Gutachterbüro unter Beschuss

Die Entscheidung über einen grundsicherungsrelevanten Mietspiegel wird im Kreissozialausschuss erneut vertagt.

Rhein-Kreis Neuss. Ob die Irritationen beim Thema grundsicherungsrelevanter Mietspiegel nach der Sitzung des Kreissozialausschusses nun alle beseitigt sind, darf bezweifelt werden. Zu groß schien nach knapp zwei Stunden Diskussion immer noch die Unsicherheit unter den Politikern in vielen Detailfragen zu sein. Kritisiert wurde darüber hinaus, dass Städte und Gemeinden in die Entscheidungsfindung nicht mit einbezogen worden seien, auch die Furcht vor Ghettoisierung wurde geäußert.

Bis zur nächsten Sitzung Mitte Mai bleibt nun Zeit, sich mit der umstrittenen Mietwerterhebung, mit Hilfe derer festgelegt werden soll, welcher Wohnraum für Hartz-IV-Empfänger angemessen ist, intensiv auseinanderzusetzen. Eine Beschlussfassung wurde erneut vertagt, stattdessen einigte man sich auf die Gründung einer interfraktionellen Arbeitsgruppe, um offene Fragen zu klären.

Unter Beschuss geriet auch der in der Sitzung anwesende Jörg Koopmann von der Beratungsgesellschaft „Analyse & Konzepte“, die das Gutachten, das der Datenerhebung zugrunde liegt, im Auftrag des Kreises angefertigt hat. Dass ausgerechnet Meerbusch bei Sozialwohnungen der günstigste Standort im Kreisgebiet sein soll, versuchte Koopmann unter anderem mit der extremen Spreizung der Mieten zu erklären, die zu einer Extremwertkappung, also der Nichtberücksichtigung von Mieten, die nach oben oder unten ausreißen, geführt hätten.

Er wehrte sich außerdem gegen den Vorwurf, bei der Datensammlung Immobilien bestimmter Wohnungsbaugesellschaften, etwa des Bauvereins, nicht berücksichtigt zu haben. „Wir haben den Bauverein angeschrieben und innerhalb von drei Monaten um eine Bestandsliste gebeten. Doch da ist nichts gekommen“, so Koopmann. Dennoch seien diese Werte durch die Mieterbefragung in das Gutachten eingeflossen.