Toilettenpapier verunreinigt Stingesbach
Das Papier wurde Anfang des Monats aus der Kanalisation angespült. Grund war der Starkregen zu der Zeit, bestätigt jetzt die Stadt. Verhindern lasse sich das nicht.
Schön ist diese Vorstellung nicht: Dreckige Papierfetzen hingen Anfang Juni am Gitter, durch das das Wasser in den Büdericher Stingesbach fließt. In der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses hat die Verwaltung zuletzt bestätigt, was die Ortsgruppe des BUND bereits befürchtet hatte: Es handelte sich um Toilettenpapier aus der Kanalisation. Starkregen sei der Auslöser dafür gewesen, genau wie Mitte April, als die Verunreinigung schon einmal aufgetreten war.
Andrea Blaum, Vorsitzende des BUND Meerbusch, hatte die Anfrage an den Ausschuss gestellt. Die Antwort der Stadtverwaltung stellt sie aber nicht zufrieden. „Wir sind erheblich irritiert über die Informationen, die im Bau- und Umweltausschuss bekannt wurden“, sagt sie: „Klopapier gelangt normalerweise nicht unbenutzt in die Kanalisation, sondern mit Anhaftungen von Fäkalien.“
Eine verständliche Erklärung, wie derartige Verunreinigungen behoben werden können, habe die Verwaltung nicht vorgelegt, kritisiert Blaum. Auch als Folge von Klimaveränderung und Starkregenereignissen könne es nicht richtig sein, dass Schmutzwasserkanäle in solcher Weise überlaufen und die Verwaltung dies offenbar hinnehme, ohne erkennbaren Plan zur Abhilfe, sagt Blaum. Es handele sich offensichtlich um ein wiederkehrendes Ereignis aufgrund eines mangelhaften Dauerzustands.
Matthias Unzeitig, Fachbereichsleiter Straßen und Kanäle, und Stefan Wadleich, Abteilungsleiter Entwässerung bei der Stadt, geben Entwarnung. Fäkalien seien nicht in den Stingesbach gelangt, sagen sie.
Die Ursache für die Verunreinigung des Wassers erklärt Unzeitig so: Das Schmutzwasser aus den Meerbuscher Haushalten — also aus Duschen, Spülmaschinen und eben auch den Toiletten — wird in die Kanalisation gespült. Von dort aus fließt es über eine Abwasserpumpstation. Beginnt es zu regnen, vermischt sich das Regenwasser im Kanal mit dem Schmutzwasser und spült dieses kontinuierlich in ein Sammelbecken an der Pumpstation. Dieses verunreinigte Wasser wird mit Pumpen in die Kläranlage nach Düsseldorf geschickt und dort gereinigt. Weiteres zufließendes Wasser wird so lange zurückgehalten, bis es durch die Menge an Regenwasser sehr stark verdünnt ist. „Schwere Bestandteile wie etwa Dreck und Fäkalien sinken zu Boden“, sagt Unzeitig.
In der Büdericher Pumpstation am Apelter Weg läuft das Becken irgendwann über und fließt durch ein Sieb, in dem Blätter oder auch Toilettenpapier hängen bleiben. Dann wird das gefilterte Wasser wieder der Natur zugeführt, zum Beispiel dem Stingesbach. Bei Starkregen füllt sich das Rückhaltebecken aber so schnell, dass große Mengen Wasser durch das Sieb gespült werden. Dann kann es passieren, dass dieses durch die Mengen an Papier und Dreck verstopft wird und sich die Wassermassen ihren Weg am Sieb vorbei suchen — inklusive Papierfetzen. „Das wird immer wieder vorkommen, das lässt sich nicht verhindern“, sagt Unzeitig. Es sei aber auch nicht weiter schlimm.
Es handele sich um eine wasserrechtlich zulässige Anlage aus dem Jahr 2005. Nicht nur die Siebe, auch die Ausgänge vor Ort würden nach Starkregen zeitnah gereinigt. Wadleich versichert auch: „Jede Woche werden die Abwasserpumpstationen inspiziert.“
Das Wasser aus dem Stingesbach fließt letztlich in den Rhein, also in ein sehr großes Gewässer, daher muss es nicht weiter gefiltert werden. Wasser, das kleineren Bächen zugeführt wird, fließt so wie etwa in der Pumpstation in Lank erst durch einen Rechen und zusätzlich noch durch große Bodenfilter.