Therapieklinik: Richter schlägt Vergleich vor

Chefarzt soll bis Juni zumindest Grundgehalt bekommen.

Düsseldorf/Osterath. Es läuft auf einen Vergleich hinaus. Der Chefarzt an der Therapieklinik in Osterath hatte vor dem Arbeitsgericht in Düsseldorf gegen seine fristlose Kündigung geklagt. Bis zum 20. April können die Anwälte der jeweiligen Parteien nun entscheiden, ob sie mit dem von Richter Michael Gotthardt gestern ausformulierten Vergleich leben können oder nicht.

Sollte es bei diesem Termin zu keiner Einigung kommen, fällt das Gericht am 11. Mai eine Entscheidung. Gegen den Mann wird parallel am Landgericht Stuttgart in einem Bestechungsprozess im Zusammenhang mit dem Bau der Klinik vor mehr als zehn Jahren verhandelt.

Der Vergleich sieht folgende Punkte vor: Der Mediziner erhält für die Zeit von Dezember 2010 bis Juni 2011, in der er freigestellt ist, seine Grundvergütung, den Chefarzt-Bonus aber erst nach Abschluss des Strafverfahrens.

Das Arbeitsverhältnis wird nichtsdestotrotz beendet — fristgerecht zum 30. Juni 2011. Bei der ausstehenden Vergütung (ohne Chefarztliquidation) handele es sich für die sechs Monate um eine Summe von rund 60 000 Euro, so der Richter.

Eine mögliche Abfindung in Höhe von rund 119 000 Euro muss jedoch nur dann gezahlt werden, wenn der 56-Jährige in Stuttgart freigesprochen wird. Eventuelle Schadensersatzansprüche seitens der Klinik sind von diesem Kompromiss ausgeklammert. „Dieser Vergleich hat doch Charme“, meinte Gotthardt. Beide Anwälte bezeichneten ihn als zumindest „erwägenswert“.

Die Argumente des Kläger-Anwalts, die Klinikleitung hätte schon lange von den Vorwürfen gegen seinen Mandanten gewusst, seinen befristeten Arbeitsvertrag 2008 aber trotzdem in einen unbefristeten abgewandelt, konterte Rechtsanwalt Wolfgang Holtkamp für die Gegenseite: „Es gab ein Geschmäckle und man ahnte, da könnte was sein, hatte aber keinerlei Möglichkeit für Aufklärung zu sorgen.“

In dem Strafverfahren in Stuttgart müssen sich neben dem Chefarzt weitere Mitangeklagte verantworten. Dabei geht es um 2,1 Millionen Euro, die als Schmiergeld geflossen sein sollen.