Ohne Ehrenamtler funktioniert das Turnier nicht Sie machen die Meerbusch Open möglich

Ballkinder, Helfer und Linienrichter spielen auch bei Profiturnieren wichtige Rollen.

Bernd Eberl ist Linienrichter, Lelia Maier holt Bälle und reicht Handtücher und Max Sander (v. l.) koordiniert vom Platzrand aus die verschiedenen Helfer.

Foto: Tim Kronner

„Entscheidend is auf’m Platz“ – dieses Zitat stammt zwar von einem Fußballer, passt in leicht abgewandelter Form aber auch zum Tennis. Zumindest zum Tennisturnier, das gerade in Büderich stattfindet. Denn damit die Tennis-Asse dort überhaupt aufschlagen können, braucht es vor allem eines: Freiwillige, die das Turnier ermöglichen. Entscheidend is also erstmal neben dem Platz. „Wir sind auf sie angewiesen“, sagt Max Sander, der sich um die ehrenamtlichen Linienrichter und Ballkinder kümmert.

Eins von ihnen ist Lelia Maier. Die Zwölfjährige ist zum zweiten Mal als Ballkind in Meerbusch dabei. „Es ist cool, die Spieler von so nah zu sehen“, sagt Lelia. Sie ist dafür verantwortlich, dass die Profis immer genug Bälle haben und reicht ihnen beim schweißtreibenden Sport das Handtuch. Das Problem: Nicht alle Spieler zeigen auf die gleiche Weise, was von beidem sie gerade brauchen. Manche sagen es auf Englisch, andere nur mit einer Geste. Die kann man schon mal missverstehen. „Ich habe auch schon aus Versehen das Handtuch hingehalten, obwohl er einen Ball wollte“, sagt Lelia. Für die meisten sei das aber kein Problem. Etwa bei Kai Breitbach, den Lelia bei seinem ersten Spiel im Turnier besonders gut fand. „Er macht coole Aufschläge und war sehr nett zu uns“, erzählt Lelia.

Wie Profis mit Ballkindern umgehen ist in der Tenniswelt immer wieder Gesprächsstoff. So ist es selbst bei großen Turnieren schon vorgekommen, dass Ballkinder angeblafft wurden, weil sie den Spielern nicht schnell genug waren. Tennisgrößen wie Roger Federer oder Alexander Zverev hatten anschließend einen respektvolleren Umgang mit den unbezahlten Ballkindern gefordert. Ein Problem, das es in Meerbusch zum Glück nicht gibt. Spieler und Ballkinder kämen gut miteinander aus, sagt Sander.

Die Kinder lernen Disziplin
und Aufmerksamkeit zu halten

60 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren sind in dieser Woche im Einsatz. Vorher gab es eine Einweisung, damit sie wissen, worauf sie achten müssen. „Mit dem dreimonatigen Kurs für die Wimbledon-Ballkinder können wir aber natürlich nicht mithalten“, sagt Sander. Trotzdem glaubt er, dass die Kinder viel aus der Woche mitnehmen können. „Man braucht nicht nur Fitness und muss die Regeln kennen“, sagt Sander. Es gehe auch um Disziplin, Aufmerksamkeit und Übersicht.

Letztere ist eine Eigenschaft, die auch der zweiten großen Gruppe der Ehrenamtler auf keinen Fall abgehen sollte: den Linienrichtern. 40 von ihnen sorgen gemeinsam mit den Hauptschiedsrichtern dafür, dass jeder Punkt auf die richtige Seite geht. Mindestens 14 Jahre alt müssen die Linienrichter sein und schon Erfahrung im Tennis haben.

Einer der erfahrensten ist Bernd Eberl, der seit der Premiere der Meerbusch Open dabei ist. Der 76-Jährige steht bei mehreren Turnieren im Jahr neben dem Platz und guckt ganz genau hin. So startete auch seine Karriere als Linienrichter. Da war er als Zuschauer bei der Senioren-WM, bis ihn ein Oberschiedsrichter auf die Idee brachte, selbst mitzuwirken. „Sie stehen hier ja sowieso immer rum“, habe er zu Eberl gesagt. „Und das ist doch besser als zu Hause auf die Möbel aufzupassen“, sagt Eberl heute und lacht.

Der 76-Jährige schätzt am Turnier in Büderich vor allem, dass er dort so viel Umgang mit jungen Menschen hat. „Man soll sich im Alter ja nicht verkriechen“, sagt Eberl. Das hat er auch früher schon nicht getan. Da war er 30 Jahre lang als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz unterwegs.

Eine Kamera zur Ballverfolgung gibt es in Meerbusch nicht

Von dort weiß er noch gut, wie man sich gegen meckernde Spieler behauptet. Oder wie er es mit einem Augenzwinkern ausdrückt: „Fehler mache ich nicht. Ich treffe nur unglückliche Entscheidungen.“ Allerdings werde beim Tennis sowieso viel weniger reklamiert als beim Fußball. Sehr angenehm für das Adlerauge, das im Gegensatz zu den großen Turnieren auf ein digitales Hawk-Eye, also eine Videosystem zur Ballverfolgung, verzichten muss. In Meerbusch gilt eben noch: Entscheidend is neben dem Platz.