Christliches Brauchtum Sternsinger sind trotz Krise unterwegs

Meerbusch · In diesen Tagen sind die Sternsinger in Meerbusch unterwegs. Mal gehen sie von Haus zu Haus, mal bieten sie an öffentlichen Plätzen ihren Segen. Abzuwarten bleibt, wie sich die aktuelle Krise auf die Spendenbereitschaft auswirkt.

Anders als in den vergangenen Jahren ziehen in Büderich die Kinder in diesem Jahr wieder von Haus zu Haus.

Foto: dpa/Henning Kaiser

In diesen Tagen sind bundesweit die Sternsinger unterwegs. Die 65. Aktion Dreikönigssingen steht unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ und rückt den Schutz von Kindern vor Gewalt in den Mittelpunkt. Die Spenden fließen nach Angaben des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ in 100 Hilfsprojekte für Kinder weltweit.

In der katholischen Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist in Büderich haben sich in den letzten Wochen rund 60 Kinder auf ihren Einsatz als Könige vorbereitet, Lieder und Segenssprüche geübt und besprochen, worum es bei der Aktion geht. Jugendreferentin Pia Schillings freut sich über das Engagement der Kinder, hätte sich aber noch mehr Anmeldungen gewünscht. „So haben die Kinder schon ordentlich zu tun und müssen ziemlich weite Wege laufen“, erklärt sie. „Mit noch 20 Anmeldungen mehr wäre es vielleicht ein bisschen erholsamer für die Kinder gewesen.“

Generell hat sie den Eindruck, dass es gar nicht mehr so einfach ist, Kinder für derartige Projekte und Aktionen zu begeistern. Vor allem die, die der Kirche nicht so nahestehen. „Es kann ein Gefühl sein, aber ich denke es war früher einfacher, Kinder zu begeistern.“

Mangelndes Vertrauen in die Kirche senkt Teilnehmerzahl

Woran liegt das? Für Pia Schillings könnte ein Grund ein mangelndes Vertrauen in die Kirche sein, das aufgrund aktueller Krisen gesunken ist. „Wir sammeln ja für einen guten Zweck“, sagt sie. „Aber das wird dann wahrscheinlich bei den Eltern nicht so ankommen.“

Auch das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ kennt die Problematik, dass manche Pfarrgemeinden nicht mehr genug engagierte Kinder für die Aktion finden. „Wir wissen von gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen, die den Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden Sorgen bereiten“, erklärt der Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Römer. Gleichzeitig gäbe es aber auch kreative Ideen und Initiativen, mit denen die Zahl der Sternsinger in den vergangenen Jahren noch gesteigert werden konnte. Für die aktuelle Aktion Dreikönigssingen zeigt sich für ihn noch kein Trend.

In den letzten beiden Jahren konnten die Sternsinger aufgrund der Coronapandemie nur eingeschränkt unterwegs sein. In Büderich haben die Kinder im letzten Jahr etwa auf öffentlichen Plätzen und an Straßenecken gestanden und dort gesungen und Spenden gesammelt – so wie es andere Meerbuscher Gemeinden auch in diesem Jahr tun, siehe Infokasten. Dennoch sind in Meerbusch rund 12 000 Euro zusammengekommen. Bundesweit konnten über 30 Millionen Euro an Spenden gesammelt werden.

Dass das Büdericher Sternsingen in diesem Jahr wieder normal stattfinden kann, freut Pia Schillings sehr. Dennoch ist sie sich unsicher, ob die aktuellen Krisen, durch die viele Leute mehr aufs Geld schauen müssen, das Spendenergebnis in diesem Jahr trüben könnten. „Vielleicht sind die Leute auch gerade deswegen mitfühlender“, überlegt sie. Für Thomas Römer aus der Pressestelle der Sternsinger ist es noch zu früh, um eine Prognose abzugeben. „Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die Menschen in schwierigen Zeiten oftmals besonders großzügig sind.“

Die Kinder, die in Büderich dabei sind, freuen sich darauf, als Sternsinger unterwegs zu sein. Für manche ist es der erste Einsatz, andere sind schon länger dabei. Auf die Frage, warum sie mitmachen wollen, lautet die Antwort fast immer: „Weil ich armen Kindern helfen will.“ Carina Blick ist sogar schon seit 15 Jahren dabei. Früher selbst als Sternsingerin unterwegs, heute als Betreuerin. „Das ist für mich ein total wertvolles Projekt, weil es einfach die Möglichkeit gibt, so schnell und einfach etwas Gutes zu tun“, meint sie. Dabei gibt es auch so manches Vorurteil: Dass die Kinder gar nicht wüssten, wofür sie da sammeln und dass die Kirche doch genug Geld habe, um zu helfen. Pia Schillings wünscht sich da eine andere Sichtweise. „Ich denke, dass es sehr empowernd für die Kinder ist, etwas beitragen zu können“, sagt sie. „Die Kinder setzen sich aktiv ein, sie kennen den Zweck und wollen etwas Gutes tun. Und ich denke, das ist auch einfach ein Stück Partizipation.“ Dass die Sternsingeraktion Kinder nach wie vor begeistern kann, das kann auch Thomas Römer bestätigen. „Hier können sie sich selbst für eine bessere Welt einsetzen. Und – das ist ein Vorteil der Aktion – ohne dauerhafte Verpflichtung.“ Um die Zukunft der Aktion macht er sich deswegen keine Sorgen.