Interview mit Bayram Öz aus Neuss „Die politische Verdrossenheit abbauen“

Interview · „Aktiv für Neuss“ ist neu im Rat und gehört schon zur Koalition „Rot-Grün plus“. Zielgruppe sind vor allem junge Wähler.

Bayram Öz (31) vertritt die Wählergruppe „Aktiv für Neuss“.

Foto: Aktiv für Neuss

Herr Öz, die Wählergruppe Vielfalt und Gerechtigkeit für Neuss, meist als „Aktiv für Neuss“ bezeichnet, war vor der Wahl ein politischer Nobody und ist jetzt Teil einer neuen Ratsmehrheit. Hätten Sie sich einen solchen Blitzstart vorher träumen lassen?

Bayram Öz: Für unseren Einzug in den Stadtrat haben wir monatelang sehr intensiv gearbeitet, da wir – anders als die Parteien – uns in kürzester Zeit sowohl politisch institutionalisieren als auch den Wählern vorstellen mussten. Doch politische Erfahrung hatten wir schon, da wir zuvor als sachkundige Bürger mit „GO Neuss“ im Rat waren. Zudem ist unser Ehrenvorsitzender Ahmet Tuzkaya bereits seit über 25 Jahren aktiv in der Politik. Diese Erfahrung ist für uns unverzichtbar. Man darf aber nicht vergessen, dass wir bereits vor sechs Jahren (damals noch als BIG-Partei, d.Red.) an der Ratsmehrheit (mit CDU und Grünen, d.Red.) beteiligt waren. Dies wurde aber nicht ausreichend
gewürdigt.

Welche Ideen möchten Sie in der neuen Gemeinschaft vor allem nach vorne bringen?

Öz: Unserer dynamischen und innovativen Wählergemeinschaft liegt es ganz besonders am Herzen das Interesse von jungen Neusserinnen und Neussern für die Politik zu gewinnen. Die Ambitionen und Ideen junger Leute sind es, welche unsere Stadt verbessern und voranbringen. Genau aus dem Grund sind 90 Prozent unserer Mitglieder unter 40 Jahre alt.

Nun bilden Sie mit der UWG eine nur zweiköpfige Fraktion, die bei „Rot Grün plus“ kleinster Partner in einem Dreierbündnis ist. Was ist da realistischerweise möglich?

Öz: Eine solche Konstellation stellt ein hervorragendes Abbild einer ideellen Demokratie dar. Als mehrheitsschaffendes Glied innerhalb des Bündnisses besetzen wir eine unverzichtbare Schlüsselposition. Aus diesem Grund besitzt unser Wort derzeit einen enormen Stellenwert.

Was konnten Sie konkret im neuen Kooperationsvertrag an Aktiv-Zielen verankern?

Öz: Unsere Stärken liegen insbesondere in raschen Lösungs- und Handlungskompetenzen. So wie viele andere Gemeinden, leidet sowohl die Neusser Bevölkerung sowie der Handel an den Auswirkungen der Pandemie. Damit sozial benachteiligte Kinder und der Einzelhandel keinen Kollateralschaden erleiden, werden wir Familien und dem Handel unter die Arme greifen.

Ihre Wählergemeinschaft hat vor der Wahl einen großen materiellen Aufwand betrieben, um sich schnell bekannt zu machen, am Ende aber nur 857 Stimmen erhalten. Trotzdem zufrieden?

Öz: Völlige Zufriedenheit ist nie gegeben! Man muss bedenken, dass wir nur eine sehr kurze Vorlaufzeit von zwei bis drei Monaten und gleichzeitig durch die Corona-Pandemie starke Einschränkungen hatten. In diesem Sinne mussten wir uns verstärkt durch Werbung bekannt machen. Ein solches Ergebnis trotz dieser Umstände zu erreichen, spiegelt somit eindeutig unser hohes Potenzial wider.

Wo kamen die Stimmen
Ihrer Ansicht nach her?

Öz: Diese Stimmen stammen von Menschen, welche sich von den Altparteien nicht ausreichend angesprochen und vertreten fühlen. Doch wir setzen uns als Neusser für Neusser Belange ein. Diese bürgernahe Politik macht den Unterschied.

Wie groß schätzen Sie das Wählerpotenzial für Ihre Gruppe in Neuss tatsächlich ein?

Öz: Unser Ziel ist es, in der kommenden Periode die politische Verdrossenheit entschieden abzubauen und Jugendliche für die Belange ihrer Stadt zu begeistern. Wir vermuten, dass unser eigentliches Wählerpotenzial bei circa acht Prozent liegt.

Wer mehr über ihre Gruppierung erfahren möchte, findet sie nur auf Facebook. Kommt da noch was?

Öz: Unsere Instagram-Seite vervollständigt unseren Social-Media Auftritt bereits, doch unsere Webseite „aktivfuerneuss.de“ ist bereits online, befindet sich aber noch im weiteren Aufbau.