Archäologen finden Mauerreste
Die Fundamente am Freithof sind auf Plänen nicht verzeichnet. Jetzt stehen weitere Untersuchungen an.
Neuss. Wer in Neuss gräbt, der findet auch etwas. Diese Feststellung hat sich auf dem Freithof bewahrheitet, wo die Archäologen in städtischen Diensten eine steinerne Kanonenkugel aber auch Knochen von Menschen fanden, die bislang auf dem ehemaligen Friedhof im Schatten der Quirinus-Basilika ruhten. Diese Überreste werden gesammelt und später wieder gesondert beigesetzt. Viel spektakulärer als das sind aber die mächtigen Mauerreste aus dem Mittelalter, mit denen kein Experte gerechnet hatte. „Sie sind auf keinen Plänen verzeichnet“, stellt Karin Striewe von der Abteilung Bodendenkmalpflege fest, die der Sache nun weiter auf den Grund gehen will. „Wir hoffen, neue Erkenntnisse im Hinblick auf die mittelalterliche Besiedlung des Büchel gewinnen zu können“, sagt sie.
Die Grabung auf dem Büchel „erwischt“ die Denkmalpflege in einer Zeit des organisatorischen Umbruchs. Sabine Sauer, Archäologin und langjährige Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege, hat sich ebenso aus dem Amt zurückgezogen wie Stefanie Müller von der Abteilung Denkmalschutz und Denkmalpflege. Diese beiden mit Denkmalpflege beschäftigten Sachgebiete will Bürgermeister Reiner Breuer nun als eigenständige Abteilung unter dem Dach des Amtes für Stadtplanung zusammenführen. Das soll es Außensteheden erleichtern, Zuständigkeiten zu durchschauen und mache auch inhaltlich Sinn.
Denn bei der Rekonstruktion des Epanchoirs, nennt Andreas Galland ein Beispiel, waren beide Abteilungen gleichermaßen eingebunden. Galland war vor seinem Wechsel an die Spitze des Amtes für Wirtschaftsförderung Leiter des Amtes für Bauordnung und damit oberster Denkmalpfleger im Rathaus.
Die Grabung auf dem Freithof war zunächst reine Routine. Die Archäologen werden immer hinzugezogen, wenn in der Innenstadt die Erdoberfläche angekratzt wird. Das ist aktuell am Freithof der Fall, dessen westlicher Teil auf einer Fläche von 2600 Quadratmetern umgestaltet wird. Bislang wurde nur der ungepflasterte Teil untersucht, der zuletzt als Biergarten genutzt worden war.
Nun forschen die Archäologen in Richtung Quirinusmünster weiter und nehmen dazu dann auch das Kopfsteinpflaster der Straße auf. Denn ein Schenkel des gefundenen Mauerwinkels läuft auf St. Quirin zu und dürfte mindestens so alt sein wie die Kirche. „Die Bauarbeiten werden hoffentlich Aufschluss über den Verlauf des Mauerfundamentes — besonders im Zusammenhang mit den Fundamenten von St. Quirin — geben“, sagt Striewe.
Auf den Zeitplan zur Anfang des Monats begonnenen Freithofumgestaltung hat der Fund bis jetzt keine Auswirkungen, betont Christian Unbehaun. Das Bodendenkmal bleibe erhalten und werde gesichert, sagt der Leiter des Planungsamtes der Stadt, der aber nicht sagen kann, ob davon etwas oberirdisch sichtbar bleibt.
Zur weiteren Untersuchung gehört, den Mauerrest in das digitale Kartenwerk der Stadt zu übertragen und mit dessen Bestand abzugleichen. Erst am Ende werde man versuchen, eine schlüssige Erklärung zu finden.