Taucherduo hat in Bösinghoven sein Glück gefunden
Bogdan Czarnecki und Burkhard Pütz aus Strümp lieben es, im „Bö-See“ am Weilerhof abzutauchen.
Hobbytaucher schwärmen gerne davon, dass sie sie Fische und Korallen beobachten, im Roten Meer Delfinen und Rochen begegnet sind. Wer beim Eintauchen in die Natur den Alltag vergessen möchte, der muss dafür aber nicht unbedingt gleich auf einen anderen Kontinent fliegen. Denn auch in Deutschland gibt es durchaus faszinierende Unterwasserwelten.
So fühlen sich im Tauchsee am Weilerhof in Bösinghoven, der im Volksmund nur „Bö-See“ heißt, auch Sporttaucher wohl, die schon überall auf der Welt beeindruckende Erfahrungen gemacht haben. So wie Bogdan Czarnecki (63) und Burkhard Pütz (56). Die beiden Strümper, die seit vielen Jahren von der Unterwasserwelt fasziniert sind und über die Erfahrung von jeweils mehr als tausend Tauchgängen verfügen, verabreden sich regelmäßig am Bö-See, um ihn zu erkunden.
Bei jedem Tauchgang haben sie große Gefühle. Sie schätzen die angenehme Stille unter Wasser. „Man wird plötzlich schwerelos, spürt jede Zelle seines Körpers und könnte platzen vor Glück — ganz egal ob im Roten Meer oder in Bösinghoven.“ In dem alten Baggersee am Weilerhof gibt es zwar ein nicht ganz so reichhaltiges Tierangebot, kein kristallklares Wasser und natürlich auch keine schönen Korallenriffe, aber dennoch immer noch jede Menge zu entdecken — zum Beispiel ein Schiffswrack und viele umgestürzte Bäume, die als Laichplatz und Rückzugsgebiet für Jungfische dienen.
Langweilig wird es trotz des Fehlens der Riesenschildkröten und der Haie nicht, dafür sorgen allein schon die 1,60 Meter großen Störe, die in dem See leben. Sie sind die spektakulärsten Bewohner, wie Pütz berichtet. Außerdem gibt es Aale, Krebse, bunte Koikarpfen, Barsche und auch Hechte, die alles jagen, was ihnen fressbar erscheint — neben Fischen auch Frösche, Mäuse, Ratten und Vögel. „Dicht unter der Wasseroberfläche kann man schon in einen Schwarm kleinerer Fische geraten“, sagen die beiden Taucher, während sie Atemgerät und Pressluftflasche kontrollieren. Angenehme 20 Grad hat das Seewasser an der Oberfläche, darunter wird es schnell kalt. Am Seeboden beträgt die Temperatur nur acht, neun Grad. „Da möchte ich mich dann trotz Neoprenanzug nicht lange aufhalten“, sagt Pütz. Die Sichtweite in dem milchig-grünen Wasser ist mit sechs bis sieben Metern deutlich begrenzter als im Meer. Selbst bei Sonnenschein wird es jenseits von fünf Metern Tiefe duster. Ein Kompass zur Orientierung ist ebenso Pflicht wie der Partner, den man zur Sicherheit nie aus den Augen verlieren sollte. Nachdem sie die Flossen im hüfthohen Wasser angezogen haben, geht es los. Vorher haben sie das Ziel ihres Tauchganges verabredet.
Zusätzlich im Gepäck hat Pütz eine Unterwasserkamera. Viele interessante Lebewesen und besondere Entdeckungen und Momente hat er damit in den vergangenen Jahren bereits festgehalten: Vor der Küste Maltas hat er in 62 Metern Tiefe eine mehr als 2000 Jahre alte römische Galeere entdeckt und abgelichtet, die noch die antiken Amphoren an Bord hat. Packende Bilder hat er auch von anderen Wracks gemacht, darunter einen Tanker. Czarnecki meint: „In einem Wrack die Treppen zwischen den Decks entlangschweben ist das Größte.“ Faszinierend sind auch Pütz’ Fotos aus den heimischen Seen. Pütz hat die Pflanzenwälder im Bö-See dokumentiert. Es ist jede Menge Leben zu entdecken, man spürt die Faszination, die von der einzigartigen Welt ausgeht. Ein Bild zeigt einen Hecht, der ruhig im Wasser steht, den Kopf leicht nach unten gerichtet hält er Ausschau nach Beute. Auf einem Felsvorsprung steht eine Statue — aufgestellt von einem Taucher.