Straßennamen in der Kritik
Prüfung der Biografie der Namensgeber scheitert.
Meerbusch. Welches Straßenschild trägt den Namen eines Menschen, dessen Verhalten während der Naziherrschaft heute kritisch gesehen wird? Die Diskussion um den ehemaligen Osterather Bürgermeister Hugo Recken und die Umbenennung der nach ihm benannten Straße hat die SPD zum Anlass genommen, eine kritische Prüfung aller Straßennamen zu fordern. Der Antrag scheiterte.
„Es ist doch peinlich, wenn wir von der Bevölkerung darauf gestoßen werden“, hatte Georg Neuhausen (SPD) den Vorstoß begründet. „Wir müssen uns aktiv kümmern.“ Es gehe nicht darum, Personen zu verteufeln, sondern ob sie es verdient hätten, mit einem Straßennamen geehrt zu werden.
Den Mitgliedern im Hauptausschuss waren der Auftrag zu weit gefasst, die Kriterien zu diffus. Amtsinhaber in der NS-Zeit, Kriegsbefürworter, Personen, die an Diskriminierung, Ermordung und Verfolgung von Menschen beteiligt waren oder sie befürwortet haben, wollte die SPD benannt wissen.
Franz-Josef Radmacher (CDU)
„Die Bereitschaft zur Beschäftigung mit der Geschichte ist da“, betonte Jürgen Peters (Grüne). Man müsse allerdings behutsam vorgehen, vielleicht einzelne Namen prüfen — auch, weil die Verwaltung mit dem Umfang der Aufgabe überfordert sei. „Es ist ein großer Unterschied, ob man heute eine Straße nach festen Kriterien benennt, oder ob man eine Straße umbenennt und damit Schuld zuspricht“, gab er zu bedenken.
Behutsamkeit forderten auch Werner Damblon und Renate Kox (CDU) ein. Deren Fraktionskollege Franz-Josef Radmacher hielt von dem SPD-Vorschlag, „gar nichts“. Radmacher bezweifelte, dass die Entnazifizierungsverfahren damals immer sachgerecht verlaufen seien, „aber ob eine neue Prüfung zu einem besseren Ergebnis führt?“ Er fürchtet zudem ein Ungleichgewicht, weil in Lank eine Liste der NSDAP-Mitglieder existiere, in Büderich und Osterath aber nicht.
Gustav Beeck, Josef Werres seien aus heutiger Sicht umstritten, aber ebenso Hindenburg oder Richard Wagner. Wo also anfangen, wo aufhören? Diese Frage stellte auch Bürgermeister Spindler. Er lehnte das von Klaus Rettig (FDP) geforderte „Grobscreening“ der Straßennamen, um den Arbeitsumfang zu reduzieren, ab. „Das Ergebnis ist zu beliebig.“