Zerrissenes Papier wirkt durch Schatten und Schichtung
Die Reihe „Kunst in der Apsis“ zeigt Arbeiten von Traute Kessel: Weiß in Weiß.
Osterath. Am Sonntag wird die neue Ausstellung in der Apsis der Evangelischen Kirche in Osterath, Alte Poststraße 15, eröffnet. Dieser erste Sonntag nach Ostern ist auch der „weiße Sonntag“. Daran knüpft der Titel der Werkschau von Traute Kessler an: „Weiß in Weiß“.
Kessler arbeitet mit Papieren, die sie nur in zweiter Hinsicht als Mal- oder Zeichenuntergrund nutzt. In erster Linie betont sie das Materialhafte: Die Künstlerin reißt, schichtet oder rollt so lange, bis sie meist „weiß-in-weiße“ Licht- und Schattenstrukturen erzeugt hat.
Der Betrachter sieht die Kunstwerke als „unbeschriebene Blätter“, Symbole eines Neuanfangs oder eine scheinbare Leere, innerhalb derer allerdings ein Spiel des Lichtes stattfindet und sich das dünne Material Papier behauptet, indem es eigene Schatten wirft. Es entstehen interessante Schattenverläufe in zarten Graunuancen, die den Betrachter genau hinsehen lassen.
Ein gutes Aquarell lässt durch gut komponierte Farbzusammenhänge das Weiß des Papiers besonders strahlen und leuchten. Dabei kann es eben nicht weißer sein als das Papier je war — aufgetragene weiße Farbe würde im Vergleich eher grau wirken. Daher verbieten sich einige Aquarellkünstler den Weiß-Auftrag.
Traute Kessler aquarelliert auch, aber betont sparsam, eher als Ergänzung, denn die weiße Materialität des Aquarellpapiers steht immer im Vordergrund.
Besonderes Augenmerk erhalten die Ränder der Papiere. Wer je Papier gerissen hat, kennt das Phänomen der „Laufrichtung“, der Anordnung der Fasern, die sich bei der Papierherstellung ergibt. Je nachdem, ob man parallel zur Laufrichtung oder dagegen reißt, ergeben sich exakte Kanten oder eher Resultate „mit Eigenleben“.
Das setzt Traute Kessler gezielt gestalterisch ein. Allein durch den Schattenwurf ihrer Papierschichtungen entsteht der Eindruck einer linearen Zeichnung — gezeichnet mit und durch Licht und Schatten, könnte man sagen. Red
“Die Ausstellung wird am Sonntag um 11.15 Uhr eröffnet und ist bis zum 29. Mai zu sehen. Die Einführung bei der Vernissage hält Ortwin Peithmann. Besucht werden kann die Ausstellung werktags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 02159- 50442.