Bevölkerungsentwicklung von Meerbusch Stadt plant für Neubürger voraus
Meerbusch wächst – wird das Angebot an Wohnraum, Kitas und Schulen dem Bevolkerungswachstum gerecht?
Knapp 56 000 Menschen leben in Meerbusch, verteilen sich auf die acht Ortsteile. Diese Zahl steht seit Jahren stabil in allen Statistiken. Aber: Der Druck auf Wohnungen macht sich auch in Meerbusch bemerkbar, die Stadt reagiert damit schon seit Jahren mit der Ausweisung immer neuer Baugebiete.
In dem einen haben vielleicht 20 Neubürger Platz, im anderen wie Ivangsheide annähernd 1500. Je größer die Gebiete, desto mehr müssen die städtischen Planer auch an Infrastruktur denken: Wie alt sind die Menschen, die nach Meerbusch ziehen? Brauchen diese Familien Kitas und Schulen? Müssen wir auch an die Senioren denken und barrierefrei bauen? All das ist Bestandteil der Stadt- und Bevölkerungsentwicklung, die noch vor der Sommerpause in der Kommunalpolitik vorgestellt und diskutiert wurde.
Die Statistik
Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage begann mit einer überraschenden Aussage: „Mir war neu, dass in den fünf Jahren zwischen 2010 und 2014 rund 15 000 Bürger aus Meerbusch weggezogen sind.“ Es seien aber auch wieder 16 600 zugezogen, gleichwohl sei damit fast ein Drittel der kompletten Bewohnerschaft ausgetauscht. In dem Zeitraum habe es 424 Geburten und 623 Todesfälle gegeben. Insgesamt ist in den fünf Jahren die Zahl der Einwohner um 493 (0,89 Prozent ) auf 55 847 gestiegen.
Der zweite Teil der Präsentation, die im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erstellt wurde, behandelte den Zeitraum von 2014 bis 2018. Erneut sind viele aus Meerbusch weggezogen: Den 16 364 Wegzügen standen in dem Fünf-Jahres-Zeitraum wiederum 19 632 Zuzüge entgegen. Einwohnerzuwachs: 1881 (3,26 Prozent). Mit 1116 Baufertigstellungen wurden auch doppelt so viele Häuser fertig wie noch im ersten Zeitraum.
Die Prognose
Meerbusch wird bis 2030 vermutlich auf knapp 58 000 Einwohner wachsen. Um Platz für rund 1500 Neubürger zu schaffen, werden unterschiedliche Flächen entwickelt – einige sind schon fertig, andere noch in der Planung.
Die Folgen für die Ortsteile
In Osterath gibt es laut Präsentation einen deutlichen Mehrbedarf an Betreuungsplätzen in Kitas, aber weniger in Grundschulen. In Büderich werden ebenfalls mehr Kita-Plätze, aber auch Klassenräume gebraucht. In den übrigen Ortsteilen besteht demnach kein Investitionsbedarf im Kita- oder Grundschulbereich.
Kita-Prognose
Ziel bei der Kinderbetreuung müsse sein, bei den Ü3-Kindern eine Quote von 98 Prozent zu erreichen, bei den U3-Kindern von 52 Prozent. In Büderich müssten dafür zehn zusätzliche Kita-Gruppen eingerichtet werden, in Osterath sechs, in Lank müsste in einer Kita von vier auf sechs Gruppen aufgestockt werden.
Grundschul-Prognose
Grundlage sei dabei, maximal 27 Schüler in einer Klasse zu unterrichten. Vor dem Hintergrund müssten in Büderich ab dem Schuljahr 2021/22 neue Klassenräume geschaffen werden. Das aber sei nicht einfach. An der Mauritius-Schule müsste für fünf Millionen Euro saniert und erweitert werden. Ein Neubau an der Brüder-Grimm-Schule sei von der Bezirksregierung abgelehnt worden, weil die Kinder dann in der Einflugschneise unterrichtet würden. Zusätzliche Räume an der Adam-Riese-Schule sind konkret, dann müsste aber das Stadtarchiv ausziehen. Angedacht wurde auch, einen Werkraum der Bibliothek umzuwidmen. In Osterath sei ab 2023/2024 ein weiterer Klassenraum nötig. Wenn sich die Baugebiete Kamper Weg, Kamper Hof, Ivangsheide und Kalverdonksweg ab 2025 entwickeln, müsse man hier ebenfalls größer planen. In Lank bestehe im Grundschulbereich ein Überangebot, das sich noch weiter verfestigen werde.
Weiterführende Schulen
Trotz steigender Schülerzahlen bestehe rechnerisch ab 2029 eine Unterdeckung bei den Klassenräumen, deswegen müsse das Schulform-Angebot überprüft werden. Heißt konkret: Die Stadt denkt auch über eine zweite Gesamtschule nach.
Die Reaktion der Politiker
„Wir wollen gerne mehr Einwohner,“ so Werner Damblon (CDU), „aber nicht möglichst schnell 60 000.“ Er plädierte für langsames Wachstum, in dem man die Infrastruktur modernisiere und die Demografie im Blick habe. Klaus Rettig (FDP) glaubt nicht, dass man jedes Baugebiet entwickeln müsse, und mahnte, dass auch eine verkehrliche Erschließung immer mitbedacht werden müsste. Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) ist froh, dass sich Meerbusch entwickelt: „Hier kann man ja auch gut leben.“ Sie ist sich sicher, dass die Stadt nicht vergreisen wird, legt Wert darauf, dass Kita- und Schulentwicklungen sichergestellt sein müssten: „Es ist auch gut, dass über eine zweite Gesamtschule nachgedacht wird.“ Joachim Quass (Grüne) brachte den Gedanken der Quartiersarbeit ins Gespräch. Siedlungsentwicklung sei nötig, aber vor allem sei bezahlbarer Wohnraum wichtig. „Wir haben genug Einfamilienhäuser“, plädiert er vor allem für „moderaten Geschosswohnungsbau“. Jürgen Peters, Fraktionsvorsitzender der Grünen, warnte vor „Flächenfraß“ und davor, weitere große Baugebiete auszuweisen. Laut Regionalplan seien acht weitere Gebiete ausgewiesen. Diese Entwicklung müsse unter Berücksichtigung der Wachstumszahlen maßvoll erfolgen.
Fortsetzung
Nach der Sommerpause, wenn im September die Fachausschüsse tagen, wird weiter über die Bevölkerungsentwicklung diskutiert – dann vor allem über die Erweiterung der Adam-Riese-Schule und der Zukunft des Stadtarchivs.