Ärger um Dresscode auf Neusser Rennbahn Gleichstellungsbeauftragte kritisiert Landjugend

Neuss · . Die Gleichstellungsbeauftragte des Neusser Stadtrates übt scharfe Kritik am Veranstalter des Weihnachtsballs – dabei handelt es sich um die Katholische Landjugendbewegung Kaarst. Eine Frau war am Eingang abgewiesen worden, weil sie keine hohen Schuhe trug.

Begründung: Sie würde gegen den Dresscode verstoßen. Die Betroffene erklärte daraufhin dem Security-Personal, sie habe vor einigen Jahren einen Schlaganfall erlitten und könne darum keine hohen Schuhe tragen. Doch ihren Behindertenausweis habe man nicht sehen wollen, der 22-Jährigen wurde der Eintritt verwehrt.

Als „entwürdigend“ bewertet die Gleichstellungsbeauftragte den Vorfall. „Ich war fassungslos, als ich davon gehört habe“, sagt Hedwig Claes. Der Vorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung Kaarst (KLJB), Richard Meyer, bedauert, was passiert ist. Tatsächlich seien hohe Schuhe für Frauen nicht Pflicht gewesen, betont er. „Etliche Frauen auf dem Ball haben auch Ballerinas getragen.“ Doch schicke Kleidung sei schon vorgeschrieben gewesen. „Das gab es schon immer.“ Für Männer seien Lederschuhe im Dresscode vorgeschrieben. Wer als Mann Turnschuhe getragen habe, sei ebenfalls abgewiesen worden. So habe die Anweisung an das Security-Personal gelautet. „Wer aber berechtigte Gründe vorweisen konnte, warum er oder sie sich nicht entsprechend kleiden kann, der wurde natürlich hineingelassen“, erklärt Meyer. „Wenn wir den Vorfall mitbekommen hätten, wäre das nicht passiert. Wir wollten niemanden benachteiligen.“ Eine Frau mit Rheuma, die ebenfalls flache Schuhe anhatte, sei ohne Probleme hineingelassen worden, nachdem sie ihre Tabletten vorzeigte.

„Ein Dresscode ist ja die eine Sache“, bewertet Hedwig Claes den Vorfall. „Aber mit welcher Selbstverständlichkeit die Frauen aufgefordert wurden, nachzuweisen, dass sie Medikamente nehmen oder eine Behinderung haben – das geht gar nicht, dass die Frauen sich so behandeln lassen mussten“, sagt Claes.

Die KLJB Kaarst hat angekündigt, aus dem Vorfall Konsequenzen zu ziehen. „Wir müssen uns über den Dresscode Gedanken machen“, sagt Meyer. Auch mit der Security-Firma werde man noch Rücksprache halten. anst

(anst)