Barrensteiner sind gegen Umleitungs-Pläne

Während der L 142-Sanierung rechnen sie mit Chaos durch den Umleitungsverkehr.

Foto: Lber

Grevenbroich. Die Emotionen kochten zeitweise hoch in der Barrensteiner Schützenhalle. „Ich bin stinksauer“, empörte sich etwa Johannes Müller. „Das Verkehrsaufkommen bei uns ist schon jetzt unerträglich, und nun soll auch noch der Umleitungsverkehr hinzukommen.“ Ein anderer Barrensteiner appellierte an die Stadt: „Bitte tun Sie uns das nicht an.“ Mehr als 100 Menschen waren zur Info-Veranstaltung über die Umleitung im Rahmen der L 142-Sanierung in Langwaden gekommen. Viele gingen unzufrieden nach Hause. Die Stadt sieht die Umleitung über Barrenstein als einzige Lösung — einen Plan B hatte sie nicht. „Die Umleitung wird eine Belastung für Sie sein, aber wir können sie nur so verträglich wie möglich gestalten“, sagte Bürgermeister Klaus Krützen, dem schon vor dem Treffen klar war, „dass wir Prügel beziehen werden“.

Fünf Monate soll die Sanierung der L 142 zwischen Wevelinghoven und K 27 dauern — unter Vollsperrung. Der Verkehr soll Richtung Neuss über die L 69, K 31 und K 27 laufen, in Gegenrichtung dagegen mitten durch Barrenstein über die Muchhausener Straße und Wevelinghovener Straße (K 10). Laut Stadt ist die L 69 nicht geeignet, den Umleitungsverkehr in beiden Richtungen aufzunehmen, auch wenn UWG-Ratsherr Leo Oehmen darauf hinwies, dass die Straße wenig schmaler sei als die K 27. Ursula Hauguth von der Verwaltung kündigte Halte- und Parkverbote sowie Tempo 30 in großen Teilen der Ortsdurchfahrt während der Bauzeit an, das Nachtfahrtverbot für Lkw soll dagegen während der Umleitung aufgehoben werden. „Wenigstens die Lkw müssen aus dem Ort herausgehalten werden“, hieß es im Saal, und: „Wo sollen die Anwohner denn parken, die Seitenstraßen sind schon voll.“

Barrensteiner befürchten durch den Verkehr Lärm und Gefahren für Kinder und Senioren, abbiegende Sattelzüge würden zudem die Kreuzung blockieren. „Was soll den Anliegern zugemutet werden?“, fragte Michael Pfeiffer und erhielt Applaus. Er ist einer der Initiatoren einer Unterschriftenaktion, bei der 381 Menschen unterzeichneten. „Ich kann Ihren Ärger verstehen“, sagte Beigeordneter Florian Herpel. „Aber wir können vor Barrenstein nicht die Zugbrücken hochziehen.“

Die Stadt hat, wie Klaus Krützen betont, keine rechtliche Handhabe, um den Lkw-Verkehr — darunter ist auch Hydro-Werksverkehr — zu anderen Wegen zu zwingen. Er versicherte: „Wir werden während der Bauzeit verstärkt im Ort präsent sein und kontrollieren, dass die Verkehrsregelungen eingehalten werden.“ Zudem soll, anders als die Stadt zunächst geplant hat, von Beginn an eine mobile Ampel aufgestellt werden, um den Verkehr zu regeln. „Auf jeden Fall ist eine Ampel im Ort erforderlich. Wenn das Geld für die Sanierung der L 142 da ist, dann muss auch das Geld für die Sicherheit der Barrensteiner da sein“, forderte Dr. Rainer Scheibling.

Nicht die Verwaltung, sondern Bewohner waren es, die in der Versammlung mehrere Möglichkeiten nannten, um doch zum „Plan B“ zu kommen. So könne für die Umleitung ein Wirtschaftsweg nahe des Sportplatzes ausgebaut werden, dann müsste der Verkehr nicht durch das Dorf. Ein Bewohner schlug für die Umleitung einen großen Einbahnstraßen-Ring über Kreisstraße 10, Muchhausener Straße und L 69 vor. „Dann fließt der Verkehr nur in einer Richtung, das entlastet den Ort“, sagte er. Herpel kündigte ein baldiges Treffen mit den Barrensteinern an, will die Vorschläge prüfen.

Klar wurde aber auch, dass die Barrensteiner selbst ohne die fünfmonatige Umleitung unter Verkehrsproblemen leiden. Die Stadt will mit dem Rhein-Kreis und anderen Beteiligten sprechen, ob das geplante Tempo 30 über die Bauphase hinaus erhalten bleiben kann.