Wirbel um angebliches Jobangebot für Dezernenten
Just Gérard hat das Signal von Politikern, dass er nicht wiedergewählt wird. Jetzt sagt der Dezernent, dass er von Investor Soliman einen Job in Aussicht gestellt bekommen habe.
Es war ein fast beiläufig ausgesprochener Satz, den Dezernent Just Gérard im jüngsten Kulturausschuss gesagt hat. Mit Bezug auf das 850 Jahre Klosterareal Haus Meer, für das sich ein neuer Investor gefunden hat, sagte Gérard vor Politikern: „Ich werde stark involviert sein und auch in zukünftigen Jahren hier berichten.“ Bei manchem Kulturpolitiker muss der Satz für Verwunderung gesorgt haben, denn Gérard, dessen Wahlperiode 2016 endet, hat von der Politik Signale bekommen, dass er wohl nicht erneut gewählt wird. Der 57-Jährige will sich zwar zur Wiederwahl stellen, entwickelt aber berufliche Alternativpläne. Er wolle sich in einem Seminar als Sachverständiger zur Beratung bei bebauten und unbebauten Grundstücken zertifizieren lassen.
Just Gérard, Dezernent
Ein erstes berufliches Betätigungsfeld soll ihm bereits in Aussicht gestellt worden sein: „Es gibt die Anfrage von Peter Soliman, ob ich für ihn als Berater tätig sein will“, sagt Just Gérard auf Anfrage. Der Vorschlag sei gewesen, dass er als „Steuerer“ für das Projekt Haus Meer tätig sein könnte. Der Dezernent sagt, er könne sich das gut vorstellen, habe aber noch nicht zugesagt.
Nach der Art von Beratung, die Gérard vornehmen sollte, befragt, dementierte Soliman gestern eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit. In einer späteren Mail untersagte er die Veröffentlichung jeglicher Zitate von ihm.
Dass Politiker oder Verwaltungsbeamte Jobs später in der freien Wirtschaft annehmen, ist nicht ungewöhnlich. Für gewöhnlich lassen sie vor Antritt des neuen Jobs eine gewisse Zeit verstreichen. Ungewöhnlich ist aber die Ansage Gérards, und pikant könnte eine während der Dezernententätigkeit in Aussicht gestellte Beratertätigkeit sein.
Schon jetzt haben Soliman und Gérard schließlich berufliche Berührungspunkte: Gérard meldete sich Anfang der Woche und erwähnte lobend Solimans Aktivität in Sachen Denkmalschutz. Gérard schlug sogar vor, vor Ort ein Foto von ihm und Soliman an Haus Meer vor den Sanierungsarbeiten zu machen — und er sendete im Nachgang ein Schreiben mit zwei Zitaten, eines von ihm selbst, eines von Peter Soliman.
Schon in einem anderen Fall, der Sanierung der denkmalgeschützten Alten Vikarie in Osterath, hatten Gérard und Soliman Berührungspunkte. Die Vikarie wurde Anfang des Jahres nicht in der alten Fachwerkvariante, sondern mit Wandputz wieder restauriert. Das kritisierten Politiker: So stellte CDU-Politiker Franz-Josef Jürgens im März im Ausschuss die Frage, ob hier nicht der neue Eigentümer Soliman gegenüber dem früheren Eigentümer bevorteilt wurde.
Just Gérard weiß offenbar um die Brisanz einer etwaigen Folgetätigkeit im Umfeld des Investors. Es würde alles sauber laufen, er würde seine jetzige Tätigkeit von der späteren trennen, betont er. „Bei mir wird nicht geschoben. Er wird wie jeder normale Bauherr beraten.“ Schon jetzt handhabe er das so. So habe Soliman zunächst Pläne gehabt, wie der Innenhof groß beplant werden könnte. „Es geht nur auf dem Grundriss des Hauptgebäudes, damit kann man planen“, habe er geantwortet.