Winterwelt bedeutet auch harte Arbeit
Die Besucher genießen Glühwein, erfreuen sich an Reibekuchen und drehen eine Runde auf dem Eis. Möglich machen das die Schausteller.
Es ist kalt. Martina Bossle steht in dicker Jacke in ihrem Stand auf der Winterwelt in Büderich und rührt mit einem Löffel in einer dampfenden Tasse Kaffee herum. Ihre Hand zittert. „Warm halten“, sagt sie. „Das ist das Wichtigste, wenn man einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt betreiben will. Man muss sich von innen und außen warm halten.“ Bossle und ihre Kollegen in den Bratereien und Glühweinbuden sind die Gesichter des Büdericher Weihnachtsmarktes. Doch wie kommt man überhaupt dazu, sich freiwillig über Wochen der Kälte auszusetzen?
„Veranlagung, die Liebe zu Menschen und eine verständnisvolle Familie sind Voraussetzung für unsere Arbeit“, sagt Hilde Malzkorn, die auf der Winterwelt einen Reibekuchenstand betreibt. „Ich mache das jetzt schon seit etwa 40 Jahren, seit elf Jahren bin ich hier in Büderich.“ Warum sie immer wiederkomme? „Die Rückmeldungen sind einfach großartig. Die Leute lieben meine Reibekuchen. Ich weiß nicht, wenn ich das nicht mehr machen würde, würde mir etwas fehlen.“ Der Büdericher Markt sei im Vergleich zu den großen Märkten besonders familiär. „Mann kennt sich hier“, sagt sie. Das ist auch ein Grund. Die Leute sind über die Jahre zu so einer Art Familie für mich geworden.“
Einige Meter weiter kümmert sich Jeffrey Bossle um seinen Krustenbraten . Er und Martina sind verwandt. „Sie ist meine Großcousine“, erklärt er. Das Schaustellertum liege bei den Bossles in der Familie. Allein auf der Winterwelt betreiben sie vier Stände. „Für uns hat der Standort Büderich einige Vorteile“, so Jeffrey Bossle.
„Die Öffnungszeiten hier sind sehr familienfreundlich. Wir müssen erst um 12 Uhr aufmachen, und Feierabend ist pünktlich um 21 Uhr.“ Das sei erheblich weniger belastend als die Arbeit auf größeren Weihnachtmärkten, wo man mitunter schon um 8 Uhr morgens anfange. „So habe ich auch die Zeit, mich um meine Kinder zu kümmern, die hier gerne zum Schlittschuhlaufen hinkommen.“ Erster Ansprechpartner für die Bossle-Kinder ist Heino Wölfel. Der Senior arbeitet tagsüber im Schlittschuhverleih der Winterwelt. „Ich bin auch schon von Anfang an dabei gewesen“, sagt er. „Seit elf Jahren mache ich das hier nun schon.“ Der Grund für sein Engagement: Freundschaft. Rolf Löwe, der Betreiber der Eisbahn, habe ihn damals gefragt, ob er mitmachen wolle. „Tja, und seitdem werde ich eben immer wieder gefragt.“ Aber er mache seine Arbeit auch wirklich gerne. „Es ist doch eine tolle Sache, jungen Menschen Freude zu bereiten.“ Und wenn er dazu dick eingepackt Schlittschuhe ausgeben müsse, dann sei das eben so.
Martina Bossle hat ihren Kaffee mittlerweile ausgetrunken. Sie lächelt. Ihre zitternde Hand ist wieder ruhig. „So jetzt geht’s weiter“, sagt sie und dreht sich zu ihrem Ofen um, in dem Flammkuchen auf ihre Vollendung warten. „Wenn man weiß wie, dann ist unser Job der schönste auf der Welt.“