Aus Acument wird Ruia
Unternehmen ist aus der Insolvenz. 311 der 371 Arbeitsplätze in Neuss wurden gerettet. Das Neusser Stammwerk und die Werke Beckingen, Neuwied, Schrozberg sowie das Logistikzentrum in Köln werden unter der Bezeichnung Ruia Global Fasteners als Aktiengesellschaft fortgeführt.
Neuss. Der Automobilzulieferer Acument an der Further Straße ist aus der Insolvenz heraus und verkauft: Die indische Ruia-Group hat das traditionsreiche Werk (s. Kasten) mit den vier anderen Acument-Werken gekauft. Schon sind in den Werkshallen und Bürofluren die Signets der Inder überall präsent. Gestern übergab Insolvenzverwalter Wolf von der Fecht symbolisch einen übergroßen Schlüssel an Pawan K. Ruia, den Chairman der Gruppe.
Das Neusser Stammwerk und die Werke Beckingen, Neuwied, Schrozberg sowie das Logistikzentrum in Köln werden unter der Bezeichnung Ruia Global Fasteners als Aktiengesellschaft fortgeführt. 311 der 371 Arbeitsplätze in Neuss wurden gerettet. Für dieses Jahr erwartet Ruia einen Umsatz von 45 Millionen Euro.
Das Unternehmen Acument war im Zuge der Finanzkrise und der Probleme auf dem Markt der Automobilzulieferer in große Schwierigkeiten geraten: Die Umsätze waren seit Jahresbeginn um 30 Prozent eingebrochen. Im Sommer 2009 musste Acument für seine deutschen Standorte Insolvenz anmelden.
Bis zum Jahresende erarbeitete der vorläufige Insolvenzverwalter Wolf von der Fecht mit Geschäftsführung und Gläubigerausschuss einen umfangreichen Restrukturierungsplan. Ein Schwerpunkt war dabei die Vereinheitlichung der IT-Systeme und der Logistik.
Am 1. Dezember 2009 eröffnete das Düsseldorfer Amtsgericht das Insolvenzverfahren. Im Mai 2010 signalisierte der Acument-Eigentümer überraschend Verkaufsabsichten. Schließlich brachte Wolf von der Fecht den Verkauf aller deutschen Acument-Standorte über die Bühnen: Magna International, einst Anwärter auf einen Opel-Kauf, übernahm den Standort Dürbheim, wo Stanzprodukte hergestellt werden, die Ruia-Group die vier anderen Werke.
Sichtlich erleichtert übergab der Insolvenzverwalter gestern Schlüssel und Verantwortung. Stolz zeigte er sich, dass an den vier Standorten der vorgesehene Abbau von 429 Stellen auf 326 Arbeitsplätze reduziert werden konnte.
Und er verwies auf eine weitere Zahl: Selbst während des Insolvenzverfahrens meldete Acument in Neuss 17 Patente an. Forschung und Entwicklung, sagte er, seien eben die „zentralen Erfolgstreiber“.
Konzern-Chef Pawan K. Ruia bekundete in der Produktionshalle an der Further Straße seinen Respekt vor deutscher Technologie und erklärte, die Standorte würden in Deutschland bestehen bleiben und keinesfalls verlagert. Er sei stolz auf die Ruia-Familie von etwa 10 000 Beschäftigten weltweit. Jetzt ist sie um 1480 Mitarbeiter gewachsen.
In Neuss wird Ruia zumindest flächenmäßig kleiner: Ein Grundstück von 13 000 Quadratmeter Größen am Weissenberger Weg wird nicht mehr benötigt und soll in Zusammenarbeit mit der Stadt vermarktet werden.