Eine Kita und zwei Turnhallen Unterkünfte für Geflüchtete stehen leer

Meerbusch · Die drei Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine stehen bisher leer. Die Stadt will sie aber weiterhin für den Bedarfsfall vorhalten.

Die ehemalige Kita Sonnengarten bietet Platz für 60 Geflüchtete, wird aber bisher nicht genutzt.

Foto: RP/Dominik Schneider

Noch immer kommen viele Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in in der Ukraine nach Meerbusch. Hier hat man sich auf die Gäste eingestellt, Hilfs- und Bildungsprojekte laufen. Die Stadt hatte bereits im Frühjahr Vorkehrungen für eine deutlich schlimmere Flüchtlingswelle getroffen – und hält diese nach wie vor bereit.

Drei Monate ist es her, da haben Peter Annacker, Leiter des Fachbereichs Soziale Hilfen und Jugend, und Harald Härtel, Leiter des städtischen Immobilienmanagements, die zur Geflüchtetenunterkunft umgebaute Kindertagesstätte Sonnengarten in Büderich präsentiert. Platz für bis zu 60 Menschen gibt es hier, einen Aufenthaltsraum, die Möglichkeit, eigenständig zu kochen und zu waschen, Schlafräume für Familien und ein ansprechendes Außengelände. 100 000 Euro hat die Stadt Meerbusch in den Umbau und die Ausstattung der ehemaligen Kita investiert, in der Frühphase der Krise wurde schnell gehandelt, um den Geflüchteten eine angemessene Unterkunft bieten zu können.

Das Areal gehört der Wohnungsbaugesellschaft GWH, die hier ein Wohnprojekt plant. Diese Pläne liegen jedoch nach Absprache mit der Stadt auf Eis, solange der Sonnengarten als Unterkunft für Menschen aus der Ukraine benötigt wird.

Grund dafür ist die hohe Hilfsbereitschaft in Meerbusch

Seit Wochen ist der Sonnengarten bezugsfertig, doch noch immer steht die Unterkunft leer, genauso wie die ebenfalls für die Unterbringung von Geflüchteten reservierten Sporthallen am Neusser Feldweg und der Stettiner Straße, die für 40 beziehungsweise 80 Menschen ausgelegt sind. Grund dafür ist auch die hohe Hilfsbereitschaft der Meerbuscher Bürger. Von Anfang an hat die Stadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl überdurchschnittlich viele Geflüchtete aufgenommen, diese konnten jedoch zum Großteil in Privatwohnungen vermittelt werden, nach wie vor leben die Ukrainer überwiegend dort. Grundsätzlich gilt die Unterbringung bei Privatpersonen als die beste Lösung, nicht nur, weil sie die Stadt entlastet, sondern auch, weil auf diese Weise die Integration der Geflüchteten verbessert, schnell Anschluss an die Gesellschaft geschaffen wird und bessere Bedingungen gewährleistet werden. Die Stadt unterstützt die Meerbuscher Bürger, die den Geflüchteten die Unterbringung ermöglichen.

Offen bleibt die Frage, ob der Sonnengarten und die beiden Turnhallen zukünftig noch gebraucht werden. Aktuell sind die Flüchtlingszahlen sehr stabil. „Zwar kommen noch immer Menschen aus der Ukraine zu uns, aber andere ziehen um, zu Freunden und Bekannten in andere Städte“, heißt es von der Stadt Meerbusch auf Nachfrage. Außerdem haben die Geflüchteten das Recht, in Deutschland zu arbeiten und damit eine eigene Wohnung zu finanzieren.

Allerdings ist nicht abzusehen, wie sich der russische Krieg gegen die Ukraine weiterentwickeln wird – je nach Verlauf könnten die Geflüchteten irgendwann in ihre Heimat zurückkehren, ein Großteil der Ukrainer plant das. Es ist aber auch möglich, dass sich die Kämpfe weiter verschärfen und ausweiten und so noch mehr Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Daher wird die Stadt weiterhin ausreichend Unterkünfte vorhalten, auch, wenn diese derzeit ungenutzt sind.

Im Schul- und Sportausschuss erklärte der Erste Beigeordnete Frank Maatz, die Stadt sei verpflichtet Unterkünfte für die Geflüchteten zu stellen. Die beiden Hallen seien ausgewählt worden, weil sie die einzigen sind, die nicht an Schulen angeschlossen sind und für deren Sport gebraucht werden.

Zurückstecken müssen derweil Vereine, die diese Hallen genutzt haben. Peter Dietz, Vorsitzender des Meerbuscher Stadt-Sport-Verbandes, betont das Verständnis der Betroffenen für die Lage der Geflüchteten und die Sachzwänge der Stadt. Trotzdem sei der Wegfall der beiden Hallen zu spüren, vor allem am Vormittag. „Seniorengruppen, Eltern-Kind-Angebote und Betriebssport finden häufig vormittags statt. In diesen Zeiten können die Schulhallen natürlich nicht genutzt werden“, so Dietz.

Viele Kurse fallen aus, andere Angebote finden draußen statt

Manche der Kurse seien ins Freie verlegt worden, viele fallen jedoch aus. „Für die Sportler ist das ärgerlich, auch, weil die Stadt ja sehr früh die Hallen gesperrt hat und sie bis heute – zum Glück – nicht genutzt werden müssen.“ Im Nachmittagsbereich wurden teilweise Lösungen gefunden, so teilen sich verschiedene Angebote Hallenzeiten. Dazu kommt die Ungewissheit: Es ist nicht absehbar, wie lange die Hallen vorgehalten werden müssen, zudem habe, so Dietz, die Erfahrung von 2015 gezeigt, dass noch über ein Jahr vergehen kann, bis die Hallen wieder für den Sport nutzbar sind. In Bovert soll nach dem Abbau der Unterkunfts-Einrichtung ein neuer Boden verlegt werden, was ebenfalls dauert. „Uns bleibt nur, abzuwarten und mit den Hallen, die wir nutzen können, zu wirtschaften“, so der Vorsitzende des Sportverbandes. Dennoch steht er hinter dem Vorgehen der Stadt. „Jedem, der sich beschwert, sage ich, dass die Ukrainer auch lieber zu Hause in ihren Betten schlafen würden als in unseren Turnhallen.“

Die Stadtverwaltung bittet die Bürgerschaft in diesem Punkt um Verständnis. In Meerbusch sei die Kalkulation mit diesen zwei Turnhallen für jeweils 80 und 40 Plätze sowie dem Sonnengarten, der vorher ungenutzt war, sehr moderat. Dies beinhalte ein größeres Risiko, falls die Situation im Kriegsgebiet weiter eskaliere, gab Maatz zu bedenken. Im Vergleich dazu hätten Grevenbroich und Dormagen 300 bis 500 Plätze in Turnhallen reserviert. „Wenn absehbar ist, dass der Konflikt abklingt und Geflüchtete in größerer Zahl zurückgehen, dann können wir die Hallen zurückbauen“, stellte der Erste Beigeordnete in Aussicht. Schließlich seien in die Hallen für die Privatsphäre der potenziell dort Untergebrachten Innenwände eingezogen worden, deren Montage mit viel Aufwand verbunden sei. Dass die Plätze derzeit nicht benötigt werden, sei begrüßenswert und der privaten Initiative von Meerbuschs Bürgern zu verdanken, über die er sehr glücklich sei. „Wir hoffen, diese Unterstützung bleibt auch so“, so Maatz.