Serie Rheinkilometer Sangria und Fährfahrt am Rhein
Meerbusch · Die Rheinfähre verbindet Meerbusch mit Kaiserswerth. Sowohl die Schifffahrt wie auch der Campingplatz sorgen für Urlaubsfeeling.
So schön ein Fluss vor der Haustür ist, so kann er auch eine Barriere oder Grenze sein, wenn es keine Möglichkeit gibt, ihn zu überqueren. Schon die Römer setzten sich in der Antike zunächst nur linksrheinisch fest, das Land westlich des Flusses blieb germanisch. Auch heute noch bildet der Rhein einen Teil der Grenze zu Frankreich. Bei Rheinkilometer 755 ist es jedoch möglich, den Fluss von Meerbusch aus zu überqueren: mit der Rheinfähre der Familie Hajo Schäfer.
Bevor die Flughafenbrücke gebaut wurde, war die Fähre die einzige Möglichkeit, direkt von Meerbusch nach Düsseldorf zu gelangen. „Fähren ist der kleine Urlaub zwischendurch“, werben die Comicfiguren Tim und Struppi auf einer Wand der heutigen Fähre Michaela II. Denn inzwischen wird sie hauptsächlich von Freizeit-Radfahrern und Fußgängern genutzt. Am Wochenende strömen viele Radfahrer zum Fähranleger Langst-Kierst, um nach Kaiserswerth überzusetzen oder umgekehrt. Die kurze Schifffahrt ist eine beliebte Alternative zu dem anstrengenden Anstieg über die Spindel, die für Radfahrer an der Flughafenbrücke gebaut wurde. Schon im Mittelalter gab es hier eine Fähre. Wie der Historiker Mike Kunze schreibt, war ein langes Seil in der Mitte des Rheins verankert. Durch die Strömung wurde die Holzfähre im Halbkreis von einem Ufer zum anderen bewegt.
Als die Zeit der Treidler vorüber war, die Schiffe mit Pferdekraft und langen Seilen flussauf zogen, wurde ein Drahtseil durch den Rhein gespannt, an dem die Fähre im 20. Jahrhundert als sogenannte Gierponte mit Motorkraft gezogen wurde. Wegen des zunehmenden Verkehrs auf dem Rhein wurde in den 1950er Jahren eine reine Motorfähre eingesetzt, welche später von der Familie Schäfer übernommen wurde.
Schon 1900 war das Rheinufer eine Touristenattraktion
Ist die Fähre gerade auf der anderen Rheinseite, können die Erholungsuchenden auf einer Bank Platz nehmen und das Panorama von Kaiserswerth genießen. Daneben steht ein alter Anker mit Ankerkette, an dem etliche Liebesschlösser befestigt wurden. Das ist aber auch die einzige Attraktion am Meerbuscher „Fährkopf“. Da dieser Bereich, laut Stadt, eine Entréefunktion für aus dem Rechtsrheinischen kommende Besucher Meerbuschs hat, solle er aufgewertet werden. Randstreifen und Wendehammer würden für wildes Parken genutzt, der Radfahrstreifen in der Zufahrt sei nicht klar von der übrigen Fahrbahn abgegrenzt und sorge für Konfliktpotential. Es wurde daher eine Konzeptstudie in Auftrag zu geben, die Anregungen liefern soll, wie Anleger und Umfeld aufgewertet werden können.
Denn schon um 1900 war das Rheinufer mit Fähre eine Touristenattraktion. Damals legten dort auch Ausflugsschiffe an, und im Restaurant von Berta de Haas, wegen der Bauweise auch „Hasenhütte” oder „Haase Berta” genannt, konnte man den Blick auf den Rhein genießen. Später wurde die „Hasenhütte” zum Restaurant Fährhaus umgebaut, das mehrmals den Besitzer wechselte, erneut umgebaut wurde und heute geschlossen vor sich hindümpelt. Schade bei dieser guten Lage. Gleich nebenan steht das Hotel Vier Jahreszeiten, das heute unter „Dormero Hotel Meerbusch“ firmiert. 1926 wurde es als Haus Niederrhein gebaut und Ende der 1990er Jahren erweitert.
Gleich nebenan können Besucher schlafen, die die rustikale und naturnahe Übernachtung schätzen. Auf dem Areal „Rheincamping Meerbusch“ von Rainer Breitbach und Markus Brix gibt es nicht nur den unverstellten Blick auf den Rhein und einen Sandstrand, sondern auch viel Platz für Zelt, Wohnwagen, Campingmobil und sogar ein Holzfass zum Übernachten. „Der Blick ist fantastisch“, schwärmt das Ehepaar Zimmermann aus dem Schwäbischen, das mit seinem Wohnmobil einen Platz in der ersten Reihe ergattert hat. „Hier können wir ganz in Ruhe die großen Schiffe beobachten“, sagen sie.
Gleich nebenan sitzt ein Mann am Laptop, der zwar vor seinem mobilen Home arbeitet, aber immer wieder den Blick schweifen lässt. „Der Platz ist großartig. Er hat sogar ein 5G-Netz“, lobt er. Ab dem Nachmittag kann man es sich dann in der Strandbar Tropicana gemütlich machen und die Flussatmosphäre genießen.