade im Kinder- und Jugendbereich sind enorme Schwankungen wegen Krankheiten, Geburtstagen oder Klassenfahrten möglich.“ Der Verband will sich dennoch mit den Zahlen beschäftigen. „Durch leichte Änderungen können wir mit Blick auf die Belegung bestimmt noch etwas optimieren und die ein oder andere Stunde zusätzlich herausquetschen“, sagt Dietz.
Auch eine App für eine digitale Hallenbelegung ist im Gespräch. Der Meerbuscher App-Entwickler Playsports mit Sitz auf dem Areal Böhler erarbeitet aktuell ein Angebot. Obwohl es bei der Hallenbelegung also noch leichtes Verbesserungspotenzial gibt, betont Dietz: „Nach unserer Bewertung führt trotzdem nichts an der Errichtung einer weiteren Halle vorbei.“
Von der Stadt fühlt sich der Verband in seiner Forderung weniger im Stich gelassen. Dietz: „Es ist eher die Politik, die in den vergangenen Jahren, zumindest teilweise, in Sachen Hallenneubau gebremst hat.“ Aber mittlerweile sei bei allen Fraktionen angekommen, dass der Bedarf für eine weitere Halle da ist. „Wenn man dann noch bedenkt, wie lange es dauert, bis so eine Halle geplant und gebaut ist, sollte man lieber keine Zeit mehr verlieren.“
Wenigstens für die Sommerferien wurde eine kurzfristige Lösung gefunden: Die Sportvereine dürfen nun, statt der sonst üblichen drei Wochen, sechs Wochen lang die städtischen Hallen nutzen. Zumindest die, in denen nicht gearbeitet wird. Peter Dietz: „Damit kommt die Verwaltung den Vereinen sehr entgegen, die Sportler sind für das Zusatzangebot sehr dankbar.“ Die Kosten für die Reinigung müssen die Vereine aber selbst übernehmen. „Diese Kröte müssen wir schlucken, aber in Zeiten von Corona ist dieses Geld auch absolut sinnvoll angelegt.“